Das aufwendige Box-Set „Housekeeping: The OLI-Years 1990-1994) widmet sich auf fünf CDs der Frühphase von No-Man. Das üppige Mediabook umfasst Reissues der One Little Independent Releases von Steven Wilsons Artpop-Band, das Outtakes, alternative Versionen und Mitschnitte der damaligen BBC-Sessions. Ein Hardcover-Buch rundet die Veröffentlichung ab.
Der wahrscheinlich unbekannteste Superstar der Welt: So bezeichnete die „Welt“ neulich ganz treffend den großartigen Steven Wilson. Der britische Musiker ist vor allem als Gründer, Sänger, Gitarrist und Songwriter der Prog-Rock-Band Porcupine Tree bekannt, aber auch durch sein grandioses Solo-Wirken.
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Ein erstes Ausrufezeichen setzte Wilson aber nicht mit Porcupine Tree, sondern mit dem parallel laufenden Projekt No-Man, das ursprünglich No Man Is An Island (Except The Isle Of Man) hieß. Beide Projekte gingen 1986 an den Start, die erste kommerzielle Single veröffentlichte Wilson aber 1989 mit No-Man („The Girl From Missouri“, Plastic Heart Records). Zuerst war das Ganze ein Solo-Projekt, bei dem er Prog-Rock mit Synthie-Pop vermischte. Dann tat sich Multiinstrumemtalist Wilson aber kurz darauf mit dem Sänger Tom Bowness von der Art-Pop-Band Plenty zusammen. Später stieß dann auch noch der Violinist Ben Coleman dazu, live wurde dann und wann der Gitarrist Stuart Bladgen dazu gebucht.
Die Band ist bis heute aktiv, auch wenn Coleman und Bladgen mittlerweile ausgestiegen sind. Sieben Alben sind seit Gründung der Band erschienen, das letzte, „Love You To Bits“, kam 2019 auf den Markt. In dieser Zeit hat die Band mehrere Metamorphosen durchgemacht, startete mit Synthie-Pop, orientierte sich dann ab Mitte der 1990er in Richtung Art-Rock, um ab der Jahrtausendwende eher ruhigere Töne anzuschlagen. Mit „Love You To Bits“ hat man sich dann wieder zurück zu den Synthie-Pop-Wurzeln bewegt.
Das enthält das Box-Set
Ein Box-Set widmet sich nun der Frühphase der Band, genauer: den One Little Independent (OLI)-Years. Auf dem einflussreichen Label, bei dem auch Björk oder The Shamen unter Vertrag standen, veröffentlichten No-Man zwischen 1990 und 1994 zwei Alben und eine ganze Reihe an Singles, die von der Kritik seinerzeit hochgelobt wurden.
Der Output aus dieser Zeit liegt nun in remasterter Form wieder vor. Zum fünf CDs umfassenden Box-Set gehören die beiden Alben „Loveblows & Lovecries“(1993) und „Flowermouth“ (1994) sowie die Singles-Compilation „Lovesighs“. Dazu gibt es jede Menge Outtakes, alternative Versionen und Mitschnitte von Auftritten der Band bei BBC Radio aus dieser Zeit.
Es gibt also ein wunderbares Wiederhören mit Highlights wie dem Electro-Pop-Song „Only Baby“ (der stark an Giorgio Moroder erinnert), „Housekeeping“ mit seinen Trip-Hop-Anleihen, das unvergessene „Shell Of A Fighter“ (die Violine!), das rockige „Things Change“ oder dem wunderbar melancholischen „Sweetheart Raw“. Von den Singles bleibt vor allem „Days in the Trees“ haften, bei dem Sänger Bowness zu glänzen wusste.
Ein Glanzlicht ist natürlich das beiliegende Hardcover-Buch (Design: Carl Glover), das Essays von Matt Hammers (Autor des No-Man-Blogs „All The Blue Changes“), Tim Bowness und Steven Wilson enthält sowie natürlich jede Menge seltener Fotos und Memorabilia. Ein echter Schatz für Fans.
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