Hinter dem Künstlername GGLUM verbirgt sich die aufstrebende Londoner Songwriterin Ella Smoker, die Ende März ihr Debütalbum „The Garden Dream“ veröffentlicht hat. Zuvor hatte sie mit „Weak Teeth“ (2022) und „Once the Edge Has Worn Off“ (2021) zwei 8-Track-Projekte vorgelegt. Ihr Debüt, so heißt es, sei eine Art Fiebertraum, der sich auf der Grenze zwischen starken Erinnerungen und unterdrückten Vorstellungen bewegt. Welche Gedankenspiele sich hinter den einzelnen Nummern verbergen, verrät uns die Alternative-Singer-Songwriterin in diesem Track-By-Track-Interview.
With You
I wrote this song with Karma Kid and Alex Headford from Jadu Heart. I wanted the first song on the album to feel like a door opening into the world of „The Garden Dream“. Like the beginning of a dream where everything is still pleasant and nice. I think it’s just about a normal healthy relationship and the day to day of it. Insecurities, the happy times, arguments, dates. It’s about loving each other and still being there for each other through the ups and downs. I guess you could say it’s a love song.
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Ich habe dieses Lied mit Karma Kid und Alex Headford von Jadu Heart geschrieben. Der erste Song des Albums sollte sich wie ein Türöffner in die Welt von „The Garden Dream“ anfühlen. Wie der Beginn eines Traums, wo alles noch angenehm und schön ist. Inhaltlich geht es dabei einfach um eine normale, gesunde Beziehung und den Alltag darin. Unsicherheiten, glückliche Zeiten, Streit, Verabredungen. Es geht darum, einander zu lieben und trotz aller Höhen und Tiefen füreinander da zu sein. Man könnte daher sagen, es ist ein Liebeslied.
SPLAT!
I wrote „SPLAT!“ really early in the writing process of the album. We knew it was a single straight away which really took the pressure off of the rest of the album. I wanted to get outside of my comfort zone and decided to lean into the discomfort. I learned from writing this song that gglum could be a little more jolly sometimes. Since playing more live shows I realised I wanted some more fun, upbeat songs to be able to play in the set so this was perfect.
Ich habe „SPLAT!“ noch sehr früh im Entstehungsprozess des Albums geschrieben. Wir wussten sofort, dass es eine Single war, was den Druck vom Rest des Albums nahm. Ich wollte unbedingt meine Komfortzone verlassen und beschloss, mich dem Unbehagen hinzugeben. Beim Schreiben des Liedes habe ich gelernt, dass Gglum manchmal auch etwas fröhlicher sein darf. Da ich gerade mehr Live-Shows gespielt hatte, wurde mir klar, dass es mehr lustige, fröhliche Songs im Set bräuchte. Also war das perfekt.
Late
A lot of this album was me allowing myself to grieve for my teenage self. In the moment when bad things are happening you can’t really stop to feel sorry for yourself otherwise it would be near impossible to get through it. With this album it was like I got to stop and reflect from a safe place far away from bad situations from the past.
I wrote an early version of Late when I was 18 or so. Thought it would be really special to bring the words from my past self into the project with the words from my current self. It’s about a desperation to get inside someone’s head, see what they’re thinking, what’s true and what’s not. I think I tend to feel a very desperate need to connect but I never feel like I can get close enough and therefore everyone seems distant to me. At one point I even reference that idea of running away from reflecting or feeling the pain of what’s happening in the current moment.
Vor dem Schmerz davonlaufen
Bei einem Großteil dieses Albums geht es darum, dass ich mir erlaubte, um mein Teenager-Ich zu trauern. In dem Moment, in dem schlimme Dinge passieren, kann man nicht aufhören, sich selbst zu bemitleiden. Sonst wäre es ja nahezu unmöglich, über diese Dinge hinwegzukommen. Mit diesem Album hatte ich das Gefühl, an einem sicheren Ort zu sein, innehalten und nachdenken zu können. Weit weg von schlimmen Situationen aus der Vergangenheit.
