Ein Comeback ohne das ganz große Tamtam, aber von einer Qualität, die einem wieder bewusst macht, warum Keane mal ganz oben waren: Mit „Cause and Effect“ ist gerade Studioalbum Nummer fünf der Pop-Rocker aus Sussex (England) erschienen. Auf dem wird es wieder hochemotional.
Das muss man auch erst Mal so hinbekommen: Die ersten vier Studioalben von Keane erreichten im United Kingdom immer Platz eins der Charts. Angefangen beim 2004er Debüt „Hopes and Fears“ bis hin zum 2012er Machwerk „Strangeland“, dem bis dato letzten Studioalbum der 1995 gegründeten Kapelle, die so gerne aufs Keyboard setzte. Was die Balladen-Götter anfassten, schien zu Gold zu werden.
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Ab 2013 hing man als Fan dann aber in der Luft. Und auch in der Band selbst schien man sich nicht so sicher zu sein, ob man denn noch Lust habe, weiterzumachen. “I didn’t know if I could do it anymore,” gesteht Tom Chaplin heute. Nach 20 Jahren schien bei der früheren Schulband irgendwie die Luft raus. Chaplin hatte auch Interesse an einer Solokarriere, überdies eine Familie gegründet, war Vater geworden. Keane schienen für ihn eine Zeit lang ganz weit weg.
Es war dann offenbar eine Therapie, bei der Chaplin klar wurde, dass Keane ihm doch wichtiger sind, als er sich vielleicht eingestanden hatte. “I was wondering how I had come to let this very enigmatic and important relationship in my life drift,” sagt er. Also kontaktiere er seinen Bandkollegen Tim Rice-Oxley. Als man sich traf, hatte der schon einige hochemotionale Break-Up-Songs in der Tasche, die er eigentlich für sein Solo-Album aufnehmen wollte. Der Multiinstrumentalist, Songwriter und Sänger hatte gerade eine schwere Zeit hinter sich, eine fiese Trennung. Immer schwierig, gerade wenn man Kinder hat. Am Ende wurden seine Herzschmerz-Songs die Tracks des neuen Keane-Albums.
Es geht um Trennung, Einsamkeit und Depression
Trennung, Einsamkeit und Depression sind hier also die großen Themen. Elf Lieder sind es nun an der Zahl, aufgenommen in London und Sussex. Elf Balladen, mit viel Ehrlichkeit, vielleicht hier und da mit (etwas) zu großer Geste. Immer noch überzeugend: die oft im Falsett landende Stimme Chaplins. Sie bringt auch den einen oder anderen mittelmäßigen Song zum Strahlen.
Stark sind vor allem der Opener „You’re Not Home“, und die vorab veröffentlichte Single „The Way I Feel“, die stark an die Killers erinnert. Und auch „Strange Room“ und „Stupid Things“ überzeugen. „I’m Not Leaving“ ist auf jeden Fall gemacht fürs Stadion.
Keine Frage: Keane wissen immer noch, welche Knöpfe sie drücken müssen, um bei ihren Hörern Emotionen zu erzeugen.
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