Nach einer wahren Begebenheit: Der franko-belgische Actionfilm „15 Minutes Of War“ beschäftigt sich mit einer Schulbus-Entführung Mitte der siebziger Jahre in einer französischen Kolonie. Der Streifen liegt nun fürs Heimkino vor.
Februar 1976. Terroristen entführen einen Schulbus in der französischen Kolonie Dschibuti. Auf der wilden Flucht ins benachbarte Somalia wird der Bus beschädigt und bleibt im Niemandsland kurz vor der Grenze liegen. Polizei und Armee umstellen den Grenzübergang, doch die Kidnapper drohen mit der Hinrichtung der Kinder.
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Paris schickt eine Spezialeinheit unter dem Kommando des besonnenen Scharfschützen Gerval (Alban Lenoir). Seine Aufgabe: Die Entführer ausschalten, ohne dass auch nur eine der zwanzig Geiseln zu Schaden kommt. Als allerdings auf der anderen Seite der Grenze somalische Truppen und KGB-Offiziere aufmarschieren, eskaliert die Situation zu einer internationalen Krise. Gerval muss damit rechnen, dass ein einziger Schuss einen Krieg auslösen wird.
Wahrer Hintergrund
Wir hatten es eingangs erwähnt: „15 Minutes Of War“ beruht auf wahren Begebenheiten. Das ostafrikanische Dschibuti war seit 1896 französische Kolonie und wurde nach dem zweiten Weltkrieg in ein Überseeterritorium umgewandelt. Seitdem kam es immer wieder zu Spannungen unter den verschiedenen ethnischen Gruppen der Bevölkerung über die Beibehaltung des Kolonialstatus. Während die Minderheit der Afar für den Verbleib unter der französischen Flagge plädierte, so forderte die Bevölkerungsmehrheit der dschibutischen Somali den Anschluss an Somalia. Dieser Konflikt eskalierte in den siebziger Jahren. Er wurde zusätzlich verschärft, weil die Landesgrenze zu Somalia faktisch die Trennlinie zwischen den beiden militärischen Blöcken im Kalten Krieg bildete. Während die Kolonialmacht Frankreich Mitglied der NATO war, so stand Somalia unter dem Einfluss der Sowjetunion und des Warschauer Paktes.
Vor diesem Hintergrund erhielt die gewaltsame Beendigung einer Geiselnahme, die sich im Februar / März 1976 an der Grenze der beiden Länder ereignete, eine erhebliche weltpolitische Brisanz. Höchstwahrscheinlich wurde der militärische Zwischenfall deswegen offiziell unter den Teppich gekehrt. Nur wenige Zeitungen berichteten darüber und meist blieb es bei einer Randnotiz. Erst viele Jahre später wurden Bücher zum Thema veröffentlicht und die explosive Dimension des „15 Minuten Krieges“ wurde erkennbar.
Die Beendigung der Geiselnahme markiert auch die erste Bewährungsprobe der französischen Anti-Terror Einheit GIGN (Groupe d’intervention de la gendarmerie nationale), die später auch im Kampf gegen Flugzeugentführungen eingesetzt wurde.
Leider nur ein Actionfilm
Keine Frage: Die realen Ereignisse sind eigentlich ein guter Stoff für ein Action-Drama. Leider wird „15 Minutes Of War“ dem Ganzen nur bedingt gerecht. Der Streifen will trotz der interessanten Prämisse nicht mehr als ein Action-Film sein, der so auch beinahe in den Achtziger Jahren hätte gedreht werden können. Er nimmt sich viele kreative Freiheiten heraus. Faktentreue? Nope. Eine kritische Einordnung des Kolonialismus findet auch nicht statt. Da wurde einfach unfassbar viel Potenzial verschenkt. Darüber tröstet auch die spektakuläre Action nicht hinweg.
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