Corinne Bailey Rae - Black Rainbows (foto: Thirty Tigers)

Corinne Bailey Rae – Black Rainbows

Erscheinungsdatum
September 15, 2023
Label
Thirty Tigers
Unsere Wertung
8

Seit Jahren hat Corinne Bailey Rae an der Idee gefeilt, jetzt ist ihr von langer Hand geplantes Projekt endlich erschienen. „Black Rainbows“ heißt das neue Album der mit einem Grammy ausgezeichneten Singer-Songwriterin. Das Werk ist inspiriert von den Objekten und Kunstwerken, die Theaster Gates in der Stony Island Arts Bank in Chicago gesammelt hat. Es umfasst mehr als eine Sammlung von Songs. Auch ein von Koto Bolofo fotografiertes Buch „Refraction/Reflection of the Arts Bank“, Live-Performances, Visuals, Vorträge und Ausstellungen sind Teil des großen Ganzen.

Einst war das Stony Island ein Ort, an den Menschen ihr Erspartes brachten oder sich einen Kredit nahmen. Heute ist das von William Gibbons Uffendell designte und 1923 erbaute Gebäude in der South Side von Chicago so viel mehr. Es ist ein Kathedrale afroamerikanischer Kunst, wie Corinne Bailey Rae schwärmt. Eine, in der es so unheimlich viel zu entdecken gibt. Skulpturen, Gemälde, Bücher, Schallplatten, Möbel und problematischen Objekte aus der (afro-)amerikanischen Geschichte beispielsweise. Mastermind dahinter: Theaster Gates.

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Corinne Bailey Rae hat sich für ihr Studioalbum Nummer vier von dieser Einrichtung inspirieren lassen. „Ich wusste, als ich durch diese Türen ging, dass sich mein Leben für immer verändert hatte“, sagt Bailey Rae. „Die Beschäftigung mit diesen Archiven und die Begegnung mit Theaster Gates und seiner Arbeitsweise hat mein Denken über mich als Künstlerin und die Möglichkeiten meiner Arbeit verändert. Diese Musik ist durch das Sehen entstanden. Sehen war für mich wie Hören. Während ich schaute, tauchten Lieder/Klänge auf.“

Hommage an afroamerikanische Kunst

Die Ideen und Themen von „Black Rainbows“ sind breit gefächert und stammen aus Begegnungen mit Objekten in der Arts Bank. Von den in Felsen gehauenen Kirchen Äthiopiens bis zu den Reisen schwarzer Pioniere nach Westen, von der Miss New York Transit 1957 bis zu der Frage, wie der Sonnenuntergang von Harriet Jacobs‘ Schlupfloch aus aussieht, erforscht „Black Rainbows“ die schwarze Weiblichkeit, Spell Work, Inner Space/Outer Space, den Zusammenbruch der Zeit, die Vorfahren und die Musik als Mittel zur Transzendenz.

Musikalisch biegt Bailey Rae, sonst ja eher im Spannungsfeld zwischen R&B, Soul, Jazz und Pop zu Hause, hier des Öfteren in Richtung Rockmusik ab. Es ist eine Art Rückkehr zu den Wurzeln, denn in jungen Jahren war die Gute in ihrer Heimatstadt Leeds Teil einer Alt-Rock-Gruppe namens Helen, die kurz vor einem Plattenvertrag stand. Corinne Bailey Rae hat sich in den folgenden Jahren dann in eine andere musikalische Richtung entwickelt, mit „Black Rainbows“ greift sie diesen losen Faden allerdings nun doch noch einmal auf. Steht ihr gut. Zumal das Ganze mit Jazz, Electronica und Afrofuturism kombiniert wird.

Das sind die Glanzlichter

Zu den Highlights gehören dabei sicherlich „New York Transit Queen“, da so klingt, als würde Santigold Blurs „Song 2“ spielen. Der Song ist von einem Foto der damals 17-jährigen Audrey Smaltz aus dem Jahr 1954 inspiriert. Corinne Bailey Rae fand es in einer Ausgabe des „Jet“-Magazins, wie sie auf „TikTok“ verrät. Smaltz, auf dem Foto 17 Jahre alt, gewann damals den Titel „Miss Transit Queen“ und ließ sich zur Feier des Tages auf einem Feuerwehrauto ablichten. „Ihr Ausdruck blieb mir im Gedächtnis, ich musste unbedingt mehr über sie erfahren. Sie wurde mit 17 Jahren Miss Transit Queen, später Moderedakteurin für den Ebony Fashion Fair in den 1970er Jahren“, so Bailey Rae.

Nicht der einzige starke Song der Platte. Der opulente Opener „A Spell, A Prayer“ gehört sicherlich auch dazu. Die Post-Punk-Nummer „Erasure“ und der instrumentale Titeltrack ebenso. „Put It Down“ ist eine emotionale Achterbahnfahrt, auf die man sich ebenfalls unbedingt begeben wollte. Kurzum: „Black Rainbows“ ist ist die bisher stärkste, weil spannendste Arbeit von Corinne Bailey Rae, die man ja sonst eher im Bereich Kaffeehausmusik verortet hat. Nach ihrem großen Hit „Put Your Records On“ (2006) kam zwar immer Gefälliges, aber wenig Bleibendes. Mit „Black Rainbows“ beweist die Musikerin aber nun, dass in ihr eine richtige Künstlerin steckt.

Übrigens: Als weitere Hommage an die afroamerikanische Kunst wählte Bailey Rae Amanda Williams und Koto Bolofo für die künstlerische Leitung beziehungsweise die Fotografie des „Black Rainbows“-Projekts. Williams wurde kürzlich als Macarthur-Stipendiatin 2022 ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden in renommierten Museen im ganzen Land ausgestellt, insbesondere im Museum of Modern Art in New York und im Museum of Contemporary Art in Chicago. In ähnlicher Weise wurde Koto Bolofo mit dem Lucie Award 2022 für seine Leistungen in der Werbefotografie ausgezeichnet. Seine Editorials wurden in Vogue, Vanity Fair, GQ und vielen anderen Zeitschriften veröffentlicht. 

Anspieltipps
New York Transit Queen
Erasure
A Spell, A Prayer
Put It Down
8
Corinne Bailey Raes stärkste Arbeit bis dato.
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