Kurz vor Weihnachten legen Everything But The Girl ihren Fans eine umfangreiche Werkschau unter den Baum. „The Best of Everything But The Girl“ enthält sämtliche Hits des UK-Duo aus den vergangenen 40 Jahren und zeichnet dabei die Entwicklung ihres unverwechselbaren Sounds nach.
Manchmal klappt’s im zweiten Anlauf. Als die Indie-Band Everything But The Girl, bestehend aus Tracey Thorn und Ben Watt, 1994 den Song „Missing“ veröffentlichten, nahm davon kaum jemand Notiz. Als dann 1995 aber Todd Terry einen Dance-Remix dazu anfertigte. waren Everything But The Girl plötzlich Chartstürmer. Und das nach 13 Jahren ihres Bestehens, in denen sie vorwiegend unter dem Radar des Mainstreams flogen.
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Die Anfänge
Thorn und Watt lernten sich an der University of Hull kennen, beide standen damals schon beim Label Cherry Red Records unter Vertrag, und riefen Everything But The Girl mehr oder weniger als Nebenprojekt ins Leben. Ein erster Achtungserfolg gelang den beiden 1982 mit einem Cover von Cole Porters „Night and Day“. Deutlich ruhiger, ohne Drumcomputer, nur mit Gitarre und Gesang klangen die frühen Everything But The Girl signifikant anders als in den 90ern.
Später wechselte das Duo zu Warner/Blanco Y Negro und lieferte in den 1980er-Jahren eine Reihe von Goldalben in Großbritannien ab, auf denen sie sich mit Latin Jazz (siehe „Each and Every One“), Gitarrenpop, orchestralem Wall-of-Sound (siehe die Ballade „Cross My Heart“) und Drum-Machine-Soul beschäftigten – allesamt mit Thorns einzigartiger Stimme, Watts Arrangements und ihren gemeinsamen Songwriting-Fähigkeiten. Ihre zeitlose, emotionale Coverversion von Danny Whittens „I Don’t Want To Talk About It“ erschien 1988 (Platz 3 der britischen Top 40).
Watt schwer krank
Anfang der 90er-Jahre, nachdem Watt wegen einer seltenen Autoimmunerkrankung schwer erkrankt war, kehrten die beiden ungebrochen zurück mit dem von Phil Ramone produzierten Album „The Only Living Boy“ In New York (1993) und dem millionenfach verkauften Folktronica-Album „Amplified Heart“ (1994) (siehe das karibisch angehauchte „Rollercoaster“). Dieses enthielt auch größten Hit der Band, das bereits erwähnte „Missing“.
Mit dem Erfolg im Rücken veröffentlichte das Duo 1996 das Album „Walking Wounded“, eine Sammlung emotionaler, Songs, die von den Ideen der elektronischen Szene der Mitte der 90er Jahre geprägt waren. Mit vier Top-40-Hits in Großbritannien wurde es das erste Platin-Album des Duos und verkaufte sich weltweit fast zwei Millionen Mal. Es folgte 1999 „Temperamental“ (siehe „No Difference“), und nach ihrem Auftritt beim Montreux Jazz Festival im Jahr 2000 beschlossen sie, eine Pause einzulegen.
20 Jahre „Pause“
Die dauerte dann aber länger als gedacht. Erst nach 20 Jahren erfolgreicher Solokarrieren und Familienleben meldete sich das Duo 2023 unerwartet mit dem vielbeachteten Studioalbum „Fuse“ zurück. Das klanglich gewagte Album enthielt den Radiohit „Nothing Left To Lose“ und brachte ihnen mit Platz drei ihre bisher höchste Platzierung in den britischen Albumcharts ein.
Diese Evolution ihres Sounds, von den Anfängen bis „Fuse“, zeichnet nun die Werkschau „The Best of Everything But The Girl“ nach. Die 16 Titel umfassende Sammlung umfasst einen Zeitraum und enthält die größten Hits und zeitlosen Evergreens der Kapelle. „Wir mochten schon immer Alben, die eine schnelle und eine langsame Seite hatten“, sagt Tracey über die Reihenfolge der Compilation, „also dachten wir, wir beginnen mit den Knallern und lassen es mit den Balladen ausklingen.“
„Dadurch läuft das Album auch zeitlich rückwärts“, ergänzt Ben. „Man bekommt ein Gefühl von Clubland zurück zum Schlafzimmer, eine Reise, die sich für uns sehr real anfühlt. Und am Ende verbinden wir die Moderne („Run a Red Light“) mit unseren Anfängen („Night and Day“).“
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