Motörhead feiern 2025 ihr 50-jähriges Jubiläum. Anlässlich dieses historischen Meilensteins werden das ganze Jahr über eine Reihe von Veröffentlichungen und Veranstaltungen stattfinden. Dazu gehören auch Vinyl-Sondereditionen wichtiger Alben der Briten. Eines davon: „Overkill“, das zweite Machwerk der legendären Heavy-Metal-Kapelle.
Keine Frage: Motörhead stehen wie ein Monolith für Lärm, Rebellion und unbändige Freiheit. Die Relevanz der Band ist nicht in Chart-Platzierungen zu messen, sondern in dem Impact, den diese zerschrammten Helden auf nachfolgende Musiker-Generationen hatten. Motörhead waren ein dreckiger, gegen die Konventionen der Zeit gereckter Mittelfinger. Lemmy Kilmister, dieser mit dem Bass bewaffnete, zerbeulte Prophet, hat mit Phil Taylor und „Fast“ Eddie Clarke dem Heavy Metal die Richtung aufgezeigt.
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Erschien das selbstbetitelte Debütalbum der Band 1977 noch bei Chiswick Records, nahm 1978 das britische Indie-Label Bronze Records Motörhead unter Vertrag. Ein Deal, den Bandmanager Doug Smith eingefädelt hatte. Dort nahmen die Jungs zunächst eine Coverversion von Richard Berrys R&B-Song „Louie Louie“ auf, die – in Kombination mit der Eigenkomposition „Tear Ya Down“ – noch im selben Jahr als Single veröffentlicht wurde. Weil das eigenwillige Machwerk sich in den britischen Charts gar nicht so schlecht schlug (immerhin erreichte es dort Platz 68), vereinbarte Bronze Records mit der Band ein Studioalbum.
Gewaltiger Schritt nach vorn
Ende 1978 bezogen Motörhead dann für 14 Tage im Roundhouse Studio in London Stellung, um dort ihr zweites Album „Overkill“ einzuspielen. Jimmy Miller, der mit den Rolling Stones bei „Exile On Main St.“ und „Goats Head Soup“ zusammengearbeitet hatte, stand der Band als Produzent zur Seite. Die Titel „Damage Case“, „No Class“, „(I Won’t Pay) Your Price „und „Tear Ya Down“ hatte die Band bereits im Gepäck, der Rest wurde während der Studioaufnahmen eingespielt.
Keine Frage: „Overkill“ war ein deutlicher Qualitätssprung für die Band. Eine Verbesserung, die auch in den Charts belohnt wurde. Platz 24 für die Band, das war schon mal eine Ansage – und ein Fingerzeig, was da wohl noch kommen würde.
Aushängeschild der Platte war sicherlich der Song, der der Platte auch ihren Namen gab – und sie eröffnete: „Overkill“. Bis heute gehört die kompromisslose Nummer, bei der Phil Taylor zwei Bass-Drums einsetzt (damals ein Novum) zu den beliebtesten Motörhead-Liedern. Gleich ein starker Beginn des Albums, das ja mit „Stay Clean“ (erinnert schwer an Thin Lizzy) und „Metropolis“ noch zwei weitere Evergreens der Band in petto hat. „Metropolis“ atmet dabei ebenso wie „No Class“ den Geist von ZZ Top, ist aber eine Spur härter als das, was die Texaner da so fabrizierten.
Weitere Glanzlichter gefällig? „(I Won’t) Pay Your Price“ überzeugt durch seinen Groove, „Damage Case“ stampft und scheppert, „Capricorn“ ist ein gelungener Ausflug ins psychedelische Fach. Der Rest? Mindestens solide.
Keine Frage: „Overkill“ ist ein Meilenstein im Motörhead-Katalog. Ein Album, das der Band half, sich von einem reinen Underground-Act zu einer ernsthaften Kraft in der Rock- und Metal-Szene zu entwickeln.
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