Charles Burns - Daidalos (foto: reprodukt)

Charles Burns – Daidalos

Erscheinungsdatum
Februar 13, 2020
Verlag
Reprodukt
Unsere Wertung
7.5
7.5
Starker Auftakt.
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Außergewöhnlich: „Daidalos“, der erste Band eines neuen, mehrteiligen Graphic-Novel-Werks des US-Comic-Zeichners Charles Burns („Black Hole“), ist zuerst auf dem deutschen und französischen Markt erschienen. Die US-Ausgabe wird erst in einigen Jahren, nach Vollendung des Mehrteilers, erscheinen.

Charles Burns muss man eigentlich nicht vorstellen. Wir tun es trotzdem: Seinen Einstand in der Comicbranche verdankt der Gute dem Pulitzer-Preisträger Art Spiegelman, der ihn in den 1980ern als jungen Zeichner zu seinem Underground-Comic-Magazin „RAW“ holte. Seinen Durchbruch hatte Burns, Jahrgang 1955, mit der David-Lynch-esken Coming-of-Age-Erzählung „Black Hole“, die zwischen 1993 und 1995 erschienen ist und als eines der Standardwerke des Comics gilt. Daneben arbeitete er als Illustrator für die Musikindustrie (unter anderem schuf er das Artwork für das Iggy-Pop-Album „Brick by Brick“), für die Werbebranche und für Magazine wie „Time“ oder den „Rolling Stone“.

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In seinem neuesten Machwerk „Daidalos“ nimmt uns der Mann aus Washington, DC. nun mal wieder mit auf eine Zeitreise, zurück in die düsteren siebziger Jahre. „Daidalos“ ist autobiografisch geprägt, allerdings mit allerlei künstlerischen Freiheiten. So wählt er hier ein Alter Ego: Brian Milner, einen jungen introvertierten Zeichner und Filmemacher. Immer wieder verliert sich der Protagonist in seinen surrealen, sex- und horror-geschwängerten Tagträumen und fängt dann diese Bilder dann mit großer Hingabe ein. Durch den Dreh eines Independent-Films im Freundeskreis tritt die schöne, rothaarige Laurie in sein Leben. Die junge Frau, die die Hauptrolle in dem Kurzfilm übernehmen soll, fühlt sich zu dem talentierten Sonderling hingezogen, scheint aber kaum zu ihm durchdringen zu können …

Der große Schmerz der Pubertät

Es ist mal wieder ein großer Wurf, der Burns hier gelungen ist. Wieder ist die dunkle Seite der Pubertät das große Thema, der Schmerz des Außenseitertums, des Andersseins. Burns nähert sich dem Thema könnerhaft, verzichtet dabei auf viel Getöse und Schnickschnack. Stattdessen greift er zu eher einfachen Instrumenten, tuscht natürlich wieder per Hand. Das Inking ist hervorragend, Burns arbeitet hier erneut mit sehr kontrastreichem, hartem Strich. Das Erzähltempo ist eher langsam, die Panel-Anordnung strikt, die Bilder oft wunderbar rätselhaft. Burns greift hier Mittel der Psychoanalyse auf, um ein codiertes Abbild seiner eigenen Jugend zu zeichnen. Das Entschlüsseln bereitet dem Leser dabei große Freude – mehrfach lesen ist hier ein Muß.

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