Eine frühe Version von „Late“ habe ich geschrieben, als ich knapp 18 Jahre alt war. Ich dachte daher, es wäre etwas Besonderes, die Worte meines früheren Ichs zusammen mit denen meines jetzigen Ichs ins Projekt einzubringen. Es geht darum, verzweifelt in den Kopf von jemandem eindringen zu wollen. Zu sehen, was er denkt, was davon wahr ist und was nicht. Ich habe ein großes Bedürfnis, mich zu verbinden. Aber ich habe gleichzeitig nie das Gefühl, dass ich nah genug herankomme. Deshalb kommt mir jeder irgendwie distanziert vor. In dem Song beziehe ich mich auf die Idee, vor dem Schmerz, denn ich dann fühle, davonzulaufen.
Pruning 1
„Pruning 1“ is one of my favourite type of song to make. Almost cinematic and just capturing an emotion rather than following a set structure. I want it to be whatever the listener thinks it is. A punch in the chest. It’s difficult to pick favourites but this might be one of mine.
„Pruning 1“ ist einer meiner liebsten Songtypen. Das Lied ist fast filmisch und fängt einfach nur eine Emotion ein statt einer festgelegten Struktur zu folgen. Der Zuhörer soll beim Hören einfach selbst entscheiden, worum es hier gerade geht. denkt. Ein Schlag vor die Brust. Es ist schwierig, Favoriten auszuwählen, aber dies könnte einer von meinen sein.
Pruning 2
Weirdly I actually wrote „Pruning 2“ before „Pruning 1“. Karma Kid suggested I write „Pruning 1“ as a sequel to „Pruning 2“. So it’s the same story and the same feeling’s just presented in different ways. I wanted „Pruning 2“ to be vulnerable and real, hence the shaky vocals. These songs might be the most honest I’ve been with my lyrics yet.
Komischerweise habe ich „Pruning 2“ tatsächlich vor „Pruning 1“ geschrieben. Karma Kid schlug mir vor, „Pruning 1“ als Fortsetzung von „Pruning 2“ zu schreiben. Es ist also die gleiche Geschichte. Das gleiche Gefühl wird nur auf unterschiedliche Weise dargestellt. Ich wollte, dass „Pruning 2“ verletzlich und echt ist, daher auch der zittrige Gesang. Diese Lyrics sind vielleicht die ehrlichsten, die ich je verfasst habe.
Easy Fun
Having the name gglum can sometimes be quite the self fulfilling prophecy. Easy Fun was a chance for me to do something a little different and a little more playful than I usually would. I just wanted to write about all of the nights out I’ve ever had mashed into one. I wanted it to capture being a teenager in London and getting up to no good and not being afraid of consequences. For this project I really wanted to lean into more janky, gross sounds and push the boundaries between nice sounds and more jarring sounds. I think this song is a good presentation of these two elements together.
Der Name Gglum kann manchmal wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung sein. „Easy Fun“ war für mich eine Chance, etwas anderes und Spielerischeres zu machen. Ich wollte über all die Abende schreiben, die ich bis dato erlebt hatte. Die Lyrics sollten das Leben eines Teenagers in London einfangen. Das Leben eines Teenagers, der auch mal Unsinn macht und keine Angst vor den Konsequenzen hat. Für dieses Projekt wollte ich mich unbedingt auf schrägere, ekligere Klänge konzentrieren. Die Grenzen zwischen netten und abgefahreneren Sounds sollten sich verschieben. Ich denke, das Lied repräsentiert beide Elemente ganz gut.
Glue
„Glue“ was a song that came a lot later in the album writing process. We were worried about not having enough options so decided to bash this one out. On the day we were writing it I was extremely anxious and actually really struggling to even be out of the house. It’s about wanting to heal a relationship that you know is probably doomed. This project does tell one big story track by track that links into the narrative of the album. I think although everyone has had completely different experiences of life, most people could still relate to the narrative of this album in their own ways. „Glue“ is very on the nose lyrically compared to a lot of the project but I think that can be nice sometimes. Just clearly stating your feelings can feel like the easiest way to connect.
„Glue“ war ein Song, der erst spät entstand. Wir hatten Angst, dass wir nicht genügend Optionen hatten, also entschieden wir uns, den hier rauszuhauen. An dem Tag, an dem wir das Lied schrieben, war ich äußerst nervös und hatte echt große Mühe, überhaupt das Haus zu verlassen. Es geht in dem Song darum, eine Beziehung heilen zu wollen, von der man weiß, dass sie wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt ist. Das Projekt erzählt Track für Track eine große Geschichte, die mit dem Narrativ des Albums verknüpft ist. Obwohl jeder völlig unterschiedliche Lebenserfahrungen gemacht hat, können die meisten Menschen das Narrativ dieses Albums auf ihre eigene Weise nachvollziehen. Textlich ist „Glue“ im Vergleich zu anderen Songs der Platte sehr direkt, aber ich denke, das kann manchmal ganz nett sein. Die klare Äußerung der eigenen Gefühle kann der einfachste Weg sein, eine Verbindung herzustellen.
