The Busters (foto: Jessica Reiner)

Interview: The Busters über rechte Hater, eine Verhaftung in den USA und ihre aktuelle Tour

The Busters gehören zu den Wegbereitern des Ska in Deutschland. Seit fast 40 Jahren ist die Gruppe im Geschäft, wenn auch in wechselnder Besetzung. Mit ihrem neuen Album „Live & Loud“ im Gepäck kommt die Band im Februar unter anderem nach Karlsruhe (6.) und Heidelberg (28.). Benjamin Fiege fragte die Bandmitglieder Rob Solomon (Posaune) und Joe Ibrahim (Sänger), wie sie mit rechten Hatern umgehen, wie es mal zu einer Verhaftung der Busters in den USA kam und was man von den Auftritten in unserer Region erwarten kann.

Ihr steht mit eurer „Loud“-Tour in den Startlöchern. Wie laufen die Vorbereitungen?

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Rob: Gerade habe ich, um unser neues Live-Album zu bewerben, noch ein Video mit Aufnahmen der letzten Tourkonzerte zusammengeschnitten und bin jetzt echt im Rausch. Die letzte Tour war super, da war viel Euphorie, bei den Leuten, aber auch bei uns. Ich bin jetzt auf Temperatur.

Joe: Wir sind seit ein paar Wochen ganz klassisch in den Proben. Das ist jetzt die Hochphase, in der alle Abläufe, Übergänge und die Feinheiten des Sets perfektioniert werden, damit wir die bestmögliche Show abliefern können.

Wie kommt es, dass ihr Euch immer um die Weihnachts-Zeit auf den Weg macht?

Rob: Es gab in unserer Anfangszeit diese „Skankin‘ Round The X-Mas Tree“-Festivals. Da haben wir dann immer am 25. und 26. Dezember Auftritte gehabt, zusammen mit anderen Ska-Bands. Daraus hat sich das entwickelt. Später kamen dann die Tage bis Silvester noch dazu und dann eben wie heute noch die Wochenenden bis März. Das hatte ja auch immer was, im Winter zu Touren: Jamaika, bunte, lustige Musik, Tanzen bis man schweißgebadet ist und dann raus in den Schnee. Fast ein Sauna-Erlebnis. 

Die Tour führt nun unter anderem nach Karlsruhe und Heidelberg. Was kann man von den Gigs erwarten?

Joe: Freut euch auf ein mitreißendes Programm, das die perfekte Mischung aus neuen Highlights und zeitlosen Klassikern bietet. Das „Loud“ im Tour-Titel ist kein Zufall – es steht natürlich für unsere energiegeladene Show, aber auch für unsere klare Botschaft: Wir bleiben laut und nehmen kein Blatt vor den Mund. Musik mit Haltung – das könnt ihr von uns erwarten!

Warum die Band in den USA verhaftet wurde

Den Tour-Alltag stellt man sich bei so einer großen Truppe aufregend vor. In den USA seid ihr auf Tour sogar mal verhaftet worden …

Rob: Ja, das war furchtbar. Wir waren damals mit den Toasters, einer amerikanischen Ska-Band, 21 Tage auf Nordamerika-Tour. An der US-Ostküste, aber auch in Kanada. Dafür hatten wir uns ein Wohnmobil angemietet. In Illinois war plötzlich ein Polizeiwagen hinter uns, mit Sirene und Blaulicht. Wir fühlten uns nicht angesprochen, fuhren einfach weiter. Wie im Film haben sie dann die Straße abgesperrt, die Polizisten richteten die Waffen auf uns. Wir wurden dann ins Gras gelegt, mit Handschellen gefesselt. Es hat sich dann herausgestellt, dass das Wohnmobil als gestohlen gemeldet war. Wir durften letztlich weiterfahren, mussten also nicht in den Knast oder so. Eine Geschichte, die man nicht vergisst. Klingt heute alles lustig, war damals aber richtig krass.

Joe: Ansonsten ist der Tour-Alltag tatsächlich mit viel Warten verbunden. Im Bus wartet man darauf, endlich anzukommen, vor Ort auf den Soundcheck – und dann kommt der Moment, auf den wir uns alle freuen: die große Show! Trotz der vielen Warterei ist es das Schönste, was ich mir vorstellen kann. Jede Minute lohnt sich, wenn man am Ende auf der Bühne steht und die Energie des Publikums spürt.

Rob: Vielleicht gestalten wir den Alltag diesmal etwas sinnvoller, klappern in den Städten die Sehenswürdigkeiten ab und halten das auf Video fest. Für Social Media. Ist hiermit schonmal angekündigt.

Ihr seid eine der wenigen deutschen Bands, die im Ausland auch ihre Erfolge haben. Fühlt ihr euch da unterschätzt?

