Er galt als einer der besten Sänger aller Zeiten: Queen-Frontmann Freddie Mercury. Auch solo feierte der Gute so einige Erfolge. Das Box-Set „Never Boring“ präsentiert nun seine Sternstunden.
Freddie Mercury ist unvergessen. Sein Geist schwingt auch in der aktuellen Popmusik stets mit, und seine Songs klingen heute genauso eindringlich und relevant wie zu Lebzeiten. Allein der Erfolg des Films „Bohemian Rhapsody“, der an den Kinokassen knapp eine Milliarde US-Dollar eingespielt hat, unterstreicht das. Bis heute gilt der 1991 verstorbene Jahrhundertmusiker als quintessentieller Rock-Frontmann.
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Mit dem treffend betitelten Box-Set „Never Boring“ wird nun sein Solo-Schaffen gewürdigt. Es vereint erstmals eine Auswahl von Mercurys Aufnahmen, kombiniert mit visuellen Arbeiten sowie geschriebenen und mündlichen Wortbeiträgen. Eine Kollektion, die verdeutlicht, weshalb Freddie Mercury nach wie vor eine zentrale Figur der Musikwelt ist. Auch knapp 30 Jahre nach seinem Tod.
Eine Box mit vielen Schätzen
Die„Never Boring“-Kollektion umfasst drei CDs mit insgesamt 32 Tracks, einer Blu-ray und einer DVD mit 13 Promo-Videos und einem Interview. Dazu gibt es ein 120-seitiges 25x25cm großes Hardcover-Buch mit Fotos. Viele davon sind selten oder noch gar nicht veröffentlicht worden. Dazu gibt es Gedanken und Kernzitate von Freddie sowie ein Intro von Rami Malek, der für seine Mercury-Darbietung einen Oscar gewonnen hat. Eine Einlage hält zudem ein doppelseitiges Poster bereit.
Die drei CDs bestehen aus einer neuen 12-Track-Compilation, die viele seiner größten Solo-Performances beinhaltet. Dazu gibt es eine neu abgemischte Edition von „Mr. Bad Guy“ sowie einw Special-Edition von „Barcelona“, aufgenommen mit Orchesterverstärkung. Die Clips und Live-Mitschnitte mit Montserrat Caballé, die auf der Blu-ray/DVD zu sehen sind, wurden vom 35mm-Material neu zusammengestellt.
Ein Großteil der Aufnahmen stammt aus den späten Achtziger Jahren
Ein Großteil der Songs und Videos, die auf „Never Boring“ versammelt sind, stammen aus der Phase ab dem Ende des Jahres 1984, als die Aufnahmen zu „Mr. Bad Guy“ in München stattfanden. Sie reichen bis zu Freddies letztem Auftritt am 8. Oktober 1988 in Barcelona. Es war ein ganz spezieller Abend, an dem auch der spanische König und die Königin anwesend waren, um die olympische Flagge in Empfang zu nehmen.
„Ich hatte so viele Ideen, die geradezu aus mir herausgeplatzt sind“, kommentierte Freddie einst, „und es gab so viele klangliche Regionen, in die ich aufbrechen wollte, nur konnte ich das unmöglich im Rahmen von Queen machen. Ich wollte zum Beispiel auch Dinge wie Reggae-Rhythmen einbeziehen, und ich habe ein paar Songs mit einem Orchester gemacht.“
„Time Waits For No One“ wurde erst kürzlich entdeckt
Die Kollektion enthält weiterhin die erst vor kurzem entdeckte Power-Ballade „Time Waits For No One“. Aufgenommen wurde sie 1986 im Londoner Dominion Theatre für ein Musical-Konzeptalbum. Von Dave Clark produziert, sorgte diese Entdeckung – eigentlich eine Variation des Queen-Songs „Time“ – zuletzt im Netz für Furore. Und dann ist auch der eindringliche Titel „Love Me Like There’s No Tomorrow“, dem gerade erst das preisgekrönte Animations-Duo Beth David/Esteban Bravo mit einem neuen Video ein Denkmal gesetzt hat.
