Kummer (foto: mischa lorenz)

My Soundtrack: Kummer

Traurigkeit, Schwermut, Lamento – klar, dass bei einer Band, die sich Kummer nennt, diese emotionalen Zustände eine Rolle spielen müssen. Kummer ist ein Projekt der Schauspieler, Musiker und Autoren Samira El Ouassil, Danja Mathari, Tilman Ezra Mühlenberg und Martin Martin Schlesinger. Die im Kontext des Kollektivs Institut für Zeitgenossenschaft (IFZ) entstandene Kapelle ist hörbar inspiriert von Kino, Crooning, US-Slowcore und Dreampop. Im September 2017 erschien ihre Debüt-EP „Someone Like Me“. Nun stand uns die Gruppe für unsere My-Soundtrack-Reihe Rede und Antwort.

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  1. Dreamlover | Mariah Carey

Meine allererste CD schenkte mir meine Freundin Bibi damals zum zehnten Geburtstag: “Music Box” von Mariah Carey! Augenblicklich wurde ich großer Fan (vermutlich auch aus Mangel an Alternativen) und kaufte mir fortan alle ihre Alben. “Dreamlover” habe ich damals rauf und runter gehört; Mariah Carey war also die erste Musikerin, für die ich mich ernsthaft begeisterte. Ich liebte ihre rauchig-schrille Stimme. Trotz zunehmendem Trash-Faktor habe ich mir ihre Alben aus sentimentalen Gründen weiterhin gekauft und folge ihr auch heute noch aus den gleichen sentimentalen Gründen bei Instagram.

(Danja Mathari)

 

  1. Pick Up The Phone | The Notwist

Von unendlich vielen Alben, die man hier anführen könnte, wähle ich einmal etwas arbiträr “Neon Golden” von The Notwist, welche immer eine besondere Platte für mich bleiben wird, da sie mir wie vermutlich vielen meiner im Punk und Grunge sozialisierten Generation auf gewisse Weise den Weg hin zur elektronischen Musik öffnete. The Notwist schlugen diesen Weg selbst auf unprätentiöse und selbstverständliche Art und Weise bereits mit ihrem Vorgängeralbum “Shrink” ein, aber erst auf “Neon Golden“ perfektionierten sie dann ihre ganz eigene, scheinbar von der ganzen Welt moderner Popmusik und dem Geräusch von Insekten beeinflusste, schimmernde Elektronik. Ich erinnere mich, dass ich, als das Album erschien, gerade zum Studium aus meiner Heimatstadt gezogen war und dass ich damals mehrere Monate lang tatsächlich überhaupt nichts anderes mehr hörte. Wenn ich mich retrospektiv auf einen Aspekt festlegen müsste, den ich an diesem Album am faszinierendsten finde, dann wäre das die mühelose Beiläufigkeit, mit der die verschwenderische Fülle von Ideen ineinandergreift. So ambitioniert, komplex und vielschichtig die Musik auch ist und so viel man mittlerweile über den Entstehungsprozess samt einjährigem Studioaufenthalt weiß, so sehr klingt sie auf eine angenehme Art doch wie an einem einzigen Sonntagnachmittag aufgenommen. Erhaben, gelassen, zeitlos – ein Meisterwerk und vermutlich eines der besten deutschen Pop-Alben überhaupt. Wenn ich einen Song daraus hervorheben müsste, dann wohl “Pick Up The Phone“, den stotternden Hit.

(Tilman Ezra Mühlenberg)

 

  1. Can You Feel It | The Jackson Five

Ich war fünf, als ich den Song zum ersten Mal hörte, und bin bei dem Einsatz der Hörner, Cow-Bells und dem Glitzer nach Angaben meiner Mutter immer komplett ausgeflippt. Später hatte ich dann auch einen Sinn für die Basslines und die kluge Art, wie der Song gelayert ist. Die Kombination aus Disco- und Mock-Oper-Harmonien hat sowas gleichsam total gut gelaunt Dudeliges wie hoffnungsvoll Pathetisches. Diese ganze Ron Hubbard-Ästhetik des Musikvideos ist heute natürlich komplett unschaubar, aber damals hatten die aus dem Sternenzelt herabgestiegenen Brüder, diese goldenen Elementar-Titanen, deren Götterfunken die Menschen wieder vereinen, eine verführerische Naivität. Man kann ‘Funkeln’ eben nicht ohne ‘Funk’ buchstabieren.

Der hier proklamierte Wunsch nach Weltfrieden, konnte in seiner Unbekümmertheit und Kompromisslosigkeit gar nicht kitschig sein, auch wenn er durch zeigende Kinder, Sternenstaub und Regenbögen aufoktroyiert wird. Laut Aussage meines Vaters habe ich während des Hörens auch stets Bastelglitter über unsere Katzen geschüttet.

(Samira El Ouassil)

 

  1. Time | Pink Floyd

Als heranwachsender Musiker sehnte man sich auch in den 1990er Jahren noch nach einer Wirklichkeit, die nur aus den Klängen von Pink Floyd besteht. Das Album “The Dark Side of the Moon” hörte ich damals in Dauerschleife wie einen einzigen langen Song – was natürlich das Konzept der ineinander übergehenden Stücke ist. Wie kein anderes bringt es die menschliche Existenz in seinen Texten auf einen angenehm sehnsuchtsvollen Nenner und vermittelt einen zeitlosen, hoffnungsvollen Weltschmerz. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte selbstverständlich auch ich zu dieser Platte das erste Mal Sex – wie vermutlich weltweit sehr viele romantische Träumer – und ich hoffe, dass ich es auch beim letzten Mal hören werde. Wenn es nur ein Song sein soll, dann “Time”: “The time is gone, the song is over | Thought I’d something more to say.”

(Martin Martin Schlesinger)

 

  1. Into My Arms | Nick Cave & The Bad Seeds

Wir glauben alle nicht an einen interventionistischen Gott, aber wenn tatsächlich einer existieren und sich eines Tages zu erkennen geben sollte, dann würden wir vor ihm niederknien und ihn darum bitten, dass Nick Cave niemals aufhören sollte, seine wunderbaren Songs zu schreiben – und dass er dafür sorgen soll, dass sich die Menschen mehr umarmen. ”The Boatman’s Call” mit “Into My Arms” als Opener ist das letzte Album, das Cave während seiner Heroinabhängigkeit geschrieben hat, und da auch wir hin und wieder der süßen Versuchung der Melancholie anheimfallen, darf der Song hier auf keinen Fall fehlen.

(Kummer)

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