Comeback nach fast zehn Jahren: Die US-amerikanische Sängerin und Produzentin Glasser hat ihr drittes Studioalbum vorgelegt. „Crux“, via One Little Independent Records erschienen, markiert auch das Ende einer schwierigen Zeit für die schwer zu fassende Künstlerin.
Hinter Glasser steckt das Electronic-Projekt der in Boston geborenen Cameron Mesirow. Der wurde die Performance offenbar in die Wiege gelegt: Die Frau Mama hatte die New-Wave-Kapelle Human Sexual Response seinerzeit mitbegründet, der Herr Papa war bei der Blue Man Group aktiv. Ende der Nuller Jahre ging es denn auch für Mesirow erst einmal Schritt für Schritt nach oben. Sie war auf einem renommierten Indie-Sampler vertreten, wurde von der Kritik gefeiert und durfte sogar The xx auf Tour supporten. 2010 ist dann Mesirows Debütalbum „Ring“ erschienen, 2013 der Nachfolger „Interior“. Beides schwer einzuordnende Machwerke, zweiteres gar ein Konzeptalbum, schwer zu fassen, schwer einzuordnen. Wenig überraschend handelte sich Glasser schnell Vergleiche mit Künstlerinnen wie Björk ein.
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In den vergangenen zehn Jahren war Glasser dann zum großen Teil abgetaucht. Schicksalsschläge, psychische Probleme, es war nicht einfach. Eine schwierige Zeit, die Glasser hinter sich gelassen zu haben scheint. Darauf deutet „Crux“ hin. Eine Comeback-Platte, die sich genau so anfühlt.
Ein Album als Selbstfindungsreise
Die Themen auf „Crux“ reichen dabei von der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und emotionaler Verletzlichkeit hin zu generellen Erfahrungen des Menschseins. Für Glasser ist ihr neues Album eine Selbstfindungsreise, auf der die Künstlerin intime Erfahrungen reflektiert. In „Easy“, einem der Höhepunkte des Albums, verarbeitet sie beispielsweise den Tod einer geliebten Person.
Musikalisch ist „Crux“ ebenso vielseitig und bewegt sich zwischen traditionellem Folk, keltischen Einflüssen, die aus Glassers schottischen Wurzeln herrühren, und osteuropäischen Stilen („Clipt“ – Glasser hat bulgarischen Chorgesang gelernt), die sich durch die atmosphärische Produktion, komplizierte Gesangsharmonien und komplexe Rhythmen äußern. Wie bereits in der ersten Single „Vine“ ist auch ein glitchiger, tanzbarer Leftfield-Sound auf „Crux“ zu hören. Zu den Highlights der komplexen Platte gehören ansonsten das überaus experimentelle „Think Waltz“, das einnehmende „All Lovers“ und das sich vor der Musik des Balkan verneigende „Choir Prayer“.
Kurzum: Ein gelungenes Comeback einer Künstlerin, deren Kunst immer ein Hauch Mystik umweht hat – und die uns auch in Zukunft hoffentlich noch jede Menge Rätsel aufgibt.
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