The Barr Brothers - Let It Hiss (foto: Secret City Records)

The Barr Brothers – Let It Hiss

Erscheinungsdatum
Oktober 17, 2025
Label
Secret City Records
Unsere Wertung
7

The Barr Brothers melden sich zurück. Acht Jahre nach ihrem bis dato letzten Album hat die Indie-Folk-Band mal wieder einen neuen Arbeitsnachweis vorgelegt. „Let It Hiss“ ist soeben via Secret City Records erschienen.

Auf dem Papier sah bei The Barr Brothers ja eigentlich immer ganz gut aus. Seit ihrem selbstbetitelten Debütalbum im Jahr 2011 war die Band gern gesehener Gast auf internationalen Festivalbühnen und in US-Talkshows eingeladen, unter anderem bei David Letterman. Mit „Even The Darkness Has Arms“ landete die Band 2014 einen Hit, das dazu gehörige Album „Sleeping Operator“ heimste Gold in Kanada ein. Und mit dem bis dato letzten Album „Queens of the Breakers“ bewies die Kapelle auch improvisatorische Skills – mit rohen Blues-Jams, Blechbläser- und Streicher-Experimenten. Die Musik der Band wurde in Serien wie „True Detective“ verwendet. Drei Félix Awards stehen bei The Barr Brothers im Regal, dazu gab es unzählige Award-Nominierungen. Und Künstler wie Robert Plant, Bon Iver, David Crosby und Bill Kreutzman äußerten öffentlich ihre Wertschätzung für das Werk der Band. Alles tutti, oder?

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In den letzten Jahren wurde es aber vergleichsweise ruhig um die Band. Andrew spielte Drums, unter anderem für Feist, Mumford and Sons, Gracie Abrams und Broken Social Scene. Brad veröffentlichte 2022 sein meditatives Soloalbum “The Winter Mission” und arbeitete an diversen Kollaborationen. Hier und da wurde getourt, gemeinsam mit Richard Reed Parry und Little Scream schrieben Brad und Andrew auch einen Song für den Film „The Iron Claw“ (2023) mit Jeremy Allen White: “Live That Way Forever“. Ein neues Album war aber lange kein Thema. Was war da los?

Weg vom Alkohol und den Drogen

Natürlich, das Leben. Mittlerweile haben The Barr Brothers auch Familien gegründet, die Zeit beanspruchen. Aber: Brad Barr spricht auch von Problemen, die überwunden werden mussten. „Ich musste trocken werden. Das war wohl hauptsächlich dafür verantwortlich, dass ich wieder Songs schreiben und wir diese Platte produzieren konnten. Ich steckte lange fest, meine Abhängigkeit von Drogen und Alkohol lastete schwer auf mir und zog mich runter. Erst als ich von dieser Last befreit war, fühlte ich mich, als hätte ich Jet-Treibstoff in mir“, so Brad Barr in einem Interview mit „Glide Magazine“.

Und so ist „Let It Hiss“, das neue Album der Band mehr als nur eine Sammlung von zehn neuen Songs – es ist ein Dokument der Verwandlung. Eine Platte. die man als Nachweis von Selbstreflexion, einer Auseinandersetzung mit Verletzlichkeit und einer Wiederverbindung zweier Brüder verstehen kann. Andrew: “‘Let it Hiss’ ist das, was passiert, wenn man aufhört, so zu tun, als sei alles in Ordnung – und endlich zuhört, was wirklich los ist.“

Zurück im Studio

Produziert wurde „Let It Hiss, das vierte Studioalbum der Band, von den Brüdern selbst in ihrem Studio in Montreal. Für den Mix arbeiteten sie mit Jon Low zusammen, der unter anderem für The National, Taylor Swift und Bon Iver tätig war.

Der kreative Prozess begann dabei nicht mit Klängen, sondern mit Wahrheit. Die Brüder setzten sich nicht nur mit kreativen, sondern auch persönlichen Blockaden auseinander: alten Mustern, unausgesprochenen Spannungen, Trauer, Wachstum. Der Albumtitel selbst steht sinnbildlich dafür. “Es fühlte sich einfach richtig an“, sagt Andrew. “Das Rauschen drinlassen. Das Unbehagen, die Unvollkommenheit, das Ringen. Wir haben aufgehört, alles glattzubügeln. Ab da konnte die Musik wieder atmen.“

Wer jetzt ein zutiefst melancholisches Album erwartet, liegt falsch. Tatsächlich ist „Let It Hiss“ von einer großen Spielfreude geprägt, was man vor allem in “Run Right Into It“ (mit Elizabeth Powell von Land of Talk), einem Mix aus Rock, Folk und Country, oder dem ungeschliffenen, bluesigen “She Doesn’t Sleep With the Covers On“ ganz gut hört. Songs, die so etwas wie Befreiung atmen. Aufbruchsstimmung.

Am Ende wird es punkig

Auch die ruhigen, intimen Töne, für die The Barr Brothers bekannt wurden, finden ihren Platz: “English Harbour“ ist eine Folk-Ballade mit Harmonien von Jim James (My Morning Jacket), “Moonbeam“ eine von Streichern getragene Soul-Serenade mit einem französischen Gastgesang von Klô Pelgag. Auch das gefühlige “Naturally“ (mit Ariel Engle aka La Force), das Themen wie persönliches Wachstum und Selbstakzeptanz verhandelt, gefällt. Erinnert hier und da auch an Paul Simon. All die musikalischen Experimente und emotionalen Erschütterungen bereiten jedoch kaum auf den finalen Track “Upsetter“ vor – ein schweißtreibender, punkiger Rocksong, gekrönt von einem ekstatischen Gitarrensolo.

Obwohl “Let it Hiss” von Brad und Andrew selbst produziert wurde, holten sie sich musikalische Weggefährt*innen ins Studio, wenn es der Song verlangte. Diese Kollaborationen fühlten sich nicht wie klassische Features an, sondern wie natürliche Erweiterungen des kreativen Kosmos. Viele der musikalischen Beziehungen entstanden über Jahre hinweg – durch gemeinsame Bühnen, Nacht-Sessions und eine geteilte Hingabe an das Handwerk. Selbst das Artwork ist familiär: Es stammt von Brigitte Henry, Brads Ehefrau, die auch die Cover von “Queens of the Breakers” und “Sleeping Operator” entwarf.

Anspieltipps
English Harbour
Moonbeam
She Doesn't Sleep With The Covers On
Upsetter
7
Welcome back!
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