Sven Regener - Zwischen Depression und Witzelsucht: Humor in der Literatur (foto: Galiani Berlin)

Sven Regener – Zwischen Depression und Witzelsucht: Humor in der Literatur

Erscheinungsdatum
August 15, 2024
Verlag
Galiani Berlin
Unsere Wertung
8

Ist der Humor ein überflüssiger Luxus? Von wegen. In seinem neuen Buch „Zwischen Depression und Witzelsucht: Humor in der Literatur“ ergründet Autor und Musiker Sven Regener den Sinn und Zweck von Humor.

Der Mensch ist ein melancholisches Tier, schreibt Sven Regener. Zeit seines Lebens leidet er unter dem Wissen seiner eigenen Sterblichkeit. Dazu kommen dann noch die Strapazen des Alltags und der Arbeit, gesundheitliche und finanzielle Probleme und sonstige Sorgen und Enttäuschungen. „Das Leben ist hart und am Ende stirbt man“, bringt es der Schriftsteller auf den Punkt. Der Humor und die Kunst seien in diesem Kontext kein Luxus, sondern erfüllten eine wichtige Position: „Sie schaffen Distanz zur eigenen Existenz“ und so auch Erleichterung von der Melancholie. Die Kunst, so Regener, verschaffe dem Menschen „Urlaub von der Sterblichkeit“, indem sie ihn umleite und mit Dingen konfrontiere, die er so nicht kennt. Das tut auch der Humor, nur brutaler. „Wo die Kunst mit Gefühlen arbeitet, (…) schafft der Humor Distanz durch Überwindung von Gefühlen.“ So oder so: Es geht um den Abstand zur eigenen Mortalität.

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Keine Frage: Es ist ein spannendes Thema, mit dem sich Sven Regener da beschäftigt. Und ein bisher kaum erforschtes. Initialzündung für diesen Essay war ein Vortrag, den der Element-of-Crime-Sänger bereits 2016 hielt. Damals war er eingeladen, als Inhaber der Grimm-Professur der Uni Kassel eine Poetik-Vorlesung zu halten. Er wählte das Thema „Humor in der Literatur“, weil er da aus seinem eigenen Erfahrungsspektrum schöpfen konnte und nicht direkt Angst vor der Kollision mit „intellektuellen Supertankern“ haben musste, wie er schreibt.

Es geht nicht ohne Humor

Regener sieht sich einem interessanten Phänomen ausgesetzt. Die Musik von Element of Crime werde immer als melancholisch, traurig und gefühlvoll beschrieben – und das, obwohl viele der Lieder doch eigentlich lustige Texte hätten. Und bei seinen Romanen verhalte es sich umgekehrt. Die erzählten eigentlich traurige Geschichten, von Leuten, die es im Leben nicht leicht haben und bei denen das Scheitern stets wahrscheinlicher ist als das Gelingen. Und doch gelten seine Bücher gemeinhin als lustig. Dass es immer lustige Stellen in seinen Büchern gebe, sei nicht beabsichtigt, es ergebe sich einfach so, so Regener. Doch er wisse um diese Konstanz und schlussfolgert: Es geht bei ihm nicht ohne Humor.

Humor gebe es prinzipiell in drei Kategorien: „Es gibt ihn übel, in flach und in gut, es gibt den Humor im Tetrapak vom Aldi, es gibt den Humor in der Schraubverschlussflasche für ein paar Mark von der Tankstelle und es gibt den Humor vom Wein-Peter, spezialabgefüllt, Grand Cru und St. Emilion und was weiß ich nicht alles“. Die Grenzen können da aber auch durchaus fließend sein. Und alle Kategorien haben ihre Berechtigung, so Regener.

Regeners Abhandlung über den Humor und seine Wertigkeit lässt sich schnell durchlesen. Der Parforce-Ritt durch die Kunstgattungen, Stile und Methoden hallt aber durchaus noch länger nach. Etwas überflüssig: der zweite Text im Buch, eine Laudatio die Regener 2015 auf seinen Kollegen Frank Schulz hielt und die die Grundlage seines späteren Uni-Vortrags war. Ob der vielen Dopplungen wirkt das wie ein künstliches Aufblasen des schmalen Büchleins. Und das hat dieses dank des Unterhaltungs- und Erkenntniswerts eigentlich gar nicht nötig.

8
Interessant und unterhaltsam.
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