Nach sieben Jahren gibt es mal wieder – pünktlich zum runden Geburtstag der Kapelle – eine neue Platte von The Horrors. Mit „Night Life“ setzen die Briten ihren Weg der kontinuierlichen Weiterentwicklung fort.
„Bleiche Gesichter, auftoupierte Haare, schwarzgeschminkte Augen: The Horrors sehen aus, als entstammten sie den Phantasien eines Tim Burton“ – so treffend wurde die Band mal von den Kollegen von laut.de mal beschrieben. Und keine Frage: Optisch hat die 2005 gegründete Kapelle aus Southend-on-Sea (Essex) die The-Cure-Gothic-Ästhetik ins neue Jahrtausend übersetzt. Musikalisch haben die Briten mit ihren Landsmännern aber nur die düster-romantische Atmosphäre gemein, ihr Stil setzt sich dabei eher aus Post-Punk, Shoegaze, Psychedelic Rock und Garage Rock zusammen. Wobei sich ihr Sound über die Jahre immer weiter entwickelt hat.
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Auf ihrem 2007er Debüt „Strange House“ traten sie als zeitgeisterschütternde Garage-Goths auf, bevor sie für ihr für den Mercury nominiertes Nachfolgealbum „Primary Colours“ eine scharfe Linkskurve einschlugen. „Skying“ aus dem Jahr 2011 gewann den NME Award für das beste Album; „V“ wurde in einer Fünf-Sterne-Rezension des „Guardian“ als „Triumph“ gefeiert, während die beiden EPs von 2021 – „Lout“ und „Against The Blade“ – mit ihrer bisher industriellsten und kompromisslosesten Produktion ein neues Kapitel markierte.
Neue Mitglieder stoßen dazu
Pünktlich zum 20. Bandjubiläum setzen The Horrors mit ihrem neuen Studio-Album „Night Life“ nun den Weg der ständigen Weiterentwicklung fort. Wieder mal nimmt die Band musikalisch eine neue Gestalt an, diesmal auch auf personeller Ebene. Zu dem Kerntrio aus Sänger Faris Badwan, Gitarrist Joshua Hayward und Bassist Rhys Webb sind Amelia Kidd an den Tasten und Jordan Cook von Telegram am Schlagzeug gestoßen. Damit ist das neue Album das erste der Band, auf dem nicht alle fünf Originalmitglieder zu hören sind. Drummer Joe Spurgeon und Keyboarder Tom Furse sind schon eine Weile inaktiv gewesen.
Das neue Album ist eine Platte voller Gegensätze. Voller Schwere und Raum, voller Melancholie und Euphorie. Neun Songs mit einer Gesamtspielzeit von 45 Minuten werden uns hier kredenzt. Die erste gute Botschaft lautet: The Horrors haben nach den bereits erwähnten EPs endlich wieder zur Melodie zurückgefunden. Vieles bleibt im Ohr. Der Opener „Ariel“ etwa erinnert mit seiner Industrial-Romantik an die frühen Depeche Mode, auch „The Feeling Is Gone“ hätte von Dave Gahan und Kollegen stammen können. Der Closer „L.A. Runaway“ ruft später Erinnerungen an Sisters Of Mercy wach. Sonst sind The Horrors aber ganz bei sich selbst.
Zu den Glanzlichtern des neuen Machwerks gehört sicherlich das wuchtig-intensive „Silent Sister“. Beim druckvollen „Trial By Fire“ brennt die Hütte, „The Silence That Remains“ ist im Kontrast dazu wunderbar kühl. Das hypnotische „Lotus Eater“ nimmt einen ebenfalls direkt gefangen. Und so eingängig wie auf „More Than Life“ klang die Band schon lange nicht mehr.
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