Dem einen oder anderen mag Ian Changs neues Album „属 Belonging“ vielleicht schon unter gekommen sein, erschien es doch bereits im April in digitaler Form. Nun liegt das gute Electronica-Stück aber auch physisch vor. Reinhören lohnt sich.
Wenn Ian Chang nicht gerade irgendwo auf der Welt live performt oder als Mitglied von Son Lux oder Landlady im Studio arbeitet, feilt der aus Hongkong stammende, aber mittlerweile in den USA lebende Musiker gewöhnlich an seiner schon jetzt recht exquisiten Kollaborationsliste. Dort finden sich inzwischen unter anderem illustre Namen wie Moses Sumney, Kazu Makino, Joan As Police Woman, Body Language, Matthew Dear und Rubblebucket.
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Jetzt, inmitten dieser ätzenden Pandemie, beglückt uns der Mann mit seinem ersten richtigen Solo-Album. In neun weitgehend instrumentalen Popsongs schafft Chang darauf einen ganz persönlichen Klangkosmos, in dessen Zentrum seine einzigartiges, melodisches Schlagzeugspiel steht. Während sich Chang auf seiner EP „Spiritual Leader“ (2017) darauf beschränkte, ungeschnittene Aufführungen ohne Overdubs einzufangen, gräbt er sich hier noch tiefer in sein geschichtetes, symphonisches Unterbewusstsein ein. Das Ergebnis: überaus ansprechende Instrumental-Songs, pluckernd, geheimnisvoll, sich einer ultimativen Eindeutigkeit entziehend. Kein Zufall, sondern Intention. Für Chang ist die Platte nämlich ein Album über (s)eine Identität, die sich nie wirklich aus dem Gefühl einer eindeutigen Zugehörigkeit zu den USA oder Hongkong gespeist hat. Was er früher als Problem empfand, emfindet Ian heute befreiend. Ein Umstand, dem seine Musik, die irgendwo zwischen World Music und Electronica mäandert, gekonnt Rechnung trägt.
Etwas aus dem Rahmen fallen da schon fast die drei Vocal Features. KAZU (Blonde Redhead), Kiah Victoria und Hanna Benn machen hier zwar keinen schlechten Job, das Album hätte aber auch als reines Instrumentalprojekt ganz gut funktioniert.
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