Kritik an Fußball-Kommentatoren ist so alt wie Fußball-Übertragungen an sich. Schon früher mussten sich Faßbender, Rubenbauer & Co. Kritik gefallen lassen, allerdings hatten die Herren das Glück, dass es Internet-Shitstorms damals noch nicht gab. Das ist heute anders.
Die Kritik, die im Netz geäußert wird, sie ist massiv. Das liegt an der Eigendynamik, die Diskussionen im Netz entfalten, aber auch an den Kommentatoren selbst. Steffen Simon („Die Iraner, das sind Südländer. Da ist nicht alles perfekt organisiert.“), Poschmann, Rethy & Co. – sie haben ebenso wie Mesut Özil noch nicht ins Turnier gefunden. Besonders harsch war die Kritik, als Kommentator Gerd Gottlob bei der DFB-Elf wiederholt von „wir“ sprach. Darf ein Journalist das, fragte der „Focus“? ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky antwortete: „Das kann man. Wenn man eine grundsätzliche Distanz zur Mannschaft hat und sich nicht scheut, die Mannschaft auch negativ zu kritisieren, wenn es erforderlich ist.“
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Aber es ist genau diese Distanz, die ARD und ZDF bei dieser WM oft vermissen lassen. ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein (KMH) verschenkt – mit schwarz-rot-goldenem Bändchen am Handgelenk – Adiletten an Mats Hummels oder Lukas Podolski, ehe man zum drölfzigsten Mal einen Beitrag sieht, in dem Jogi Löw mit nassen Haaren den Strand entlang joggt. „Wie cool ist dieser Mann eigentlich“, fragt KMH dann auch noch rhetorisch in die Kamera.
Die Öffentlich-Rechtlichen als verlängerter Arm der DFB-PR-Abteilung? Bei aller verständlicher Begeisterung: Etwas weniger Schland!-Einschleim-Journalismus wäre wünschenswert.
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