Second Best
Second Best came at a time when I was feeling very paranoid and my self esteem wasn’t very high. I decided I wanted to write a song where I was really leaning into the paranoia and blow the whole thing out of proportion as a way to clear those feelings out. So in reality this song is actually not based in any true situation, it’s me allowing my feelings about myself to take over real life. It was extremely cathartic but it also definitely took a few hours to calm myself down after writing it. I think I went home and drank a bottle of wine afterwards but when I woke up the next day, all of those negative feelings I’d had before had washed away.
„Second Best“ entstand zu einer Zeit, als ich sehr paranoid war und mein Selbstwertgefühl nicht sehr hoch. Ich wollte ein Lied schreiben, in dem ich mich der Paranoia hingab und das Ganze überproportional aufpeitschte, um diese Gefühle endlich loszuwerden. In Wirklichkeit basiert dieses Lied also nicht auf einer wahren Situation. Ich erlaubte meinen Gefühlen vielmehr, hier zu übernehmen. Das war äußerst kathartisch für mich, aber es hat definitiv auch ein paar Stunden gedauert, bis ich mich nach dem Schreiben beruhigt hatte. Ich bin danach nach Hause gegangen und habe erst einmal eine Flasche Wein getrunken. Aber als ich am nächsten Tag aufwachte, waren all die negativen Gefühle verschwunden.
He Laid His 97’s Neatly By The Door
Alex Headford from Jadu Heart invited me and a couple friends to Bristol for a week to do a mini writing camp kind of thing. There was no pressure behind it, it was just a way of putting a group of us in a room and seeing what would happen. We wrote this on the last day we had in Bristol after a week of quite a lot of heavy drinking and writing. It really felt like it captured the vibe of the room and what the week had been like. All of those weird shouts and moans at the end of the song are actually recorded on the guitar track while I was playing. It’s little details like that that make songs feel special to me and this is one of those songs.
Alex Headford von Jadu Heart lud mich und ein paar Freunde für eine Woche nach Bristol ein, um so etwas wie ein Mini-Schreibcamp zu machen. Dahinter stand kein Druck, es ging lediglich darum, eine Gruppe in einen Raum zu bringen und zu sehen, was passiert. Wir haben diesen Song an unserem letzten Tag in Bristol geschrieben, nachdem wir eine Woche lang ziemlich viel getrunken und geschrieben hatten. Es fühlte sich wirklich so an, als ob das Lied die Atmosphäre des Raumes und die zurückliegende Woche einfängt. All diese seltsamen Schreie und Stöhne am Ende des Liedes wurden tatsächlich auf der Gitarrenspur aufgenommen, während ich spielte. Es sind solche kleinen Details, die Songs für mich zu etwas Besonderem machen.
Honeybee
Karma Kid and I wrote „Honeybee“ on the day we started writing the album. We’d written a song already that didn’t end up making it on but at the end of the day I was playing around with the chords and Karma Kid got me to record on my phone while he mumbled a little melody. The next day on the bus to the studio I listened to the recording and wrote lyrics that fit in with what Karma Kid was humming.
In total it took me maybe 5-10 minutes to write the lyrics. We wrote Eating Rust when I got to the studio and then recorded Honeybee at the end of the day. I sat in front of a microphone with a guitar and sang the song 3 times. Then we just picked our favourite so this is actually a one take song. It was really nice to be able to include something so organic and stripped back.
Organisch und reduziert
Karma Kid und ich haben „Honeybee“ an dem Tag geschrieben, an dem wir mit dem Schreiben des Albums begonnen hatten. Wir hatten bereits einen Song fertig, der es am Ende nicht auf die Platte geschafft hat, aber am Abend spielte ich mit den Akkorden herum und Karma Kid brachte mich dazu, das Ganze auf meinem Handy aufzunehmen, während er eine kleine Melodie dazu murmelte. Am nächsten Tag hörte ich mir im Bus zum Studio die Aufnahme an und schrieb Lyrics, die zu dem passten, was Karma Kid da summte.
