Susu Padotzke (foto: ARD/TMG/Chris Hirschhäuser)

„Die Leichenflüsterin“: Susu Padotzke im Interview

Seit Mitte Dezember ist die Grünstadterin Susu Padotzke in der ARD-Vorabend-Reihe „Hubert und Staller“ zu sehen. In der Cop-Serie gibt die Schauspielerin an der Seite von Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau die kühle Pathologin. Wir haben mit der 41-Jährigen über ihren Karrieresprung gesprochen.

Dr. Noll ist tot. Umgebracht, ermordet. Und Caroline Fuchs findet schnell raus, wie: durch eine tödliche Injektion. Dem armen Mann wurde ein hochgiftiges Pflanzenschutzmittel gespritzt. Diazinon. „Inzwischen ist es verboten. Allerdings für private Zwecke noch zu haben“, sagt die Pathologin, die Hände in die Hüfte gestützt, nicht ohne einen gewissen Stolz. Immerhin wäre der Einstich für einen weniger versierten Gerichtsmediziner leicht zu übersehen gewesen. „Na ja, er hat’s ja dann auch für private Zwecke genutzt, der Mörder“, entgegnet Polizeiobermeister Franz Hubert (Christian Tramitz) lapidar.Es sind Szenen wie diese aus der Folge „Über sieben Brücken“ (Erstausstrahlung: 31. Januar 2018), die den Reiz von „Hubert und Staller“ ausmachen. Die oft skurrile Vorabendserie glänzt mit einem gerade für diesen Programmplatz ungewöhnlich trockenen Witz. Die jüngste Folge erreichte mit 2,61 Millionen Zuschauer einen Marktanteil von zehn Prozent. Nicht schlecht für eine deutsche Produktion, die nun schon seit 2011 läuft und in ihrer siebten Staffel angelangt ist. Das Publikum hat sich an der schrägen Cop-Serie offenbar noch nicht sattgesehen. Susu Padotzke ist seit Folge 104 dabei, in „Ausgebrannt“, ausgestrahlt am 20. Dezember des vergangenen Jahres, feierte sie ihr Debüt. Sie wurde damit die Nachfolgerin von Karin Thaler, die zuvor jahrelang die Pathologin Anja Licht spielte. Für Padotzke ist die Rolle fast ein Sechser im Lotto. Die Branche ist hart, über ein regelmäßiges Engagement im Fernsehen können sich nur wenige Schauspieler freuen, einen gewissen Leerlauf zwischen Projekten muss man immer einkalkulieren. „Es gab auch für mich Zeiten, in denen ich jobben musste, um über die Runden zu kommen. Ganz klassisch als Kellnerin.“

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Für die Rolle der Caroline Fuchs musste sich Padotzke nicht einmal einem Casting stellen. Produzent und Drehbuchautor Oliver Mielke, mit dem sie bereits zuvor zusammengearbeitet hatte, hatte ihr die Rolle im März 2017 einfach angeboten. Allzu lange darüber nachdenken musste sie nicht, obwohl ihr gar nicht so bewusst war, dass sie bei einer Kultserie anheuern würde. „Ich hatte die Reihe zuvor so gut wie nie gesehen“, gibt Padotzke freimütig zu. Für sie sei es vor allem eine willkommene Herausforderung gewesen. Denn mit dem komischen Fach kam sie vorher noch nicht in Berührung. Die 41-Jährige wurde bei früheren Engagements eher streng besetzt. „Ich wollte immer mal was Lustiges spielen, war aber letztlich immer die Ärztin, Anwältin oder zickige Ehefrau. Vielleicht liegt’s am Gesicht, der Größe, der Ausstrahlung“, sagt Padotzke lachend. Und klar, bei der Figur der Caroline Fuchs, die sie jetzt in „Hubert und Staller“ verkörpert, schwingt auch eine gewisse Kühle mit: Fuchs ist eine Perfektionistin, ein ehrgeiziger Workaholic, eine, die Spaß daran hat, der vor ihr auf dem Tisch liegenden Leiche ihre letzten Geheimnisse zu entlocken. „Mit der Figur ist viel möglich. Sie ist ein bisschen mysteriös, ihr Debüt warf viele Fragen auf, die noch nicht beantwortet wurden“, sagt Padotzke, die darauf hofft, dass die Drehbuchautoren dem Charakter auch den nötigen Raum geben werden. „Einfluss auf die Bücher habe ich da aber nicht“, sagt sie.

