Melanie Raabe (foto: christian faustus)

Live: Melanie Raabe in Grünstadt

Atmosphärisch, düster, auf jeden Fall unheimlich spannend – so lässt sich Melanie Raabes neuer Thriller „Die Wälder“ wohl am besten beschreiben. Am Freitagabend stellte sie ihren neuen Roman in der Buchhandlung Frank in Grünstadt vor. Dabei verriet sie den 40 Zuhörern auch, wie sie es mit Happy Ends hält.

„Sympathisch“ – das war das Wort, das nach Raabes Lesung wohl am häufigsten zu hören war. Ein Urteil, das oft überraschend verblüfft klang. Einige der Zuhörer hatten Raabe noch vor wenigen Tagen in der Talkshow von Markus Lanz gesehen und die Gunst der Stunde spontan genutzt, eine Bestsellerautorin mal aus der Nähe zu betrachten. Und dass die gefeierte Autorin, die man eben noch im TV bewundert hat, sich hier nun live vor Ort so nahbar und, ja, so sympathisch zeigte, das hinterließ offenbar schwer Eindruck. 

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Es ist noch gar nicht so lange her, da war die gebürtige Thüringerin eine Autorin ohne Publikum. Zehn Jahre lang schrieb sie und schrieb sie und schrieb sie – aber kein Verlag wollte ihre Bücher veröffentlichen. Und dann kam 2015 „Die Falle“. Der Thriller wurde damals ein sensationeller Erfolg, er war ihr großer Durchbruch. Aus der Schriftstellerin ohne Publikum wurde eine Bestsellerautorin, deren Werke heute in mehr als 20 Ländern erscheinen. Raabe hat von ihrem Küchentisch, an dem sie damals bevorzugt schrieb, die Welt erobert.

Raabe flirtet mit dem Übernatürlichen

Am Freitag war dann auch Grünstadt dran. Im Gepäck hatte die Wahl-Kölnerin ihren neuen Roman „Die Wälder“. Wieder ein klassischer Thriller, wobei Raabe den Leser zu Beginn auf eine falsche Fährte führt, indem sie ein bisschen mit dem Übernatürlichen spielt. Im Zentrum der Handlung steht Nina, eine Ärztin, die sich mit dem plötzlichen Tod von Tim, ihrem besten Freund aus Kindheitstagen, auseinandersetzen muss. Tim hat vor seinem Tod mehrfach versucht, Nina zu erreichen, ihr auch auf die Mailbox gesprochen. Er stellt ihr darin eine letzte Aufgabe: Sie soll seine Schwester finden, die in den Wäldern verschwunden ist, die das Dorf umgeben, in denen die drei aufgewachsen sind. Und so muss Nina in das Dorf zurück, das sie eigentlich nie wieder betreten wollte. 

Raabe hatte schon länger mal mit dem Gedanken gespielt, den Wald zum Setting einer ihrer Geschichten zu machen. Es passt ja auch so gut: Die Deutschen hatten schon immer ein besonderes Verhältnis zu ihren Wäldern. Lange galten sie als wild, als unheimlich, sagenhaft, als Rückzugsort von Räubern. Zwar wurde er ab der Romantik auch zum Sehnsuchtsort, dennoch bleibt da immer noch dieses unterschwellig Archaische, Ungezähmte, Gefährliche, das ihn zur perfekten Location für Horror- oder Thriller macht. Als Inspiration diente Raabe aber unter anderem auch ein eigenes Erlebnis. „Ich fuhr damals nachts durch ein Waldgebiet und da war plötzlich dieser Reifen, nachts, mitten auf der Straße. Er sah aus, als wäre er da platziert worden. Ich dachte mir: So beginnt etwa jeder zweite Horrorfilm, den du je gesehen hast“, erzählt Raabe dem schmunzelnden Publikum. Am Ende habe sie ihn mit schlechtem Gewissen umfahren und nicht von der Straße geräumt. „Ich war damals Anfang 20 und offenbar schon fantasiebegabt“, sagte sie lächelnd. 

Trial and Error

Erlebnisse wie diese, aber auch Erzählungen von Freunden, interessante Zeitungsberichte – all das könne letztlich als Inspiration für ein Buch dienen. Oft dauere es aber, bis aus der Idee wirklich eine Geschichte wird. „Im Fall von ‚Die Wälder‘ war es eigentlich so, dass ich gerade dabei war, ein ganz anderes Buch zu schreiben, als sich die Idee geradezu aufgedrängt hat und ich die Story einfach zu Papier bringen musste“, so Raabe. Es gebe Kollegen, die ein fertiges Storyboard hätten, ehe sie mit dem Schreiben beginnen, und dann wieder andere, die einfach loslegen. Sie selbst verordne sich da in der Mitte. „Ich weiß meist schon, wo ich hin will, was der Kern der Geschichte ist, und wie es enden könnte. Vieles entwickelt sich aber auch erst beim Schreiben“, sagt sie. Das Prinzip Trial-and-Error gehöre da zu ihrer Arbeitsweise einfach dazu.

In der anschließenden Fragerunde zeigte sie denn auch am Beispiel des Kapitels, in dem sich Tim und Nina kennenlernen, wie sich ein solches im kreativen Prozess verändern kann. „Es hätte auch in der ersten Fassung funktioniert, aber ich wollte es am Ende dramatischer haben“, so Raabe, die auch verriet, dass sie privat eine „Querbeetleserin“ sei, es dabei aber nicht zu blutig mag – obwohl sie ausgewiesener Stephen-King-Fan sei. Im Gegensatz zum Altmeister des Horrors lasse sie aber den Leser immer auch gern mit etwas Hoffnung zurück: „Ich will meine Leser nicht deprimieren. Deswegen haben meine Bücher oft ein Happy End – auf eine gewisse Art und Weise.“

Neues Buch in der Pipeline

Übrigens: Auf das nächste Buch von ihr scheint man auch nicht mehr allzu lange warten zu müssen, wie Raabe im Gespräch mit der RHEINPFALZ nach der Lesung verriet. Derzeit arbeite sie an einem Sachbuch über Kreativität. Sozusagen ein Ableger ihres Podcasts mit der Künstlerin Laura Kampf, mit der sie bei Kaffee und Kölsch gerne über dieses Thema spricht. Reinhören lohnt sich.

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