Rob: Die Auslandssachen tun uns gut. Reisen bildet. Aber wir schauen immer nach vorn, das ist, was uns interessiert, nicht der Blick zurück oder die Beschäftigung damit, was jetzt gerade nicht ist. Das haben wir zum Beispiel auch nicht zu den Zeiten gemacht, als wir von MTV und VIVA eher ignoriert wurden. Wir sind da nur einmal in der Rotation gelandet, als Farin Urlaub von Die Ärzte für uns mal einen Song geschrieben hatte. Da fühlten wir uns sehr geschätzt, um mal nur ein Beispiel zu nennen. Aber es gibt keine größere Wertschätzung als eine treue Fangemeinde zu haben, die mit uns den Busters-Kosmos leben und ausfüllen.

Woran lag das mit VIVA und MTV? Damals musste man ja viel Geld in Musikvideos investieren, um auf diesen Sendern stattzufinden.


Rob: Ja, das war vor allem eine Budgetfrage. Wir mussten uns entscheiden, ob wir alles riskieren und unsere Einnahmen in ein teures Musikvideo stecken wollen, das dann vielleicht gar nicht gezeigt wird, oder lieber in die Aufnahmen für ein neues Studioalbum. Wir haben uns dann jedesmal für zweitere Variante entschieden. Daraus sind heute dann eben die besagten über 20 Alben entstanden. Aus heutiger Sicht auf jedenfall die sinnvollere Investition. Unabhängigkeit inklusive.

„Sind demokratisch organisiert“

Kann man bei einer so großen Mannschaft wie den Bustern Entscheidungen demokratisch fällen? Oder hat da einer den Hut auf?

Joe: Wir sind auf jeden Fall demokratisch organisiert. Einzelne von uns sind für bestimmte Bereiche zuständig, aber wichtige Entscheidungen treffen wir immer gemeinsam.

Ihr habt eine ziemlich breite Altersspanne in der Band. Geht das immer gut zusammen?

Joe: Als ich vor sieben Jahren eingestiegen bin, wusste ich nicht so recht, wie es wird, mit älteren Leuten zusammen auf der Bühne zu stehen. Aber meine Bedenken haben sich schnell zerstreut. Die Musik verbindet uns, das Alter spielt absolut keine Rolle, und trotz der Unterschiede haben wir ein richtig kumpelhaftes Verhältnis. Inzwischen sind ja auch noch weitere Bandmitglieder dazugekommen, die zur Verjüngung beigetragen haben, was der Band noch mehr frischen Wind gebracht hat.

Es ist schon bemerkenswert, wie die Band die diversen Besetzungswechsel in den fast vier Jahrzehnten überlebt hat.

Joe: Das liegt wohl daran, dass es bei den Busters nie nur um eine einzelne Person ging. Es war immer das Gesamtpaket. Aber ich gebe zu, als ich nach Richies Ausstieg zum ersten Mal als alleiniger Sänger auf der Bühne stand, ging mir schon die Pumpe. Doch das legte sich schnell, als ich gesehen habe, wie die Fans feiern und mich mit ihrer Energie supporten. Da war die Aufregung sofort weg. Wir haben einfach die besten Fans!

Rob: Auch wir waren immer nervös, gerade wenn die Sänger gewechselt haben. Aber es ging immer gut weiter. Die Fans waren dazu sehr loyal und bei vielen haben wir das Gefühl, dass es einfach nie aufhören darf mit der Band.

„Es war immer der Wahnsinn“

Nicht nur das Gesicht der Band hat sich verändert über die Jahre, sondern auch das des Publikums. Geht ein Busters-Konzert heute anders ab als in den 1980er oder 1990er Jahren? 

Rob: Das Publikum ist immer eher jung geblieben, obwohl wir zeitgleich älter wurden. Das hat uns oft gewundert. Auch wenn es sich manchmal erklären ließ, etwa an der Zusammenarbeit mit den Ärzten, die einem plötzlich wieder ein neues Publikum erschlossen hatte. In Sachen Stimmung hat sich aber nicht viel verändert, damals wie heute wurde gefeiert. Es war immer der Wahnsinn.

Joe: Wenn man genau hinschaut, sieht man bei uns wirklich alle Altersgruppen. Die Musik vereint uns – ganz egal, wie alt man ist, woher man kommt oder welches Geschlecht man hat. Es ist eine Party für alle!

Ihr habt es vorhin angesprochen: Ihr wollt laut sein, klare Kante gegen Rassismus zeigen. Eure Anfangszeit fiel in die Baseballschlägerjahre. Heute ist Rassismus wieder ein großes Thema. Wann fiel Euch das Haltung zeigen schwerer, damals oder heute?  

