Gettin‘ funky: Simply Red sind zurück. Die Band um Frontmann Mick Hucknall hat gerade mit „Blue Eyed Soul“ nach vier Jahren mal wieder ein neues Album vorgelegt. Darauf versammelt die britische Formation zehn neue Tracks. Power-Balladen, aber auch funkige Soul-Nummern mit einem ordentlichen Schuss Blechbläser-Wumms.
Simply Red gehören seit den achtziger und neunziger Jahren zu den Dauergästen im Radio. Und obwohl die Kapelle auf mehr als 1 Milliarde YouTube-Views sowie über 60 Millionen weltweit verkaufte Einheiten zurückblicken kann, war die Gruppe doch irgendwie immer auch unterschätzt. Selbst ihr Frontmann Mick Hucknall hatte zwischenzeitlich keinen Bock mehr auf die Gruppe, versuchte sich lieber an einer Solo-Karriere, nur um dann doch wieder die Arbeit mit den alten Kollegen aufzunehmen. Und das offenbar ohne melancholisch zu werden. „Ich bin an einem Punkt in meiner Karriere angekommen, an dem ich eines von diesen düsteren, selbstreflektiven Alben hätte machen können, die heute so viele Künstler in einem bestimmten Alter aufnehmen. Eine Platte, auf der ich nochmal auf mein Leben zurück schaue“, so Mick Hucknall. „Doch ich dachte mir nur: Scheiß drauf! Ich wollte lieber etwas mit viel Schwung machen und mich dabei gut amüsieren.“
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Hat er dann offenbar mit „Blue Eyed Soul“ auch so umgesetzt. Die Platte, in klassischer Live-Manier mit nur wenigen nachträglichen Overdubs eingespielt, ist stark von Classic Funk und Soul inspiriert. Isaac Hayes, Curtis Mayfield, James Brown, Bobby „Blue“ Bland und Tower Of Power kommen einem hier als Vorbilder in den Sinn. Der Titel des Albums ist dabei durchaus selbstironisch zu verstehen. Zeit seines Lebens musste sich der blasse, rothaarige Hucknall mit dem Vorurteil herumschlagen, dass einer wie er nicht in der Lage sei, authentischen Soul zu singen. Dass er das aber durchaus drauf hat, hat er seither ein ums andere Mal bewiesen. Seine Ausnahmestimme steht natürlich auch hier wieder im Vordergrund.
Hucknall hat alle Songs selbst geschrieben
Geschrieben hat der Mann alle zehn Songs des Albums höchspersönlich. Der langjährige Band-Vertraute Andy Wright hat sie dann in den Londoner British Grove Studios produziert. Zu den Glanzlichtern des leider etwas kurz geratenen Albums gehören hier sicherlich die verschmuste Ballade „Complete Love“, der Disco-Opener „Thinking Of You“ und die gefühlvolle Ballade „Sweet Child“.
Keine Frage: So viel Lust hatten Simply Red schon lange nicht mehr. Hoffen wir, dass die Leidenschaft noch etwas anhält – dann kommen auch nicht solche Rohrkrepierer wie „Big Love“ (2015) heraus.
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