Gedreht wurde die siebte Staffel, die gerade im TV zu sehen ist, zwischen März und November 2017. „Es hat sehr viel Spaß gemacht, ich wurde von den Kollegen sehr freundlich aufgenommen“, sagt sie. Am Anfang sei sie etwas nervös gewesen, man fühle sich ja als Neuzugang immer erstmal wie auf dem Prüfstand. Als dann aber Christian Tramitz am ersten Abend nach verrichteter Arbeit auf sie zugekommen sei, ihr kumpelhaft auf die Schulter geklopft und gesagt habe: „Das hast du gut gemacht“, da sei sie schon erleichtert gewesen.

Die Arbeit mache ihr sehr viel Spaß, auch wenn so ein Drehtag sehr durchgetaktet sei. So werden die Pathologie-Szenen mehrerer Episoden oft an einem Drehtag nacheinander abgefilmt. Das gedankliche Springen zwischen den verschiedenen Fällen innerhalb kurzer Zeit – das muss man als Schauspieler erstmal bewältigen. Aber Padotzke ist Profi. Wenn auch eine Spätberufene. Erst mit 29 Jahren begann sie mit der Schauspielerei. Zuvor wollte sie, die einer musikalischen Familie entstammt, eigentlich Sängerin werden und absolvierte an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg sogar ein klassisches Gesangsstudium. Danach war sie unter anderem in verschiedenen Opernprojekten zu erleben. „Als mir dann mal jemand sagte, ich solle Schauspielerin werden, war ich als Sängerin erst mal eingeschnappt, beinahe schon beleidigt. Ich hielt das erst mal für kein Kompliment“, erinnert sie sich. Der Gedanke setzte sich aber fest, und Padotzke entschied sich, sich an der European Film Actor School in Zürich ausbilden zu lassen. Seit 2009 ist Padotzke nun einigermaßen regelmäßig auf der Mattscheibe zu sehen, zumeist in kleineren Rollen, und zumeist auf den öffentlich-rechtlichen Kanälen. „Das ist aber eher Zufall“, sagt sie.

Besonders einprägsam für sie sei ihr Auftritt in dem ZDF-Zweiteiler „Der Doc und die Hexe“ gewesen, in dem sie die Anästhesistin Veronika Ramisch gab. „Als blutige Anfängerin damals mit großen Namen wie Wotan Wilke Möhring, Christiane Paul, Gaby Dohm und Dominic Raacke zu arbeiten, das war schon sehr aufregend“, erinnert sich Padotzke.

Stichwort Erinnerungen. Grünstadt ist für Padotzke, geborene Dressler, mehr als das. Obwohl sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern seit vielen Jahren in Bayern lebt, komme sie noch regelmäßig ins Leiningerland. „Meine Familie lebt noch hier, auch viele meiner Freunde. Daher bin ich immer wieder gerne in der Region, wenn es die Zeit zulässt“, sagt die Mimin, die einst ihr Abitur am Leininger-Gymnasium baute. Große Angst, bei ihrer Rückkehr von Fan-Massen belagert zu werden, muss Padotzke (noch) nicht haben. „Man wird aber hin und wieder erkannt. Den Leuten kommt dann mein Gesicht bekannt vor, ohne zu wissen, wie sie mich jetzt genau einordnen sollen. Mein Mann behauptet, seit ich bei ,Hubert und Staller’ mitspiele, habe sich das gesteigert. Aber ich merke das noch nicht“, sagt sie lachend. Das dürfte sich erst ändern, wenn ihr mal der Sprung in die Prime-Time gelänge. „Das wäre natürlich noch so ein kleiner Traum“, sagt Padotzke, die aber voll im Hier und Jetzt unterwegs ist. Mit „Hubert und Staller“ geht es ja munter weiter, auch wenn mit Helmfried von Lüttichau, der den Johannes Staller spielt, einer der Hauptdarsteller von Bord geht. Gerade wird an einem 90-minütigen Special der Serie gedreht, das zur Weihnachtszeit ausgestrahlt werden soll.

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