Die Platte, mit der für Tom Petty alles begann: Das selbstbetitelte Erstlingswerk von Tom Petty & The Heartbreakers aus dem Jahr 1976 wird noch vor dem Jubiläumsjahr nun nochmal neu auf Vinyl aufgelegt.
Wäre es nach seinem Vater gegangen, wäre Tom Petty nicht im Musikgeschäft gelandet. Der autoritäre, cholerische Herr Papa verspottete den sanftmütigen, verträumten Tom als Weichei, verprügelte ihn regelmäßig. Gut, dass sich Tom seinem Erzeuger da nicht gefügt hat. Er wusste genau, was er wollte, seit er als Kind Elvis traf und ein paar Jahre später die Beatles in der “Ed Sullivan Show” im Fernsehen sah. Und auch er sollte in höchste Rock-Sphären vorstoßen: Mehr als 80 Millionen Tonträger setzte der Musiker aus Gainesville (Florida) ab, gewann mehrere Grammys und wurde am Ende gar in die Rock´n´Roll Hall of Fame aufgenommen. Mit 66 Jahren starb er im Jahr 2017 viel zu früh, eine versehentliche Überdosis Schmerzmittel (Petty litt unter Knie- und Hüftschmerzen).
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1975 ist all das noch in weiter Ferne. Petty hatte mit 17 die Schule geschmissen, sich in Bands wie The Sundowners und The Epic versucht, aber erst mit Mudcrutch scheint ein vielversprechendes Projekt gefunden. Die Band existiert von 1970 bis 1974, ist lokal durchaus erfolgreich, macht sich auch an die Arbeiten zu einem Album, das aber nie das Licht der Welt erblicken sollte – die Band trennt sich noch vor Fertigstellung. Die Mudcrutch-Mitglieder Mike Campbell (Gitarre) und Benmont Tench (Keyboard) gründeten daraufhin mit dem Bassisten Ron Blair und dem Schlagzeuger Stan Lynch eine neue Band. Als Petty ein Demo der Kapelle in die Finger bekommt, tritt er mit den alten Kollegen wieder in Kontakt – Tom Petty & The Heartbreakers sind geboren.
Unter dem Radar
In dieser Besetzung werden die ersten vier Tom-Petty-&-The-Heartbreakers-Alben eingespielt, der selbstbetitelte Erstling erscheint am 9. November 1976 bei Shelter Records. Darauf zu finden: zehn Songs, neun davon stammen allein aus der Feder von Petty, bei einem – „Rockin‘ Around (With You“) – wird Mike Campbell als Co-Autor geführt.
Aus heutiger Sicht schwer zu glauben, dass die Platte seinerzeit so unter dem Radar der Öffentlichkeit flog (erst mit Album Nummer drei, „Damn the Torpedoes“ sollte 1979 der große Durchbruch gelingen). Immerhin hat das Album echte Klassiker aus dem Petty-Katalog zu bieten. Den als erste Single ausgekoppelten, langsamen, aber groovenden Rocker „Breakdown“ etwa, der in einer ersten Version acht Minuten lang war, dann aber fürs Album auf rund zweieinhalb Minuten gekürzt wurde. Später hat unter anderem Grace Jones die Nummer gecovert.
„Hometown Blues“ stammt noch aus Mudcrutch-Zeiten, ganz okay. Die Ballade „Luna“ verzaubert. Im Kontrast dazu: das wütende „Fooled Again (I Don’t Like It“). Gefällt ebenfalls, Petty versprüht hier Mick-Jagger-Vibes. Auch „Anything That’s Rock ’n‘ Roll“, das sich zum ersten UK-Hit der Band aufschwingen sollte, bleibt haften. Und dann natürlich die schnelle Rock-Nummer „American Girl“ (mit einem an Bo Diddley erinnernden Beat), die wie das ganze Album erst ignoriert und dann zu einem der beliebtesten Petty-Songs überhaupt avancierte. Petty und Campbell legten den Song als Byrds-Hommage an, verknüpften hier 1960s-Vibe mit New-Wave-Energie, wie es der „Rolling Stone“ mal ganz treffend beschrieb. Roger McGuinn, Frontmann der Byrds, sollte den Track später covern. „American Girl“ sollte übrigens die letzte Nummer sein, die Tom Petty auf der Bühne (als Zugabe) spielte, ehe er starb.
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