Rob: Früher hat man sich auf jeden Fall mehr alleine gefühlt. Heute kann man sich über das Internet vernetzen und weiß: Wir sind mehr. Damals kamen die Rechten auch auf unsere Konzerte, um Probleme zu machen. Es gab unangenehme Eins-zu-Eins-Begegnungen, direkte Bedrohungen, Stress. Die Rechten wollten unsere Musik vereinnahmen, dagegen haben wir uns mit dem Motto „Ska Against Racism“ gewehrt. Mit dem Thema haben wir immer gelebt und gearbeitet, auch wenn es mal eine Weile ruhiger war. Vielleicht war die Öffentlichkeit aber auch zu blind auf dem Auge. Rassismus ist kein neues Thema, er war nie weg, sondern immer da. Anfang des Jahres haben wir auch eine Single zu dem Thema herausgebracht. Das ist unsere Chance, unsere Reichweite zu nutzen und auf das Thema aufmerksam zu machen.

Joe: Ich habe das Ende der Baseballschlägerjahre noch miterlebt. In meinem Umfeld gab es damals Gruppen, die versuchten, durch Einschüchterung und Aggressionen Präsenz zu zeigen – sei es, dass sie dir den Briefkasten zugestickert haben, dich angerufen oder auf der Straße angepöbelt haben. Diese extrem rechten Einstellungen waren damals klar in bestimmten Szenen vertreten. Heute hat sich das leider verändert. Diese Denkweisen sind zum Teil längst in die Mitte der Gesellschaft gerutscht und plötzlich spricht der „nette“ Nachbar von nebenan Dinge aus, die früher nur von extrem rechten Gruppen zu hören waren.

Kann man über Musik überhaupt noch zu ihnen durchdringen? 

Joe: Das klappt sicherlich nicht bei jedem. Wer ein festgefahrenes Weltbild hat, wird schwer zu erreichen sein. Aber viele, die einfach nur nachplappern, kann man eventuell noch erreichen – nicht nur durch die Musik, sondern auch durch Gespräche. Musik bietet eine großartige Plattform, die wir nutzen können, beispielsweise wenn wir vor Leuten spielen, die uns nicht kennen, wie auf Festivals oder Stadtfesten.

Hassbotschaften von Rechts

Werdet ihr angefeindet über Social Media?

Joe: Ja, das kommt vor. Als wir die Single „Wehrt euch!“ veröffentlicht haben, hagelte es Hassbotschaften von rechten Gruppen. Auch als wir in Rottweil auf der Gegenveranstaltung zum AfD-Parteitag gespielt haben, wurden wir auf Facebook und Instagram mit Kommentaren der Nazi-Online-Armee zugemüllt. 

Wie geht Ihr damit um?

Rob: Man muss sich ein dickes Fell zulegen. Aber auch den Blick auf das Positive richten, auf jene, die für eine offene Gemeinschaft einstehen. Die mit einem an einer positiven Zukunftsvision arbeiten. Vielleicht ist das ob der aktuellen Gemengelage, Trump, Krieg … ein Erfolg versprechendes Rezept.

Nochmal kurz der Blick zurück: Ist es eigentlich wahr, dass damals, vor 37 Jahren, alles mit einer Geburtstagsfeier angefangen hat?

Rob: Ich hab ja selbst auch die Busters erst als Zuschauer erlebt, kam erst einige Zeit nach der Gründung hinzu. Aber es stimmt: Für die Geburtstagsfeier des späteren Sängers Thomas Scholz hatten sich im Jugendzentrum Wiesloch 13 Musiker, alles Freunde von ihm, zusammengefunden, und ein Ska-Konzert auf die Beine gestellt. Mit einem gewissen Großkotz. Roter Teppich, Limousine. Das schlug damals ein. Der Rest ist Geschichte.

Und Ska ganz einfach, weil Scholz ein Ska-Fan war. Wenn er nun Schlagerfan gewesen wäre …

Rob: Dann wären wir heute vielleicht reich … (lacht)

Nach dem Blick zurück der Blick nach vorn: Wie geht es nach der Tour mit den Busters weiter?

Joe: Nach der Tour schauen wir natürlich auch schon nach vorne. Wir arbeiten derzeit parallel zu den Tourproben an neuem Material und sobald die Tour vorbei ist, geht’s gemeinsam ins Studio. Es bleibt also spannend!

DATES

Fr. 10.01.2025
BRAUNSCHWEIG · Westand

Sa. 11.01.2025
HAMBURG · Fabrik

Sa. 18.01.2025
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Fr. 24.01.2025
BOCHUM · Bhf Langendreer

Sa. 25.01.2025
HANNOVER · Faust

Do. 30.01.2025
ERFURT · VEB Kultur (Bandhaus)

Fr. 31.01.2025
BERLIN · Festsaal Kreuzberg

Sa. 01.02.2025
DRESDEN · Beatpol

Do. 06.02.2025
KARLSRUHE · Substage

Fr. 07.02.2025
REUTLINGEN · franz.K

Sa. 08.02.2025
FREIBURG · Jazzhaus

Fr. 28.02.2025
HEIDELBERG · Karlstorbahnhof

Fr. 07.03.2025
KONSTANZ · Kulturladen

Sa. 08.03.2025
MÜNCHEN · Feierwerk

So. 09.03.2025
NÜRNBERG · Hirsch

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