Für sämtliche Exklusivtitel auf „Never Boring“ und auch das gesamte in der Kollektion enthaltene „Mr. Bad Guy“-Album hat das Soundteam, bestehend aus Justin Shirley-Smith, Joshua J. Macrae und Kris Fredriksson, die bestmöglichen Originalquellen genutzt und überarbeitet, heißt es in der Pressemitteilung des Labels weiter. Anstatt auf zuvor bereits neu gemastertes und gemixtes Material zurückzugreifen, wendeten sie sich den Original-Mehrspur-Tapes zu, so dass sie einen neuen Mix aus Freddies Aufnahmen anfertigen konnten – wobei sie natürlich sämtliche Ressourcen und Technologien einbezogen, die dem ehemaligen Queen-Sänger in den Achtzigern noch nicht zur Verfügung standen.
Neue Version von „Barcelona“
Schon 2012 war eine Special-Edition des „Barcelona“-Albums erschienen. Viele jedoch beanstandeten damals, dass die ursprünglichen Instrumentalspuren gegen neue Orchester- und Percussion-Aufnahmen ersetzt worden waren, anstatt an den Synthesizern und Drum-Machines der Original-LP festzuhalten.
Von Queen-Orchesterleiter Stuart Morley arrangiert und angeleitet, spielt nunmehr das 80-köpfige FILMharmonic Orchestra aus Prag den Score, während Rufus Taylor (der Sohn von Roger Taylor) Schlagzeug zu „The Golden Boy“ und „How Can I Go On“ beisteuert, einen Song, auf dem außerdem John Deacon am Bass zu hören ist. So ist eine wirklich neue Edition von „Barcelona“ entstanden, die von Fans von Freddie und Montserrat Caballé neu entdeckt werden will.
Mehrere Bonus-Videos
Zu den Bonusvideos zählen unter anderem Freddie Mercurys und Montserrat Caballés erste Live-Performance von „Barcelona“ (im Ku Klub, heute Privilege Ibiza) im Mai 1987, eine verlängerte Version von „The Great Pretender“ (inklusive Backstage-Aufnahmen der imposanten Background-Combo – Roger Taylor, Peter Straker und Freddie in Frauenkleidern) sowie ein seltenes „Time“-Interview mit Freddie und Dave Clark. Roger Taylors Auftritt als Background-Sänger ist nicht die einzige Verbindung zu Queen, den man auf „Never Boring“ finden kann. Er steuert auch Percussions zu „Love Kills“ bei, an dem auch Brian May (Leadgitarre) und John Deacon (Gitarre) mitwirken. Wie bereits erwähnt, spielt John außerdem Bass bei „How Can I Go On“, während Brian bei „She Blows Hot and Cold“ ebenfalls an der Gitarre zu hören ist.
Insgesamt bringt „Never Boring“ die vielen verschiedenen Facetten von Freddie Mercurys Leben und Werk auf den Punkt. Die Kollektion macht seinen eklektischen Geschmack, seine Lebensfreude greifbar. „Es gibt Leute, die können sich mit dem Zweitbesten zufriedengeben, aber ich gehöre nicht dazu“, sagte er selbst einmal. „Ich betrachte das als eine Niederlage. Wenn du mal die #1 gekostet hast, dann ist die #2 einfach nicht mehr gut genug.“
Buch-Neuauflauge mit vielen Bonuskapiteln
Zeitgleich zur Veröffentlichung von „Never Boring“ erscheint auch eine englischsprachige Neuauflage des Buches „Freddie Mercury: A Life, In His Own Words“. Zusammengestellt vom Queen-Archivar Greg Brooks und dem Produzenten Simon Lupton, besticht die Neuauflage mit vielen Bonuskapiteln. Neue Quellen wie Interviews und Zeitungsartikel, aber auch Radio-Mitschnitte und Tapes aus Freddies Archiv dienten als Vorlage, weshalb das 194 Seiten starke Buch dieses außergewöhnliche Leben in den Worten des Sängers nachzeichnet. Oftmals lustig, immer unterhaltsam, nie langweilig.
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