Rodney Crowell ist eine lebende Legende. Eine Country-Ikone. Der 75-Jährige verweilt aber nicht im Gestern, sondern bereitet der nachfolgenden Generation die Bühne. Auf „Airline Highway“ tat er sich gleich mit einer ganzen Reihe von vielversprechenden Nachfolgern zusammen.
Rodney Crowell atmet Musikgeschichte. Der in Texas geborene Musiker, einst vom nicht minder legendären Kollegen Jerry Reed („Guitar Man“, „U.S. Male“, „A Thing Called Love“) entdeckt, machte sich zunächst als Songwriter für namhafte Kollegen einen Namen. Johnny Cash, Emmylou Harris, Bob Seger und Willie Nelson gehörten zu den Größen, die auf seine Dienste bauten. Ab den 1980er Jahren trat Crowell dann mehr und mehr als Solokünstler in Erscheinung (wenn er nicht gerade die Alben seiner Angetrauten Rosanne Cash produzierte). Der große Durchbruch gelang ihm in dieser Rolle mit dem Album „Diamonds & Dirt“ (1988), das stolze fünf Nummer-eins-Hits gebar, „It’s Such a Small World“ (ein Duett mit Rosanne Cash), „I Couldn’t Leave You If I Tried,“ „She’s Crazy For Leavin‘,“ „After All This Time“ und „Above and Beyond“ (ein Buck-Owens-Cover). Für „After All This Time“ heimste Crowell 1990 sogar einen Grammy Award ein („Bester Country Song“).
anzeige
Crowell, das kann man also mit Fug und Recht behaupten, gehört zu den Säulen des amerikanischen Country. Als lebende, atmende Legende könnte er sich nun darauf zurückziehen, seinen Katalog zu verwalten. Stattdessen entscheidet sich der Gute, sein Spotlight mit anderen zu teilen. 2010 hat er gemeinsame Sache mit Emmylou Harris gemacht, diesmal teilt er es mit jüngeren Musikern, die er für vielversprechend hält und bietet ihnen eine Bühne. Auf das etwas von seinem Glanz abfärben möge. Und so strecken auf „Airline Highway“, dem 20. Solo-Machwerk Crowells, Larkin Poe, Ashley McBryde, Lukas Nelson und Charlie Starr von Blackberry Smoke die Hand aus, um den Staffelstab ihres Kollegen entgegenzunehmen.
Neue Perspektiven
„Taking Flight“, ein Duett mit Ashley McBryde, die auch Co-Autorin des Tracks ist, gehört zu den Glanzlichtern der Platte. Ebenso wie das von Streichern geprägte „Maybe Somewhere Down The Road“, auf dem Crowell über eine Liebe singt, die fast Realität geworden wäre, die sich aber das Leben genommen hat. Geht unter die Haut. Als Kontrast dazu eher leichtfüßig (aber ebenfalls wunderbar): das eingängige „Louisiana Sunshine Feeling Okay“ (mit Larkin Poe). Stark sind ebenfalls das folkige „Sometime Thang“ und das soulige „Some Kind Of Woman“. Das Duett mit Lukas Nelson, Sohnemann von Willie Nelson, ist hingegen einfach da („Rainy Days in California“).
Auf „Airline Highway“ (das Tyler Bryant produziert hat) gehe es darum, neue Perspektiven auf die Vergangenheit zu finden und gleichzeitig zufrieden im gegenwärtigen Moment zu leben, heißt es im Waschzettel zum Album. Es geht darum, zu etwas Neuem aufzubrechen – zu einem anderen Ort, den man sein Zuhause nennen kann, zu einem mitfühlenderen Verständnis einer alten Liebesbeziehung oder einfach nur zum nächsten Song in der Jukebox. „Im Grunde genommen liegen viel mehr Jahre hinter mir als vor mir“, sagt Crowell. „Ich bin jetzt in meinem siebzigsten Lebensjahrzehnt“, sagt er lachend, „und ich bin froh, dass ich mich immer noch auf bestimmte Dinge freuen kann, die ich tun möchte. Mein Ziel ist es nicht mehr, ein bekannter Name zu sein. Mein Ehrgeiz ist es, mit der Arbeit, die ich mache, zufrieden zu sein.“
anzeige



