Eine manipulative Lehrerin, die zur Gefahr für ihre Schüler wird: Das Psychodrama „Club Zero“, eine österreichisch-britisch-dänische Koproduktion, liegt nun fürs Heimkino vor.
Miss Novak (Mia Wasikowska) tritt eine neue Stelle an einem Internat für junge Menschen mit reichen Eltern an. Ihre Aufgabe: Sie soll die junge Lehrerin einen Kurs für bewusste Ernährung halten. Bei den Jugendlichen kommt das gut an. Immerhin geht es ja um (Ge-)Wichtiges. Und die großen Themen dieser Zeit bewegen die Schüler. Und das Thema Ernährung deckt ja viele davon ab. Gesundheit, Klima, Selbstfürsorge und nicht zuletzt: den Kapitalismus höchstpersönlich können sie mit individueller Ernährungstaktik in die Zange nehmen.
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Im Zentrum von Frau Novaks Lehre steht der Verzicht. Je weniger man zu sich nimmt, davon sind die Jugendlichen schnell zu überzeugen, desto größer die Selbstkontrolle, desto nachhaltiger ihr Effekt auf die Umwelt. Frau Novaks Lehre spricht nicht nur den Verstand ihrer Klasse an, sondern dringt auch tief in die zarten Seelen ein. Schnell befindet sich die Gruppe im Rausch des Fastens. Ein guter Gott ist schließlich jener, der selbst den Gesetzen der Biologie eins auswischen kann. Als bei den gut situierten und stets selbstreflektierten Eltern erste Sorgenfalten entstehen, haben sie die Macht über ihre Kinder schon längst verloren. Der Club Zero ist Wirklichkeit geworden.
Mit „Club Zero“ legt die österreichische Regisseurin Jessica Hauser ihren fünften Spielfilm vor. Es ist eine durchaus provokante, schwarzhumorige Satire geworden. Eine, die vordergründig die gesellschaftliche Besessenheit von Themen wie Ernährung und Selbstoptimierung ins Visier nimmt. Eigentlich aber geht es um die Macht der Ideologie. Wenn man so will, kann man den Film daher als anti-wokes Statement lesen. Denn ideologisch ist für Hauser offenbar alles, was irgendwie aus linker oder grüner Ecke kommt. Alte-weiße-Männer-Logik, hier mal eben durch eine Frau vorgetragen. Leider hat der Film, der eigentlich maximal Stoff für einen Kurzfilm bietet, über diese Provokation hinaus nichts in petto, was einen vor die Mattscheibe zwingt.
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