Asaf Avidan - Anagnorisis (foto: embassy of music)

Asaf Avidan – Anagnorisis

Erscheinungsdatum
September 11, 2020
Label
Embassy Of Music
Unsere Wertung
7
Anspieltipps
900 Days
The Study On Falling
Anagnorisis
Lost Horse
7
Stark.
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Asaf Avidan hat den Blick nach innen gerichtet. Nach zehn Jahren, in denen der israelische Musiker quasi nonstop auf Tour war, wollte er sich endlich selbst kennenlernen. Das Ergebnis dieses Forschungsprozesses: ein neues Album. „Anagnorisis“ ist soeben via Embassy Of Music erschienen.

Irgendwann hatte Asaf Avidan genug. Er benötigte dringend eine Pause von der ständigen Rastlosigkeit. Er brauchte Ruhe und Abgeschiedenheit, um über sein Leben, seine Karriere und seine Kunst nachzudenken. Außerdem klopfte laut sein 40. Geburtstag an die Tür. Ein Jahr Auszeit sollte es sein. Er wollte auf eine neue Art leben und Songs schreiben.

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„Ich wollte mir Zeit nehmen, mich so richtig mit mir selbst zu beschäftigen, mich in mich selbst zu vertiefen, nach neuen Wegen zu suchen, um zu verstehen und einzufangen, wer ich bin. Doch je tiefer ich grub, desto nebliger wurden die Gedanken. Der Nebel schien im ständigen Wandel, mutierte. Jedes Mal, wenn ich ihn ergriff und versuchte in Worte zu fassen, veränderte er sich bereits und nahm eine neue Form an. Als Künstler war das verheerend, nicht in der Lage zu sein, etwas genau ‚einzufangen‘. Als Mensch war es herausfordernd, aber berauschend. All die Gefühle, Geschichten und tiefen Archetypen in mir waren zu einer komplexen, abstrakten, sich ständig verändernden Wolke verwoben. Sie also wirklich einfangen zu wollen, wäre letztendlich zum Scheitern verurteilt. Dennoch, ungeachtet der Unmöglichkeit, hatte ich das Bedürfnis, zu versuchen, diese Landschaft zumindest zu porträtieren. Das ist ‚Anagnorisis’“, so Asaf Avidan über den Song, der dem neuen Album seinen Titel gab. „Anagnorisis“ – dieser etwas sperrige Begriff, vom griechischen Philosophen Aristoteles geprägt, bezeichnet die plötzliche Offenbarung eines Charakters. Jenen Moment, in dem das wahre Gesicht eines Menschen sich zeigt und die Geschichte eine unvorhersehbare Wendung nimmt.

Rückzug nach Italien

Den Ort, den Asaf Avidan für seinen Rückzug wählte, war ein altes Bauernhaus in Italien, umgewandelt in ein Aufnahmestudio. Es wurde eine Rückzugsoase für den Musiker. Aber: Monate vergingen und die neuen Songs wuchsen nur sehr langsam. Um alle neuen Ideen und Songs dann letztendlich in ihrer finalen Form aufzunehmen, rief Asaf seinen alten Produzenten- und Musikerfreund Tamir Muskat (Produzent von „Different Pulses“ und „Gold Shadow“) auf den Plan. Asaf flog nach Tel Aviv, um Tamir zu treffen und die beiden begannen gemeinsam mit den Aufnahmen.

Doch so idyllisch und inspirierend sein neues Heim auch sein mochte, schien der Ort bald zu einem Hindernis bei der Fertigstellung des Albums zu werden: Die Corona-Krise kam und traf Asafs neue Wahlheimat schwer. Es gab Ein-und Ausreisestopps; die Aufnahmen mussten unterbrochen werden. Asaf ging zurück nach Italien in den Lockdown. Tamir blieb in Tel Aviv. Anstatt aber alles hinzuwerfen, hatten sich die beiden schnell mit der neuen Situation arrangiert. Anders als erwartet, funktionierte diese Art Songs zu schreiben und aufzunehmen, ziemlich gut. Sie kam Asaf sogar ziemlich gelegen. Der pulsierende Lärm von Tel Aviv und die ruhige Stille des italienischen Landlebens bringen den zusätzlichen Clash, der auf das Thema des Albums anspielt.

Die Geschichte eines verlorenen Pferdes

Recht mühelos changiert Asaf auf der Platte zwischen verschiedenen Genres, zwischen Pop, Gospel und Hip Hop beispielsweise. Immer im Vordergrund: diese außergewöhnliche hohe Stimme. Zu den Glanzlichtern des Albums gehören etwa „900 Days“ und „The Study On Falling“, zwei Songs, in denen Asaf eine zerbrochene Beziehung beschreibt. Zwei Nummern, die ursprünglich gar nicht auf dem Album landen sollten, Asaf am Ende dann aber doch wichtig schienen. 

Und dann ist da natürlich „Lost Horse“, zu dem es eine ebenso tragische wie interessante Hintergrundgeschichte gibt. Der Song adressiert das Thema der Hilflosigkeit. Asaf über den Song: „2019 war ein seltsames Jahr für mich. Kurz bevor es begann, wurde ich von einem Wolfshund angegriffen, den ich zu erziehen versuchte. Dann, einige Monate später, kam ein Wolfsrudel auf dem Feld in der Nähe meines Studios an und jagte Ariadne, mein süßes quarter-paint Pferd, bis sie schließlich von einer Klippe ins Meer stürzte. Sie wurde nie gefunden. Ich war untröstlich und demoralisiert, weil ich nicht in der Lage war, ihr Schicksal abzuwenden oder sie zurückzuholen. Nach stundenlanger vergeblicher Suche nach ihrer Leiche kehrte ich in mein Studio zurück, öffnete mein Notizbuch und schrieb zwei Worte – „LOST HORSE“ – oben auf eine kleine Seite. Und dann weinte ich um all die Lieben, die ich verloren habe, um all die Male, in denen meine Kraft nicht ausreichte, um den Ausgang eines Lebens voller Endlichkeit zu ändern. Eines Lebens voller Endgültigkeit in einer begrenzten, in denen Emotionen scheinbar grenzenlos sind.“

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