Gregor Meyle (foto: axel müller photography)

Gregor Meyle über Corona, Lagerfeuer-Pop und die Pfalz

Wohin man schaut: schlechte Nachrichten. Der Sänger Gregor Meyle setzt dem mit seiner neuen Single „Komm kurz rüber“ eine Portion Optimismus entgegen.  Benjamin Fiege sprach mit dem Musiker über dessen Corona-Erkrankung, die Lagerfeuer-Tauglichkeit seiner Songs und seine Pläne für seinen Gig beim Neuleininger Burgsommer.

„Es sind zu viele schlechte Nachrichten/In viel zu kurzer Zeit“ – in Ihrer neuen Single „Komm kurz rüber“ bringen Sie das Jahr 2022 ja schon recht gut auf den Punkt.

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Ja, das ist schon krass, wie sehr der Song jetzt gerade in die Zeit passt. Aber ich muss gestehen, dass das Timing Zufall ist. Den Song hatte ich schon vor zwei Jahren geschrieben und im vergangenen Jahr dann fertiggestellt. Da ging es um Corona, um diese ganze schlimme Situation und das Bedürfnis, Menschen mal wieder in den Arm zu nehmen. Russland, Ukraine, das habe ich natürlich auch nicht vorausgesehen.

Haben Sie denn eine Strategie entwickelt in den vergangenen beiden Jahren, mit schlechten Nachrichten umzugehen?

Man kann einfach nur immer nach vorne schauen. Gerade, wenn man wie ich Verantwortung trägt für ein ganzes Team, 15 Leute, mit den  Familien hintendran. 

Gregor Meile über seine Corona-Infektion

Corona hat Sie ja gleich ganz am Anfang getroffen.

Ich war sozusagen unter den ersten 30.000, zumindest gefühlt. Mich hat es direkt im März 2020 erwischt. Ich habe mich damals  bei der Aufzeichnung zu „The Masked Singer“ angesteckt, wahrscheinlich beim Einsingen, obwohl da sehr viel Wert auf das Einhalten der entsprechenden Maßnahmen gelegt wurde. Ich musste mich dann zwei Wochen zurückziehen, die Show hat ja dann auch pausiert. Zwischenzeitlich war dann die ganze Familie infiziert. Das war nicht einfach.

Hatte die Erkrankung denn irgendwelche Nachwirkungen?

Ich kam ganz schön schnell aus der Puste, das ging bis Ende 2020 so. Bei Aufnahmen im Studio konnte es schon mal sein, dass ich in der Mitte eines Songs Pause machen musste, um mal eben zu husten. Aber mittlerweile ist alles wieder okay.

Viele Künstler, mit denen ich in den vergangenen Jahren gesprochen habe, sagen: Sie haben in der Pandemie ihre eigene Relevanz hinterfragt. Ging Ihnen das auch so?

Nein, ich bin da zu realistisch. Man sagt ja gern: Als Erstes stirbt immer die Wahrheit, aber tatsächlich ist es die Kunst, die Unterhaltung, das Entertainment. Und nüchtern betrachtet sind natürlich Berufe in der medizinischen Versorgung und im Lebensmittelbereich wichtiger, lebensnotwendiger. Aber auch, wenn man sich das eingestehen kann, ist es für Künstler, die von Natur aus flexibel sind, eine schwere Zeit. Ein paar Bekannte haben sich im ersten Corona-Jahr das Leben genommen, das war furchtbar. Ich selbst hatte das Glück, dass  durch  die Gema hier und da etwas reinkam, außerdem habe ich in der Zeit sehr viel Fernsehen gemacht, war in unzähligen Quizsendungen beispielsweise. Die November-Hilfe, die gezahlt wurde, habe ich an mein Team weitergegeben.

Ein Song, der Mut machen soll

Ihr neuer Song wird beworben als „Einladung, der Distanz adieu zu sagen“. Wie ist das gemeint?

Es geht um das Bedürfnis, Menschen wieder nah zu sein, sie in den Arm zu nehmen, mit ihnen ein Bier zu trinken. Menschen, die man vermisst hat. Es ist ein Song, der Mut machen soll. Gleichzeitig geht mir das gerade aber auch alles zu schnell, plötzlich wird einem sozusagen die Maske entrissen, 3G ist nicht mehr, die ganzen Maßnahmen fallen. Das ist mir auch too much, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Corona ist ja noch nicht vorbei. Wir wollen Leuten auf den Konzerten eine gute Zeit geben, aber wir wollen natürlich auch, dass die Menschen sich dort sicher fühlen und nicht anstecken. Jetzt scheint da wieder jedes Bundesland sein eigenes Süppchen zu kochen, das macht es für uns nicht einfach. Wir Musiker tragen weiter Maske, wo es nötig ist, testen uns auch regelmäßig.

