Bastille (foto: Fiege)

Live: Bastille in Schwetzingen – Große Sause zum Zehnjährigen

„Eh Eh Oh, Eh Oh, Eh Eh Oh“: Mit „Pompeii“ bescherten uns Bastille den hartnäckigsten Ohrwurm des Jahres 2013. Damals erschien auch das Debütalbum „Bad Blood“ der Briten, die den zehnten Jahrestag der Platte nun mit einer Tournee feiern. Nun  haben sie das Album bei „Musik im Park“ in Schwetzingen  gespielt, doch nicht alles lief so glatt wie erhofft.

Die Nacht bricht herein, und Bastille-Sänger Dan Smith hetzt durch ein gottverlassenes Los Angeles. Die Menschen, auf die er unterwegs trifft, wirken dämonenhaft, starren ihn aus toten, pechschwarze Augen an. In Panik stiehlt Smith ein Auto, flieht aus der Stadt und landet am Ende in der Wüste. Am Ende dreht er sich noch mal in die Kamera: die Augen ebenfalls pechschwarz.

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734 Millionen Klicks hat das einem kleinen Horrorfilm gleichende Musikvideo zu „Pompeii“ bis heute generiert. Es war ja auch schon ein eindrucksvoller Clip, den Bastille da zur vierten Single ihres Debütalbums gebastelt hatten. Ein Video, das  zeigte: Da sind kreative Köpfchen am Werk. Allen voran Dan Smith,  Mastermind der Indie-Pop-Band, der diese nicht nur ersonnen und gegründet hat, sondern auch die Songs schreibt und oft auch die Videos konzipiert.

Er ist auch ein guter Sänger, das weiß man. So richtig eindeutig war das am Freitagabend in Schwetzingen aber leider nicht auszumachen. Gut möglich, dass es an der schlechten Tonabmischung lag, es fehlte auf jeden Fall der „Wumms“, wie Olaf Scholz es formulieren würde. Dan Smith wirkte eigentümlich schwach auf der Brust, streckenweise viel zu leise. Schade.

Highlight gleich zu Beginn

Besonders fiel das ausgerechnet beim Opener „Pompeii“ auf. Es ist ja sowieso nur eine maximal mittelmäßige Idee, dem Publikum den größten Hit im Repertoire gleich als ersten Song zu kredenzen. Dramaturgisch würde er als großes Finale mehr Sinn ergeben. Aber: Bastille wollten zur Geburtstagsfeier ihres Debütalbums dieses in Gänze auf die Bühne bringen – und sich dabei peinlich genau an die Chronologie der Tracklist halten. Taten sie dann auch. Dazu gab es jede Menge  Interludes in der Show, die leider immer wieder ein bisschen Fahrt rausnahmen. Unnötige Stimmungskiller. Da wären weniger Sperenzchen mehr.

Das Publikum: ein bisschen jünger als bei Zucchero wenige Tage zuvor. Allerdings auch weniger zahlreich erschienen. Der knarzige Italiener lockte 4500 Menschen nach Schwetzingen zu „Musik im Park“, Bastille 500 weniger. Die hatten – trotz der Soundschwächen und der mutigen Dramaturgie – aber im Großen und Ganzen Spaß.

Dan Smith gab auch bemüht den Animateur, ließ sich sogar zu einem Bad im Publikum hinreißen, bei dem er jede Menge Hände schüttelte und Selfies mit sich machen ließ. Nicht schlecht für einen, der von sich selbst sagt, nicht unbedingt ein Bühnen-Tier zu sein und Live-Auftritte in einem Interview mit dem „Guardian“ mal als Russisches Roulette bezeichnet hatte: Das Lampenfieber, die Nerven machen ihm bei Konzerten zu schaffen.  Das macht ihn als Performer zwar nicht zu einem zweiten Freddie Mercury, aber Dan Smith punktet durch sein sympathisches, ehrliches Auftreten.

Vergreifen an Klassikern

Nachdem die Band akribisch Track für Track des überaus erfolgreichen Debütalbums abgearbeitet hatte – unter anderem hatte das ja noch Hits wie „Things We Lost In The Fire“ oder „Oblivion“ zu bieten – gingen Bastille in einen achtteiligen Zugabenteil über. Der hatte mit „Good Grief“ denn auch die stärkste Performance des Abends zu bieten, was aber auch nicht darüber hinweg trösten konnte, dass sich Bastille mal wieder an der Eurodance-Nummer „Rhythm Of The Night“ von Corona vergriffen, die sie zu einem unheimlich egalen Mash-Up mit „Rhythm Is A Dancer“ von Snap! verwursteten.

Diesen Cover-Versuch hatten Bastille ebenfalls anno 2013 erstveröffentlicht, und es ist immer noch kaum nachvollziehbar, dass er zu einem der großen Hits der Band wurde. Seinerzeit war es einzig Lily Allen zu verdanken, dass die müde Nummer in den UK-Charts nicht sogar auf Platz eins kletterte. Gerade mal rund 660 verkaufte Einheiten hatten dazu gefehlt.

Aus dem jüngsten Album „Give Me The Future“ (2022)  gab es übrigens am Freitag nur einen Song: „Shut Off The Lights“ durfte den Schlusspunkt setzen.

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