Mit „Let’s Go Sunshine“ legen The Kooks ihr nunmehr fünftes Studioalbum vor. Eines, das vom Liebeskummer und dem Frischverliebtsein erzählt – und dabei überraschend poppig geraten ist.
„Was, gibt’s die noch?“ Der Kollege war sichtlich verblüfft, als er erfuhr, dass der Autor dieser Zeilen die Kooks im Sommer als Vorband der Rolling Stones in Stuttgart erlebt hat. In den vergangenen vier Jahren war von der britischen Indie-Rock-Kapelle ja auch nicht viel zu hören. Das letzte Album „Listen“ riss 2014 kaum einen Fan vom Hocker. Es war einfach kein Vergleich zum legendären Debüt „Inside In/Inside Out“, mit dem der Band aus Brighton 2006 der Durchbruch gelang.
anzeige
Trotz der Durststrecke in den vergangenen Jahren melden sich The Kooks nun mit „Let’s Go Sunshine“ selbstbewusst zurück. Frontsänger Luke Pritchard über den Entstehungsprozess: “Diese Platte sollte definieren, wer wir sind. Wir haben uns diese Fragen gestellt. Der Beginn der Arbeiten war holprig. Wir sind 2015 ins Studio gegangen und wollten dort weiter machen, wo wir mit ‚Listen‘ aufgehört hatten. Recht schnell haben wir dann bemerkt, dass wir das eigentlich gar nicht machen wollen und dass das auch nicht nach den Kooks klang. Also haben wir alles verworfen und sind neu gestartet. Ich machte es mir zur Mission, die besten Songs zu schreiben, die ich jemals geschrieben habe. Bevor ich sie der Band vorgestellt habe, habe ich über jedes Wort gebrütet. Es sollte unser ‚Rubber Soul‘, ‚Lola‘, unser ‚Definitely Maybe‘ werden. Es sollte in dieser britischen Tradition stehen. Als ich zu schreiben begann, steckte ich in einer dunklen Phase voller Herzschmerz. Mittendrin hatte ich mich neu verliebt. Und auch das merkt man.“
Ziemlich tanzbar
Zu den Herzschmerz-Songs gehört die Ballade „Fractured And Dazed“. In dieser besingt Ritchard eine Liebe, an der man festhält, obwohl sie sich längst totgelaufen hat. Düsterer ist die Akustikgitarren-Pop-Rock-Nummer „Four Leaf Clover“, die vom Schicksal eines vom Weg abgekommenen Mädchens handelt. Es versucht, mit Drogen und Alkohol den Verlust ihres Lovers zu bekämpfen. Großes Storytelling haben The Kooks auch in dem Song „All The Time“ zu bieten. Die Geschichte, die der Song erzählt, spielt auf Canvey Island (Essex). Der Clip dazu zeigt den Tag eines Mädchen, das zuhause nichts als Ärger hat, abhaut und mit ihren Freundinnen eine gute Zeit hat. Er hat einen nostalgischen, sommerlichen und irgendwie kalifornischen Vibe. Obwohl das Video in einer tristen britischen Provinzstadt spielt. Als die Skater-Bande ihr Abenteuer beendet, beobachtet die weibliche Hauptdarstellerin, wie ihre Gang davon fährt. Das triste Zuhause, vor dem sie geflohen ist, steht immer noch unverändert vor ihr.
Auch wenn es die Themen nicht unbedingt vermuten lassen: Viele Songs auf „Let’s Go Sunshine“ sind ziemlich tanzbar geraten. Sie sind poppig, ohne kitschig zu sein. Radiotauglich. Hier und da wirken sie vielleicht ein bisschen zu glatt. Wer das aber verkraften kann, freut sich über ein gelungenes Comeback.
anzeige