KISS in Mannheim (foto: Fiege)

Live: KISS in Mannheim – Das Ende des Maskenballs

1976 hatten Kiss in Mannheim ihren ersten Auftritt überhaupt in Deutschland. Jetzt hatten sie dort wohl einen ihrer letzten. Am Samstag machten die Rocker aus New York in der SAP-Arena Station. Nach fünf Dekaden soll nun tatsächlich langsam Schluss sein. Aber nageln Sie uns nicht fest.

Wer ist der Toast? Wer steckt in dem Igel-Kostüm? Und wer könnte der Waschbär sein? Fragen, die im Raum stehen, wenn man heutzutage über „Stars hinter Masken“ nachdenkt. Keine Frage, das ist natürlich der  Pro-Sieben-Show „The Masked Singer“ geschuldet – und ja, deswegen auch ein bisschen schade. Denn die Maske im Pop, das hatte früher weniger mit albernem Rätselspaß für die ganze Familie zu tun, sondern vielmehr etwas Magisch-Mystisches. Durch die Maske konnte der Künstler mit  Realität, Identität und Authentizität brechen und so Raum zur Projektion und Interpretation schaffen. Das machte so manch großen Pop-Moment überhaupt erst möglich.

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Die Maske ist daher seit jeher genreübergreifend ein beliebtes ästhetisches Stilmittel. Sei es im Hip-Hop (Cro, Sido), in der elektronischen (Daft Punk) oder der Rock-Musik (Slipknot, Lordi), ja, selbst in der Neo-Klassik (Lambert).  Bei niemandem ist die Maskerade aber so legendär geworden wie bei den Hard- und Glam-Rockern von Kiss. The Starchild, The Demon, The Spaceman, The Catman, allesamt ikonisch.

Die allerletzte Abschiedstour

Es soll ja jetzt wirklich Schluss sein. Das haben Kiss- neulich bei US-Radio-Legende Howard Stern noch einmal bekräftigt. Am 2. Dezember wollen Kiss also in New York ihr letztes Konzert spielen, danach soll die Gruppe Geschichte sein. Allerdings muss man da bei der Band  immer irgendwie vorsichtig sein, sie war schon häufiger mal auf Abschiedstour. Auch die aktuelle, wirklich allerletzte Abschiedstour läuft nun auch schon seit 2019.

Aber man weiß ja nie. Frontmann Paul Stanley ist mittlerweile  71 Jahre alt, Bassist Gene Simmons sogar schon 73 und die beiden Kiss-Küken – Drummer Eric Singer und Gitarrist Tommy Thayer – auch schon über 60. Gut möglich, dass es das also tatsächlich bald gewesen sein wird mit dieser Band, die 1973 in New York gegründet wurde. Deswegen wird derzeit also vorsichtshalber mit der gebotenen Wehmut gerade Abschied gefeiert von einer Kapelle, die nicht nur mehr Make-up trägt als alle anderen, sondern auch wie keine Zweite für das große Spektakel steht. 

In Mannheim hieß es am Samstag also: Noch einmal Gene Simmons zujubeln, wie er wahlweise (Kunst-)Blut oder Feuer spuckte. Noch einmal Paul Stanley über die Köpfe des Publikums von Bühne A auf Bühne B hinweg schweben sehen. Noch einmal diese maßlos übertriebene Pyro- und Laser-Show genießen, bei der selbst aus den Instrumenten der Musiker „Raketen“ geschossen werden. Nicht selten war ein ehrlich gemeintes „Wow“ aus einem erstaunten Zuschauer-Mund zu vernehmen.

Skid Row als Anheizer

Skid Row in Mannheim. (foto: Fiege)

Nachdem Skid Row (!) den Fans – viele kamen selbst in Maskerade – eine Stunde lang einheizten, betraten Kiss kurz nach 21 Uhr die Bühne und rockten anschließend gut zwei Stunden lang durch. Atempausen gönnten sich die Senioren nicht, einzig mit der Nummer  „Beth“ (Eric Singer am Piano und Mikro) ließ es die Band mal etwas ruhiger angehen, da war man aber schon im Zugabenteil angelangt. Ansonsten hieß es: voll auf die Zwölf. Die Setlist ließ dabei nichts zu wünschen übrig, Kiss spielten sie, die großen Klassiker. Darunter, klar, „I Was Made For Lovin’ You“, „Shout It Out Loud“ und „Rock And Roll All Nite“,  aber auch „War Machine“, „Love Gun“, „Deuce“ oder „Detroit Rock City“. Das volle Programm. Von Müdigkeit bei den betagten Herren keine Spur, auf der Bühne wirkt das Quartett alterslos. Und das nicht nur dank der Maskerade.

Gegen 23 Uhr war dann Sense. Nach der dritten Zugabe zertrümmerte Paul Stanley  seine Gitarre, um es auch dem Letzten in der SAP-Arena klarzumachen: Das war’s. Das Ende des Maskenballs war gekommen. Die selbsterklärte „heißeste Band der Welt“, seit 2014 auch Teil der Rock and Rock Hall of Fame, begibt sich freiwillig ins Abklingbecken. Zumindest, bis die nächste Reunion-Tour ansteht …

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