Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Die Reise zu ihrem neuen Album „Are You In Love?“ begann die kanadische Sängerin Basia Bulat in der Mojave-Wüste .
Basia Bulat hat eine turbulente Zeit hinter sich. So turbulent, dass sie sich mitten in der Arbeit an ihrem fünften Album zurückzog und fast ein ganzes Jahr frei nahm. Weil sie sich verliebt hatte, weil ihr Vater gestorben war, weil sie ihren Sinn für das Schöne verloren hatte. Der Ort an dem sie sich und eben das Schöne wiederfinden wollte: Joshua Tree. Auf die Idee kam sie natürlich nicht als Erste. An diesen fast magischen Ort zog es immer wieder Künstler und Künstlerinnen. Zuletzt etwa Shakespear’s Sister. Und U2 widmeten dem Ort mal ein ganzes Album.
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Als die Arbeit an der Platte begann, hatte Bulat aber Angst auszudrücken, was sie schreiben wollte. Angst vor ihren eigenen Texten. Allerdings hatte die Gute aber auch Unterstützung. Wie „Good Advice“ (2016) entstand auch „Are You in Love?“ zusammen mit Jim James von My Morning Jacket. In den Hi-Dez Studios jammten Bulat und ihre Band stundenlang. James half der Songschreiberin, ihren Instinkten zu vertrauen, aber sie drängte sich auch selbst dazu, auf neue Weise verletzlich zu sein und verschiedene Arten der Zusammenarbeit zu testen.
Tod und Trauer, Vergebung und Liebe
Dennoch, so heißt es, war die Platte noch nicht fertig, als Bulat zurück nach Montreal kam – und es dauerte weitere neun Monate, bis sie sich ihrem Album wieder widmen konnte. Es gab Tod und Trauer, aber auch Vergebung, Neuerfindung und Liebe: „Throughout this whole record, I was struggling between keeping it together and letting go,” she explains, “between holding onto old narratives or accepting what’s before me.“
Aber: Das Ergebnis kann sich hören lassen. Bulat flirtet auf dem neuen Machwerk schwer mit dem Pop der siebziger Jahre; lässt hier und da aber auch Elemente aus Cosmic Country und Folk einfließen. Wie schon auf dem Vorgänger spielt die Autoharp, früher Bulats bevorzugtes Werkzeug, kaum noch eine Rolle. Stattdessen: viel Klavier, Gitarre, sowohl plugged als auch unplugged. Über allem strahlend: Bulats Stimme, fordernd, betörend, einnehmend.
Besonders überzeugend: der balladeske, streicherlastige Opener „Are You In Love?“, der direkt aufzeigt, dass hier keine Gefangenen gemacht werden. Auch das soulige „Electric Rose“, das folk-poppige „Your Girl“ und „Pale Blue“ bleiben hängen.
„Are You In Love?“, fragt Basia Bulat. Die Antwort dürfte klar sein.
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