Das Geschäft mit dem Nachlass verstorbener Künstler boomt. Ob Michael Jackson, David Bowie oder Prince – posthum veröffentlichte Platten gehen wie geschnitten Brot. Nun veröffentlicht Sony Music Leonard Cohens „Thanks For The Dance“. Im Gegensatz zu den posthum veröffentlichten Werken der genannten Künstlern ist das aber keine reine Gedenkplatte, sondern eine Song-Sammlung, die als letztes Cohen-Album verstanden werden soll.
Keine Frage: Leonard Cohen war ein meisterhafter Songwriter. Ein unnachahmlicher Musiker und Poet, dem es gelang, über sechs Dekaden hinweg relevant zu bleiben. Mit über 23 Millionen verkauften Alben weltweit hatte er einen immensen Einfluss auf die musikalische Nachwelt, der auch posthum nachwirkt.
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„Thanks For The Dance“ umfasst nun neun Aufnahmen, die aus der Zeit vor Leonard Cohens Tod im November 2016 stammen. Sieben Monate nach dem Tod seines Vaters zog sich Adam Cohen laut Waschzettel zum Album in eine umgebaute Garage in seinem Hinterhof in der Nähe von Leonards Haus zurück, um wieder mit seinem Vater zusammenzuarbeiten und in Gesellschaft seiner Stimme zu sein. Von ihrer vorherigen Zusammenarbeit bei „You Want It Darker“ blieben einige musikalische Skizzen übrig, oftmals nur Gesang. Leonard, so heißt es, hatte seinen Sohn gebeten, diese Arbeiten zum Abschluss zu bringen.
Keine Leichenfledderei
Und Sohnemann hat einen guten Job gemacht. Natürlich ist „Thanks For The Dance“ mal wieder eine Abschiedsplatte. Wie eben alle Cohen-Platten, in denen die Liebe immer irgendwie von Tod, Schmerz und Verlust begleitet wird. Vielleicht ist sie, im Angesicht des nahenden Todes ihres Schöpfers, noch etwas reflektierter geraten.
Wieder ist da dieser tiefe, majestätische Sprechgesang, der sich einem so tief in die Seele gräbt, begleitet von einer recht spärlichen Instrumentierung. Was angesichts von Gastmusikern wie Beck, Jennifer Warnes, Leslie Feist oder fast schon verwundert. Aber niemand stiehlt hier dem guten Leonard das letzte Spotlight. Ausnahme: das im Vergleich schon fast opulent arrangierte „The Hills“, in dem sich Cohen mit dem Zerfall seines Körpers auseinandersetzt („I can’t make the hills / The system is shot / I’m living on pills / For which I thank God”). Eine starke Nummer.
Auch der Opener ist ein neuer Instant-Klassiker. In „Happens To The Heart“ lässt Cohen sein Liebesleben Revue passieren. Der Mann scheint dabei mit sich total im Reinen. Ein Stück, an dem er jahrelang gefeilt haben soll. Ganz groß. Den Schlussakkord bildet dann Cohens letztes Gedicht „Listen To The Hummingbird“. Danach: ewige Stille.
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