Mit „Look Up Sharp“ hat die Australierin Carla dal Forno auf ihrem eigenen Label Kallista Records ihr lange erwartetes zweites Album vorgelegt.
Von Australien über Berlin nach London: Klar, dass sich so etwas auf die Musik einer Künstlerin wie Carla dal Forno auswirkt. Die kleinstädtischen Träume, die Trägheit, die dal Forno auf ihrem ersten Album beschäftigten, haben sich in der chaotischen Stadt aufgelöst, heißt es im Waschzettel zum Album. „Look Up Sharp“ sei die Geschichte des Lebens im Wandel, das sich nach Intimität sehnt, zu kurz kommt und das Unbekannte umarmt.
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Grau in Grau
Konkret heißt das, dass dal Forno auf dieser Platte Kammer- und Avant-Pop mit Folk, Post-Punk und Dream Pop vermengt. Herauskommt dabei kein bunter Mix, sondern eine ziemlich graue Suppe – was hier aber durchaus als Kompliment zu verstehen ist. Die erste Hälfte der Platte ist voll synchronisierter Bassfiguren, die sich mit psychedelischer Synthie-Arbeit paaren. Exemplarisch dafür stehen Nummern wie „Took A Long Time“ und „No Trace“. Im Gegensatz dazu kanalisieren Songs wie „I’m Conscious“ und „So Much Better“ ein bisschen den Sound der Young Marble Giants. Da werden Erinnerungen „Fast Moving Cars“, den Hit des Debüt-Albums, wach.
Die B-Seite beginnt mit dem fieberhaften Bass und der mäandrierenden Melodie von „Don’t Follow Me“. Hier stand ganz eindeutig The Cures „A Forest“ Pate. Und beim Closer „Push On“ wagt dal Forno gar einen Ausflug in den Trip-Hop.
Keine Frage: Ein düsteres, unheilschwangeres Album wie „Look Up Sharp“ trifft natürlich perfekt den Zeitgeist. Nein, nicht nur wegen seiner Herbstlichkeit. Sondern wegen der politischen Großwetterlage. Die Stimmung, die „Look Up Sharp“ erzeugt, atmet schwer den Geist der achtziger Jahre, den Gestank des Kalten Krieges. Eine Luft, die einem ganz langsam die Kehle zuschnüren kann.
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