St. Vincent - Daddy's Home (foto: Loma Vista Recordings/Virgin Music)

St. Vincent – Daddy’s Home

Erscheinungsdatum
Mai 14, 2021
Label
Loma Vista Recordings/Virgin Music
Unsere Wertung
9
Anspieltipps
Pay Your Way In Pain
Down and Out Downtown
Daddy's Home
The Melting of the Sun
Down
Live in the Dream
9
So persönlich wie nie.
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Stillstand ist Rückschritt – das ist offenbar das Motto von Annie Clark alias St. Vincent. Mit „Daddy’s Home“ hat die Gute gerade ihr sechstes Studioalbum veröffentlicht und sich darauf mal wieder neu erfunden.

Nein, eigentlich ist Annie Clark keine, die die Öffentlichkeit gerne an ihrem Privatleben teilhaben lässt. Erst recht nicht, wenn es um ein sensibles Thema geht: die Inhaftierung ihres Vaters. Der Herr Papa war 2010 wegen Aktienbetrugs verknackt worden, 2019 kam er vorzeitig aus dem Gefängnis frei. Natürlich wurde da viel geschrieben. Erst wollte Clark sich gar nicht zu der Sache äußern, irgendwann ist sie aber zum Entschluss gekommen, sich die Deutungshoheit in der Debatte zurückzuerobern. „Daddy’s Home“ ist der Musik gewordene Versuch, eben das zu tun. Und der Frage auf den Grund zu gehen, was diese schwierige Zeit mit ihrer Familie gemacht hat.

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So ist auch der musikalische Style, den St. Vincent hier fährt, kein Zufall. Er ist eine Hommage an jene Platten, die sie in ihrer Kindheit mit ihrem Vater gehört hatte. LPs, die sie wahrscheinlich mehr als jede andere Musik in ihrem Leben begleiteten. Songs, die im sepiafarbenen Downtown New York Anfang der Siebziger gemacht wurden. Ein bisschen Rock, ein bisschen Soul, hier und da eine Ballade. Gritty. Grimy Sleazy. Die Stadt, gerade in genannter Zeit, spiegelt wie keine andere diese Gleichzeitigkeit von Glamour und Überlebenskampf wider. Verheißung und Untergang.

Nostalgie trifft Moderne

Der Opener „Pay Your Way in Pain“ ist da ein fantastischer Einstieg. Er verbindet das Album mit dem Vorgänger „Masseduction“, weist aber deutlich den Weg in „Daddy’s Home“. Der Song klingt, als hätten Zeitreisende aus der Zukunft Anfang der 70er eine Session in den Electric Lady Studios gebucht. Schweißtreibender Funk, hat ein bisschen was vom frühen Bowie. Ganz im Gegensatz zum folgenden „Down And Out Downtown“, eine wunderbar soulige Nummer. Hochemotional. Dann das Titelstück: „I signed autographs in the visitation room / Waitin‘ for you the last time, inmate 502“. Großes Kino. Ebenso wie der Track „The Melting of The Sun“, in dem Clark Größen wie Nina Simone, Tori Amos, Marilyn Monroe oder Joni Mitchell Tribut zollt. Verstaubt klingt das Ganze nie, Clark gelingt hier stets der Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Keine Frage: So persönlich wie auf „Daddy’s Home“ klang St. Vincent, die sich ja immer so ein bisschen hinter ihrer artsy Kunstfigur versteckte, noch nie. Da hat sie ein bisschen den Vorhang zurückgezogen und ihr Inneres preisgegeben. Einen kongenialen Mitstreiter hatte sie dabei in Produzent Jack Antonoff, ohnehin in den letzten Jahren gefühlt an jedem wichtigen Album beteiligt. Er bewies ja schon bei seinen Arbeiten mit Lana Del Rey, dass sich Moderne und Nostalgie wunderbar miteinander vereinen lassen.

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