Kanadas Rock-Urgesteine melden sich zurück: Sloan haben soeben ihr nunmehr 14. Studioalbum herausgebracht. Auf „Based On The Best Seller“ präsentiert sich die Band, wie man es von ihr gewohnt ist. Schlechte Alben können die Nordamerikaner nicht.
Keine Frage: In Kanada sind Sloan eine Rock-Instiution. Gerade in den 1990er Jahren führte in dem Land, in dem der Ahornsirup fließt, kein Weg an der Kapelle vorbei. Seit 1991 rockt die Band aus Halifax, Nova Scotia, schon, und das ohne Unterbrechung. Selbst die Besetzung hat sich in dieser Zeit nie geändert. Chris Murphy, Patrick Pentland, Jay Ferguson und Andrew Scott sind allesamt von Beginn an dabei, singen und schreiben jeweils und verbinden dabei ansteckenden Power-Pop mit scharfem Alternative-Rock. Nur das Basislager hat sich verändert, mittlerweile ist die Band vor allem in Toronto ansässig. Ihr größter Wurf? Das 1994 erschienene Album „Twice Removed“, das bis heute immer wieder in Ranglisten zu den besten kanadischen Platten überhaupt aufgezählt wird.
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Drei Jahre nach „Steady“, dem bis dato letzten Release der Band, legen Sloan nun also Studioalbum Nummer 14 vor. Gebastelt hat die Band daran sowohl in „The Bunker“ und im „Taurus Studio“ als auch in Chris Murphys Garage, kurzum: in der Wahlheimat Toronto. Wie immer bei Sloan ging es dabei äußerst demokratisch zu, was schon ein Blick auf die Credits verrät: Jedes Mitglied hat hier mindestens zwei Songs beigesteuert, der Songwriter-Kuchen wurde hier fair und gleichmäßig verteilt.
Sloan ganz demokratisch
Die Aufteilung ergibt aber nicht nur aus bandhygienischen Gründen Sinn. Die Sloan-Mitglieder haben jeweils ganz eigene Stärken, ganz eigene Stile, die in Summe ein großes stimmiges Ganzes ergeben. Lead-Gitarrist Patrick Pentland steuert eher rockige Nummern bei, Drummer Andrew Scott die psychedelisch angehauchten, Rhythmus-Gitarrist Ferguson mag es poppig und Bassist Chris Murphy hat bei den Beatles offenbar immer ganz genau hingehört. Auch auf „Based On The Best Seller“ können die vier jeweils ihr Blatt ausspielen.
Zu den Glanzlichtern gehören vor allem die Songs, die schon vorab als Singles ins Schaufenster gestellt wurden. Das hymnische „Dream Destroyer“ etwa, eine Nummer die sich durch Sloans charakteristische Fuzz-Gitarren, ansteckenden Gang-Gesang und all die Hooks auszeichnet, die man von der Band erwartet. Der Track stammt aus der Feder von Patrick Pentland. Der sagt: „Der Song kombiniert meine/unsere Vorliebe für Glam, Shoegaze und Power-Pop und ist eine Ode an verlorene Liebe, vergangene Fehler und die Rücksichtslosigkeit, die die Blaupause meines Lebens war, in guten wie in schlechten Zeiten. Schlechter in Bezug auf Beziehungen, besser in Bezug auf das Futter für Hits. Eine Tür knallt zu, ein Fenster geht auf“.
Hommage an The Kinks
Auch „Live Forever“ ist ein Highlight, ein überaus harmonischer und eingängiger Power-Pop-Song. „Wenn wir die Chance hätten, ewig zu leben, würden wir es dann überhaupt wollen? Würdes man sich hunderte von Jahren wie 80 fühlen wollen? Ich schätze, das ist die Art von knallharter Frage, die dieser Song aufgreift. Er sagt auch voraus, dass wir alle 90er-Jahre-Nostalgie haben werden – wenn wir 100 Jahre alt sind“, sagt Chris Murphy über die Nummer.
„No Damn Fears“ bleibt ebenfalls haften. Das Lied wird von Andrew Scotts Gesangsstimme dominiert und ist durchdrungen von seiner bekannten surrealen Bildsprache und lyrischen Wut. Und hört man da bei dem bluesigen „Open Your Umbrellas“ nicht ein bisschen eine Hommage an die Kinks raus?
Aber auch der Rest fällt nicht wirklich ab. Das eingängige „Capital Cooler“ ist klassisch Sloan. „So Far Down“ kommt mit jeder Menge Glam-Glitter daher, auf „Baxter“ wird unterdessen gekonnt mit dem Grunge geflirtet und „Here We Go Again“ könnte eine Fleetwood-Mac-Nummer sein. Und nicht nur bei „Collect Yourself“ spürt man diesen typischen, unterschwelligen Beatles-Vibe.
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