Vier Newcomer, drei Endrunden – und nur einen Slot beim Southside-Festival, den es zu gewinnen gibt: Der Sprung über die extrem hohe Messlatte beim Finale des Förderprogramms „Play Live“ in der Alten Feuerwache in Mannheim war nicht gerade einfach. Geschafft hat ihn am Samstagabend die Band Antiheld aus Stuttgart.
Das Niveau ist überaus hoch, das bemerkt auch Antiheld-Sänger Luca Opifanti in unserem Interview: „Mit jeder Band, die gespielt hat, wurde einem bewusster, dass man einfach ’ne fucking Chance von 25 Prozent hat.“ Die Stuttgarter eröffneten das Finale und zeigten den Zuschauern in locker-lässigen Popsongs, wo sie herkommen: Das urbane Umfeld ihrer Heimatstadt ist die Inspiration für Textzeilen wie „als du wegzogst, verlor die Stadt ihr Panorama“, oder das Liebesbekenntnis zum Stuttgarter Keller Klub: „Du hast jede Nacht zu einem Denkmal gemacht.“ Als Antihelden gelten ja gemeinhin Figuren, die gerade durch ihre Schwäche sympatisch werden. In der Musik der Stuttgarter kommt das bestens rüber – da wird man gerne selbst zum Antihelden.
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Der zweite Act des Abends, Teddy Smith, überzeugte mit seiner Band, den Foreigners, das Publikum und auch die Jury. Für den Freiburger Soul-Sänger endete der Abend auf Platz zwei. Musikalisch hätte man beinahe auf einen Sieg der Bluestruppe wetten können, auch wegen der lockeren, laid-back-mäßigen Performance. Vielleicht hat es am Ende ein Wenig an Massentauglichkeit gefehlt, um beim Southside-Festival auftreten zu können.“Auf die Fresse“ gab es – zumindest musikalisch – bei Cypecore. Die fünf Musiker aus Mannheim und Heidelberg werden bei ihrer Show selbst zum Bühnenbild. Als Cyborg-Krieger maskiert nehmen sie die Zuschauer mit in das Jahr 2133. Ihr Sound bewegt sich irgendwo zwischen Cybertrash und Industrial, ihre Bühnenshow irgendwo zwischen Black Sabbath und einem alten Star-Wars-Film. Einschlägige Riffs und Doublebass in übermäßigem Tempo tun ihr Übriges dazu.Ein bisschen „mainstreamiger“ wurde es bei der letzten der vier Bands: Heising setzen auf Rockmusik mit lustigen Texten. In der Tat gelingt ihnen damit, durch die Bank ein überaus gutes Feedback des Publikums zu ergattern. Selbst nach der Veranstaltung dürfte so ziemlich jeder noch die Worte „einfach mal den Arsch bewegen“ im Kopf haben – die Gewinnerband Antiheld auf alle Fälle. Während die Jury, die aus furchtbar wichtigen Personen der Musikbranche besteht, sich zurückzog, spielte noch einmal der Sieger des Vorjahres: Konvoy. Mit ein wenig Phantasie hätte auch drei mal Cro auf der Bühne stehen können, dessen Booking-Agentur Chimperator Live seit November auch Konvoy unter Vertrag hat. Zufall?
Text: Timo Benß
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