André Boße - Voyage Voyage (foto: Reclam)

André Boße – Voyage, Voyage: Eine Reise durch die französische Popmusik

Erscheinungsdatum
Mai 17, 2024
Verlag
Reclam
Unsere Wertung
7

Französische Filme haben in Deutschland durchaus ein Publikum, französische Popmusik bislang nur bedingt. Der Musikjournalist André Boße versucht das mit seinem neuen Buch „Voyage, Voyage: Eine Reise durch die französische Popmusik“ nun zu ändern und taucht auf mehr als 300 Seiten tief in die vielfältige Musikkultur unserer Nachbarn ein.

Ein Sommerurlaub mit der Familie brachte alles ins Rollen. Journalist André Boße, der unter anderem für den „Musikexpress“ und „MINT“ schreibt, war samt Anhang auf dem Weg in Richtung französische Alpen, um dort auf einem Campingplatz die Seele baumeln zu lassen. Auf dem Weg machte die Familie in Lyon Station. Wie in jeder anderen großen Stadt, die Boße bereist, will er erst einmal die örtlichen Plattenläden aufsuchen. An diesem Tag hatten die meisten jedoch zu. Geöffnet hatte aber „Fnac“, „“eine recht seelenlose Elektronikmarktkette, jedoch mit gut sortierter Musikabteilung“, wie Boße schreibt.

anzeige

Weil er Angst hatte, dass ihm LPs im heißen Auto wegschmelzen könnten, orientierte er sich in Richtung CD-Abteilung. Und dank einer gerade laufenden Rabattaktion war Boße wenig später stolzer Besitzer von acht Alben von Alain Bashung. Gerade die Platte „Novice“ haute ihn um, entdeckte er doch Spuren von The Cure oder Joy Division in der Musik des französischen Künstlers. Und nach einer ganzen Nacht des Bashung-Binge-Hörens merkte Boße: Da gibt es noch jede Menge guter Musik in unserem Nachbarland zu entdecken.

Musikalische Reise durch die Grande Nation

In den folgenden Monaten bestellte sich Boße CD um CD, tauchte immer tiefer in die Welt des französischen Pops ein, eigentlich ohne Verwertungsabsicht, um am Ende aber doch zu dem Schluss zu kommen: Die Entdeckungen, die er auf seiner von der Neugier getriebenen musikalischen Reise gemacht hat, muss er irgendwie mit der Welt teilen. So ist das nun vorliegende Buch entstanden.

Dafür hat aber Boße natürlich nicht einfach nur CDs gehört, sondern auch intensiv recherchiert, unter anderem jede Menge Interviews mit französischen Musikern geführt. Aufgebaut ist „Voyage, Voyage“ dabei wie ein Plattenladen, nach Namen und Kategorien sortiert. Boßes Reise beginnt mit der Yéyé-Phase Anfang der 1960er Jahre und endet mit der Gegenwart, mit Punk, Folk und Hip-Hop, streift auch mal die traditionelle Chanson-Szene, wenn es mit dem französischen Pop Berührungspunkte gibt. Eine Pop-Geschichte von Johnny Hallyday über Françoise Hardy und Serge Gainsbourg bis hin zu Christine & The Queens. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Objektivität. Und doch lässt sich durch die Lektüre doch viel über die Musikvorlieben und damit auch die Mentalität unserer Nachbarn lernen, ihre Lust an der Emotion, der Melancholie, der Erotik, dem Kitsch.

Warum Hallyday ein französisches Phänomen blieb

Warum französische Popmusik aber bislang nicht die Welt erobert hat? Das mag vielleicht an der starken Fokussierung auf die Texte liegen, vermutet Boße. Albin de la Simone, ein Vertreter der Nouveau-Chanson-Szene, bestärkt ihn darin. Er findet, „dass der Text die Musik missbraucht, um sich wichtiger zu machen, als er eigentlich ist.“ Und Musiker-Kollege Dominique A fügt hinzu, dass es sich ob der Beschaffenheit der französischen Sprache – akzentarm, phonetisch geschlossen, mit Stärken in der Monotonie und einem gedämpften, wenig expressionistischen Gesangansatz – für Nicht-Muttersprachler seltsam anhöre, wenn ein französischer Sänger mit zu viel Pathos und Effekt zu Werke geht. So erkläre sich, dass der eben zum Pathos neigende Hallyday außerhalb Frankreichs wenig Beachtung erhielt, Serge Gainsbourg mit seinem eher zurückhaltenden Gesang hingegen auch im Ausland ein großes Publikum fand.

Gut möglich, dass Boße mit seinem Werk – das auch ob des Artworks etwas an die Italo-Pop-Bücher des „Rolling Stone“-Kollegen Eric Pfeil erinnert – die Tür zur Pop-Welt unserer Nachbarn aber nun so weit aufgestoßen hat, dass auch der eine oder andere deutsche Hörer hindurchtritt – und sich vom französischen Pop faszinieren lässt. Einziges Manko: Es gibt leider kein Namens- beziehungsweise Stichwortverzeichnis.

7
Weckt Interesse am French Pop.
Hier kaufen

anzeige

Zeen is a next generation WordPress theme. It’s powerful, beautifully designed and comes with everything you need to engage your visitors and increase conversions.

Zeen Subscribe
A customizable subscription slide-in box to promote your newsletter
[mc4wp_form id="314"]
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner