Ein Film über Steine? Ist spannender als es klingt. Vor allem, wenn der russische Dokumentarfilmer Victor Kossakovsky dahinter steckt. Mit „Architecton“ legt er einen epischen Essayfilm vor, der über Bauen, Beton und Raubbau an der Natur erzählt.
Was ist gute Architektur? Was ist schlechte Architektur? Und was wird von uns, von unserer Generation, von unserer Ära, irgendwann einmal zurückbleiben und vielleicht in ferner Zukunft wieder entdeckt werden? Was wird das dann über uns aussagen? Es sind große Fragen, die Victor Kossakovsky in seinem bildgewaltigen 98-Minüter zu beantworten versucht. Mit dem italienischen Architekten Michele De Lucchi hat er für dieses Projekt den passenden Protagonisten gefunden. Einen wahren Idealisten. In seinen Gebäuden manifestiert er einen unkaputtbaren Glauben an das Gute im Menschen. Eigentlich. Denn mittlerweile ist er gezwungen, kunstlose Wolkenkratzer zu entwerfen. Dabei ist die aus Beton gegossene Architektur nicht nur hässlich und umweltverschmutzend. Ihre Lebensdauer beträgt im Durchschnitt auch nicht mehr als 40 Jahre. Nachhaltigkeit sieht anders aus. Der Mensch, das wird in dieser Doku klar, führt vielmehr einen rücksichtslosen Kampf gegen die Natur.
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Letztere wird in diesem Streifen spektakulär in Szene gesetzt. In überwältigenden Aufnahmen folgen wir dem Lebenszyklus von Steinen, der in der Natur beginnt und auf der Müllhalde endet. Vom Fels zum Kiesel zum Beton. Zu Schutt und Asche. Während moderne Bauwerke in Kriegen (der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird hier aufgegriffen) und Naturkatastrophen in sich zusammenstürzen, erinnern antike Ruinen in den abgelegensten Gebieten der Welt an eine Stabilität und Ästhetik des Lebens, die verloren scheint. Denn Architektur ist nicht nur die Gestaltung von Gebäuden. Sie ist eine Raumkunst, die die Spielräume unserer Handlungen, unsere Politik, unseres Seins bestimmt.
Tatsächlich ist „Architecton“ mit seinen überwältigenden Bildern vor allem fürs Kino gemacht. Die monumentalen Bilder wirken, auch in Begleitung des wunderbaren Scores von Evegueni Galperines. Der Film kommt dabei fast ohne Worte auskommt. Eine richtige Entscheidung. Manchmal sagen Bilder eben mehr als Worte.
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