The Saxophones - No Time For Poetry (foto: Full Time Hobby)

The Saxophones – No Time for Poetry

Erscheinungsdatum
November 7, 2025
Label
Full Time Hobby
Unsere Wertung
8

Der Zustand der Welt: besorgniserregend. The Saxophones kleiden das allgemeine Unbehagen in ein musikalisches Gewand. War der Sound früher sphärisch, Lounge-kompatibel und jazzzig angehaucht, kommt er nun etwas düsterer daher. Der politischen Lage entsprechend. Das neue Album „No Time for Poetry“ ist soeben via Full Time Hobby erschienen.

Entschleunigung. Ruhe. Gemütlichkeit. Dafür stand das Ehepaar Alexi Erenkov und Alison Alderdice musikalisch immer ein. Musik, die immer unheimlich beruhigend wirkte, selbst wenn es mal um Themen wie Sterblichkeit – wie auf dem bis dato jüngsten Album „To Be A Cloud“ (2023) – ging.

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Mittlerweile ist es aber Essig mit der Gemütlichkeit. Und das nicht, weil Erenkov und Alderdice mittlerweile Eltern geworden sind, nein. Die Unruhe rührt daher, dass das Duo aus dem kalifornischen Oakland nun auch nicht blind durch die Welt geht, sondern genau wahrnimmt, was sich da draußen so alles abspielt. Und das ist düster. Die Leichtigkeit, die „To Be A Cloud“ auszeichnete, wird auf dem neuen Album der Band, um ein neues Gefühl von Angst und Spannung erweitert. Die Welt will es so.

Frustriert vom Status Quo

„Ich bin wirklich frustriert von historisch dominanten Gruppen (weiß, christlich, heterosexuell usw.), die so tun, als würden sie verfolgt, obwohl sie immer noch fast alle Macht in den Händen halten“, sagt Alexi. „Diese Gruppen, die die moderne Geschichte geprägt haben, merken, dass sie auf dem Weg sind, Macht zu verlieren, und sie haben nun eine sehr opferbasierte Reaktion auf Kritik. Ich denke, sie haben Recht, wenn sie finden, dass ihr kultureller Einfluss schwindet, aber sich als Märtyrer zu gerieren, fühlt sich im Vergleich zu dem Leiden, das andere Gruppen seit Jahrhunderten erfahren, fehl am Platz an.“

Das neue Album will das Duo also als gesellschaftskritischen Kommentar verstanden wissen. The Saxophones nehmen eine Kultur der Angst wahr. Alexi: „Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass es Anzeichen gibt, dass selbst die Privilegierten nicht geschützt sein könnten, wenn sie auf der linken Seite des politischen Spektrums stehen.“ Man wollte zwar nicht ins Predigen verfallen, sondern ein sexy Album machen, aber, so Alexi: „Die Unfreundlichkeit, die ich sehe, ist für mich einfach unverständlich. Als Vater von zwei kleinen Jungen muss ich sagen, dass es keine einzige Eigenschaft gibt, die ich mir für meine eigenen Kinder wünschen würde, die unser Präsident und seine vielen Anhänger verkörpern. Die Unterstützung und das Feiern dieses abscheulich selbstsüchtigen Mannes führen für mich zu einem Gefühl des Verlorenseins im eigenen Land.“

Das kann das Album

Musikalisch schwebt der Geist von Leonard Cohens mittlerer Schaffensperiode über dem Album. „Das ist der größte Bezugspunkt. Die Art von dystopischen Songs, die er mit einer satirischen Haltung schrieb, halfen, den dunkleren politischen Ton dieses Albums zu setzen“, so Alexi Erenkov.

Besonders „I Fought The War“ kommt düster und bedrohlich daher. Mit seinen Synth-Pads und Vocal-Samples erinnert die Nummer an neongetränkte Soundtracks zu „Drive“, „The Last Showgirl“ oder 80er-Jahre-LA-Cop-Dramen. Ein Hauch John Carpenter weht da auch durch. Auch der mit verzerrten Klängen arbeitende Opener „Too Big for California“ bleibt haften. The Saxophones greifen hier das verstörende Gefühl auf, das sich einem in Kalifornien bietet, diese Gleichzeitigkeit von Glitzer, Glamour und absolutem Elend. Geht unter die Haut.

„Mind Wander“ ist textlich stark, eine jazzige Ode an New York. „America’s the Victim“ nimmt satirisch die Perspektive von Trump und Konsorten auf. “White man’s the victim / America’s the victim / Somehow you never knew“. Gruselig! Der gedämpfte Bass im Beach-Boys-Stil gefällt. Ebenso wie das als Single ausgekoppelte „Wayward Men“ (mit Indigo Street). „‘Wayward Men’ ist eine Hymne für Frauen, die seit Anbeginn der Zeit von Männern kontrolliert wurden, aber ihnen trotzdem den benefit of a doubt geben“, so die Band. Vorteil des Zweifels geben. Beladen mit rauen, bluesigen E-Gitarrenlicks und einem groovenden Beat markiert „Wayward Men“ eine Erweiterung des Repertoires der Band.

Unterstützt wurden The Saxophones auf dem Album von ihrem regelmäßigen Mitarbeiter Richard Laws an Bass, Synthesizern und Keyboards sowie dem Multiinstrumentalisten Frank Maston, der Produktionsunterstützung bot. Das Album wurde von Noah Georgeson (Andy Shauf, Cate Le Bon, Marlon Williams) gemischt.

Anspieltipps
Too Big For California
Mind Wander
I Fought the War
Wayward Men
8
Bissig!
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