Die letzten Jahre waren keine einfache Zeit für Daniel Benyamin. Das Duo Sea + Air, das er mit seiner Frau Eleni Zafiriadou bildete, zerbrach, ist Geschichte. Daniel Benyamin wandelt nun auf Solopfaden. Dazu die Pandemie. Entsprechend melancholisch ist mit „Eral Fun“ nun die neue Solo-Platte des guten Mannes geraten. Sie ist das erste Album einer Pentalogie über sich anziehende, gegensätzliche menschliche Zustände.
Der leidende Künstler mag ein Klischee sein. Romantisierter Schmerz. Auf Daniel Benyamin trifft es aber zu. Nach der Trennung von seiner Frau und einer damit verbundenen musikalischen Neuorientierung sowie dem dem Stillstand in der Coronakrise fand er Inspiration. Logisch aber, dass das Album nun nicht vor Euphorie überschäumt. Benyamins Sujet der Wahl ist hier der Tod, das Album eine Sammlung von elf Kurzgeschichten über Tabus rund um eben diesen.
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Diese Geschichten gehören schon seit dem ersten Lied, das Daniel mit elf Jahren in naivem Schulenglisch schrieb, zu ihm und so fand er, es sei an der Zeit, dem Thema ein ganzes Album zu widmen. Es gibt Raum für verschiedene Blickwinkel, verschiedene Arten von Tod: Eine Mutter, die geht. Das Ende einer Beziehung. Lachen am Abgrund. Jemandem den Tod wünschen. Trauer. Ein Kriminalfall in der Familie. Orte, die zusammenstürzen. Froh zu sein, überlebt zu haben. Raum für Dinge, über die eben niemand gerne spricht und eine Perspektive: Spaß haben an der Vergänglichkeit, dass Tod immer auch Veränderung und ein Ende immer auch einen Neuanfang bringt. In elf Bildern liefern sich Leichtigkeit und Melancholie ein Gefecht.
Aus Ghost Pop wird Naive Music
Musikalisch ist das, was der Multiinstrumentalist aus Nürtingen hier anbietet, nachdenklicher, artsy Indie-Pop mit New-Wave-Einschlag. Heißt: Viel Old-School-Keyboards, atmosphärische Gitarren und futuristisches Schlagzeugspiel. Das gefällt. Daniel nennt es Naive Music. Ghost Pop war gestern.
Zu den Glanzlichtern der Platte gehört sicherlich „Angel in Danger“, das ein bisschen an Sparks erinnert, aber auch der melodiöse Opener „Digital Lovers“. Das eingängige „I Gotta Know, Lights Go Out Tonight“ und „Why Do You Look So Sad When You Smile“ bleiben am Ende ebenfalls hängen.
„Eral Fun markiert eine verrückte Zeit in meinem Leben“, sagt Benyamin. „Die Songs verarbeiten extreme Erfahrungen der letzten Jahre, vermischt mit meiner Neugier auf Tabus und dem Spaß daran, herauszufinden, wo der Gestank herkommt. Ist es verwunderlich, dass daraus das fröhlichste Album wurde, das ich bisher gemacht habe?“
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