In Zeiten, in denen die Welt aus den Fugen gerät, tut etwas lebensbejahende Musik ganz gut. Eben diese Prise Eskapismus gönnt uns nun Singer-Songwriterin Heather Nova auf ihrem neuen, nunmehr 13. Album „Breath And Air“, das soeben via V2 Records/Bertus erschienen ist.
Heather Nova ist ein Kind des Meeres. Geboren auf den Bermudas, verbrachte sie einen großen Teil ihrer Kindheit auf dem Segelboot ihrer Eltern, „Moon“. Ihre Eltern, ein bermudischer Vater und eine kanadische Mutter, hingen Ende der 1960er Jahre dem Traum nach, die Fesseln der Gesellschaft abzustreifen und ein minimalistisches, autarkes Leben zu führen. Und so gaben sie ihre Berufe auf, verkauften ihr Haus, erwarben eine kleine Insel auf Bermuda, weit weg von der Zivilisation, und schipperten auf ihrem 12-Meter-Segelboot vornehmlich durch die Karibik. Heather war damals etwa zehn Jahre alt, die Verbindung mit dem Meer hat ihre Kunst seither immer wieder geprägt.
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Das ist auch auf dem neuen Album nicht anders, wo ein Fisch das Artwork ziert und Lieder schon mal Titel tragen wie „Ebbs and Flows“ oder „Hey Poseidon“. Auf „Breath and Air“ verhandelt Nova die Dualität der Natur und des Lebens als etwas, das sie in ihren Liedern erforscht. Zwei Dinge können gleichzeitig wahr sein – dies hat Nova mit zunehmendem Alter für sich erkannt. Diese Dualität zu akzeptieren und auszubalancieren, führt für sie zu einem tieferen Verständnis von Beziehungen beziehungsweise Zusammenhängen. „Wir können kein Licht ohne Dunkelheit haben, wir können keine Freude ohne Schmerz haben. Das sind einfache Dinge, aber ich muss mich ständig daran erinnern“, so die Musikerin.
Auf fortwährender Reise
Die 13 neuen Songs stecken voller Poesie und optimistischer Lyrik. Viele der neuen, introspektiven, teils meditativ anmutenden Lieder handeln dabei von Liebe, Verlust und Sehnsucht. Diese Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben der 1967 geboren Heather Nova. Die Suche nach Ganzheit, Heilung und Sinn begleitet sie. „Ich komme immer wieder auf sie zurück und betrachte Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln, durch die Zeit und durch die Musik. Es ist eine fortwährende Reise, bei der es keine Anzeichen dafür gibt, dass sie ein Ziel erreicht. Meine Lieder sind Dokumente dieser Reise“.
Heather schrieb die Songs ihres neuen Albums in den vergangenen zwei Jahren. Sie verbrachte vier Wochen in der Landschaft von Devon (UK) in einem bezaubernden Studio mit Chris Bond (Ben Howard), um die Songs aufzunehmen. „Meistens waren wir nur zu zweit. Midori Jaeger kam für ein paar Tage aus London, um auf ihrem wunderschönen Cello zu spielen. Draußen vor dem Fenster war ein Feld. Ich beobachtete, wie sich das Licht dort im Laufe des Tages veränderte. Es gab einen seltenen Albino-Fasan, der kam und ging. Ich nahm das als ein gutes Zeichen für meine neue Platte wahr“, so die Künstlerin.
Die Glanzlichter
Freilich: ein Hit wie „Walk This World“ gelingt ihr auf dieser Platte nicht. War wohl aber auch nicht das Ansinnen. Man muss „Breath And Air“ eher als Gesamtkunstwerk begreifen, ohne große Ausreißer nach oben oder unten. Und sich in die Details verlieben: etwa wie das Arrangement bei „Ebbs and Flows“ tatsächlich Ebbe und Flut nachahmen. Der sanfte Beat von „Breath And Air“. Die greifbare Sehnsucht in „Ghost In My Room“. Der Refrain und das Cello von „The Lights Of Sicily“. Die Entspanntheit des Openers. Dazu Heathers einnehmender Gesang, eindringlich, ätherisch, unter die Haut gehend. Es sind manchmal die kleinen Dinge, die einem Komfort und Trost spenden. Und das gerade in diesen stürmischen Zeiten.
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