Bei Ihnen steht jetzt erst einmal eine „Unplugged“-Tour an. Solche stehen auch für Nähe und  Intimität. Ist diese Symbolik nach zwei Jahren Pandemie beabsichtigt?

Das ist richtig. Ein Unplugged-Konzert hat etwas Intimes, darin liegt auch der Reiz. Aber wir hatten diese Konzertreihe schon vor Corona geplant. Ich freue mich jetzt aber wirklich darauf, die Konzerte auch endlich spielen zu können.

Guter Pop, schlechter Pop

Welche Lieder aus Ihrem Katalog haben Sie denn ob ihrer Unplugged-Tauglichkeit beziehungsweise Untauglichkeit überrascht?

Die meisten meiner Songs sind  im Grunde schon so angelegt, dass sie unplugged funktionieren. Von daher gibt es da keine großen Überraschungen. Die Leute werden aber bei dieser Tour auch eher seltene Tracks von mir hören, ich habe  mehr als 300 Songs geschrieben, der eine oder andere bietet sich  für so eine Tour besonders an. Außerdem kann ich hier meine herausragenden Musiker etwas ins Schaufenster stellen, die sind in Deutschland  wirklich Champions League. Es werden wohl auch mal Instrumente getauscht werden, das wird eine spannende Sache.

Es heißt ja oft, ein wirklich guter Song muss am Lagerfeuer, nur mit der Akustikgitarre funktionieren.

Ja, das ist so, das würde ich so unterschreiben.

Diese Lagerfeuer-Tauglichkeit ist im heutigen Pop ja nicht mehr zwingend gegeben. Werden Pop-Songs immer schlechter?

Es gibt auch heute noch viele gute Pop-Songs. Ich bin mir sicher, dass auch Rihannas Songs gut am Lagerfeuer funktionieren. Zum Beispiel. Insgesamt hat man aber heute das Problem, dass das Streaming mittlerweile bestimmt, wie ein Song aufgebaut wird, da sind  die ersten 30 Sekunden entscheidend, nach denen abgerechnet wird. So sind die Songs heute oft kürzer, alles über 3:30 Minuten ist old school. „Bohemian Rhapsody“ würde unter solchen Vorzeichen gar nicht geschrieben werden. Das finde ich schade, gutes Storytelling ist da nicht möglich. Ich selbst habe zum Glück mein eigenes Label und bin da etwas freier.

Das neue Album

Wird  Ihr neues Album, das im Herbst erscheinen soll, unplugged sein?

Es wird wohl eher ein Gemischtwarenladen. Aber es ist tatsächlich noch in der Mache, viele Songs existieren noch gar nicht, daher ist noch vieles möglich. Klar ist, es wird um das Thema „Gleichgewicht“ gehen, die Kunst, die ganzen Aufgaben des Alltags, Familie, Beruf, unter einen Hut zu bekommen.

Werden Sie auch Songs aus Ihrem neuen Album in Neuleiningen vorstellen?

Gut möglich, dass der eine oder andere Song daraus auf der Setlist stehen wird. Es ist üblich heutzutage, vor dem Release des Albums, schon ein paar Lieder daraus als Singles zu veröffentlichen. Das wird sicherlich auch diesmal so sein.

Es wird  Ihr dritter Auftritt in der Burgruine sein. Was kann man denn prinzipiell erwarten?

Es wird auf jeden Fall gerockt, es wird energetischer als auf der Unplugged-Tour. Unplugged würde in so einem Ambiente, Open-Air, nicht funktionieren. Ich denke, es wird auf jeden Fall wieder fantastisch. Mir gefällt die Atmosphäre in Neuleiningen, wie man dort oben mit der Schorle in der Hand gute Musik genießen und dabei bis nach Mannheim blicken kann, während gleichzeitig Wildschweinbratwurst über den Kopf hinweg weitergereicht wird. Fehlen eigentlich nur noch Hinkelsteine (lacht). Es macht wirklich Spaß auf der Burg, die Organisatoren geben sich große Mühe. Die Pfalz ist etwas ganz Besonderes.

TERMIN

Gregor Meyle kommt am Freitag, 24. Juni, 20 Uhr, zum Neuleininger Burgsommer. Tickets-Infos auf www.burgsommer-neuleiningen.de/tickets

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