Insgesamt habe ich vielleicht fünf bis zehn Minuten gebraucht, um den Text zu schreiben. Wir haben dann „Eating Rust“ geschrieben, als ich im Studio war, und am Ende des Tages haben wir „Honeybee“ aufgenommen. Ich saß mit einer Gitarre vor einem Mikrofon und sang das Lied dreimal. Später haben wir einfach unseren Favoriten ausgewählt, also ist dies eigentlich ein One-Take-Song. Es war wirklich schön, etwas so Organisches und Reduziertes in die Platte einbauen zu können.
Do You See Me Different? (ft Kamal.)
I wrote this song with my friend Kamal who I’ve known for a very long time but we hadn’t really written together before. A lot of this project is just about being vulnerable through the stories of dreams I’ve had or setting them in a dreamscape. That’s where a lot of the inspiration of wind chimes and bird sounds comes from. I wanted to really set all of these songs in a little dream world, taking the places inside my head and translating them to others.
Ich habe dieses Lied mit meinem Freund Kamal geschrieben, den ich schon sehr lange kenne, aber wir hatten vorher noch nicht wirklich zusammen geschrieben. Bei einem großen Teil dieses Projekts geht es darum, durch die Geschichten meiner Träume verletzlich zu sein oder die Geschichten in einer Traumlandschaft spielen zu lassen. Daher kommt auch die Inspiration für die Windspiele und Vogelstimmen. Ich wollte alle diese Lieder wirklich in einer kleinen Traumwelt verorten. Sie sollten die Bilder in meinem Kopf aufgreifen und sie für andere übersetzen.
Eating Rust
„Eating Rust“ was the first song we wrote that we knew was going on the album and captured the sound of the album. It feels like the song that sums up what the whole project is meant to be. Eating Rust is a reflection on realising that a relationship that you’re in has been rotting you from the inside out from the start. I guess it’s like when the penny drops and you realise you’ve been a fool the entire time. This song took a lot of influence from The Microphones which has always been a massive inspiration of mine hence the heavy percussion and out of tune accordion.
„Eating Rust“ war der erste Song, den wir geschrieben haben und von dem wir wussten, dass er auf das Album kommen würde. Er fängt den Sound des Albums einfach ein, er fasste zusammen, wie das ganze Projekt sein sollte. „Eating Rust“ ist eine Reflexion über die Erkenntnis, dass die Beziehung, in der man sich befindet, einen von Anfang an von innen heraus verrottet hat. Als ob der Groschen fällt und einem klar wird, dass man die ganze Zeit über ein Idiot war. Dieses Lied wurde stark von The Microphones beeinflusst, die schon immer eine große Inspiration für mich waren. Daher auch die starke Percussion und das verstimmte Akkordeon.
The Garden Dream
When writing this song I was imagining my dream world and what the atmosphere feels and looks like. It’s heavy and barren and feels like you’re being watched.
When writing this album, I wanted to feel like you were opening a door and then each song was like opening a door to a new room and stepping through each of them (kind of like each song is a different dream). The Garden Dream is the last room in that series of rooms. The end of the song is like closing the door behind you and knowing that all of those rooms are still contained behind that door, still existing and moving and breathing, you just can’t see them anymore.
Als ich dieses Lied schrieb, stellte ich mir meine Traumwelt vor und wie die Atmosphäre dort ist und wie sie aussieht. Sie ist schwer, karg und es fühlt sich an, als würde man beobachtet.
Als ich dieses Album schrieb, wollte ich das Gefühl haben, als würde man eine Tür öffnen, und dann war jedes Lied so, als würde man eine Tür zu einem neuen Raum öffnen und durch jeden einzelnen von ihnen durchgehen (so als ob jeder Song ein anderer Traum wäre). „The Garden Dream“ ist dabei der letzte Raum dieser Zimmerreihe. Das Ende des Liedes wirkt, als würde man die Tür hinter sich verschließen und wissen, dass all diese Räume aber immer noch hinter dieser Tür verborgen sind. Dass sie immer noch existieren, sich bewegen und atmen. Man kann sie einfach nur nicht mehr sehen.
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