Handgemachter Rock lebt. Auch weil Künstlerinnen wie Laura Cox dem immer wieder totgesagten Genre dringend nötige Vital-Spritzen geben. Gerade ist mit „Trouble Coming“ das vierte Album der französischen Ausnahme-Gitarristin erschienen.
Laura Cox ist den Weg gegangen, von dem so viele träumen. Von YouTube auf die großen Festivalbühnen. Ab 2008 lud die in Frankreich geborene Gitarristin, Sängerin, Songwriterin und Komponistin erste Clips auf YouTube hoch, in denen sie Cover-Songs zum Besten gab oder Soli bekannter Gitarristen wie Slash oder Mark Knopfler nachspielte. Irgendwann lud sie dann auch eigenes Material hoch. Nebenbei arbeitete sie in einem Tonstudio und einem Gitarrenladen. 2010 traf sie schließlich auf den Rhythmusgitarristen Mathieu Albiac, mit dem sie wenige Jahre später die Laura Cox Band gründen sollte – der Startschuss für die Karriere als Profimusikerin.
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2017 kam das erste Album auf den Markt („Hard Blues Shot“), seither veröffentlicht die Gute in regelmäßigen Abständen neue Longplayer, die ihr ein immer größeres Publikum erschließen. In vielen Ländern Europas ist Laura Cox Band gefragt, Cox und Kollegen standen schon auf den Bühnen von Hellfest, Rockpalast und Pol’and’Rock.
Laura Cox gibt sich nachdenklich
Mit „Trouble Coming“ legt Cox nun Album Nummer vier vor, den Nachfolger von „Head Above Water“ aus dem Jahr 2023. Die Platte vereint alles, wofür Laura Cox bekannt wurde – Classic Rock, Blues, American Songwriting, und das mit einem klaren, modernen Sound, der das Ganze nicht zu old schoolig wirken lässt (siehe zum Beispiel die elektronischen Elemente auf Songs wie „Inside the Storm“).
Cox zeigt sich dabei aber von der eher nachdenklichen Seite. Bekannt für ihre energiegeladenen Gitarrenriffs und ihre explosive Bühnenpräsenz, reduziert Cox auf dem neuen Arbeitsnachweis bewusst – und lässt stattdessen Atmosphäre, Zurückhaltung und emotionale Tiefe sprechen. Passend zu Themen wie Mental Health, die sie auf der Platte anschneidet.
Das sind die Highlights
Zu den Glanzlichtern gehört sicherlich der Titeltrack. Getragen von einem hypnotischen, bluesgetränkten Groove entfaltet sich „Trouble Coming“ wie eine langsam ziehende Wolke – schön, düster und unmöglich zu ignorieren. Inspiriert von einer einsamen Reise durch die nebligen Landschaften Schottlands fängt der Song das Gefühl latenter Anspannung ein: jener unsichtbaren Bedrohungen, die unter der Oberfläche lauern, während um uns herum scheinbar alles ruhig bleibt.
Auch das vorab als Single ausgekoppelte „Do I Have Your Attention?“ gefällt. Ein kompromissloser, riffgetriebener Party-Rock-Song – voll verzerrt und in your face. Musik gewordener Kontrollverlust mit Vollgas-Riffs und einem Refrain zum Mitschreien. Besonders eingängig derweil: der Closer „Strangers Someday“. Der Song, der am Ende des Durchhörens auf Repeat lief und eine geradezu hypnotische Wirkung auslöst.
Und sonst: Das groovende, stampfende „No Need To Try Harder“ zieht als Opener direkt in die Platte rein. „The Broken“ überzeugt durch seinen Pop-Punk-Sound. „A Way Home“ und „Rise Together“ zählen zu den härtesten Songs der Platte und schlagen damit eine Brücke zu den Vorgänger-Alben. „Out of the Blue“ versprüht – auch dank des Banjo-Einsatzes – Country-Flair.
Keine Frage: Laura Cox hat sich getraut – und sich auf dem neuen Longplayer einige Freiheiten genommen. Der Mut zahlt sich aus. „Trouble Coming“ dürfte ihr bislang stärkstes Werk sein.
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