Eine Platte der leisen Töne: Der schottische Singer-Songwriter James Yorkston hat mit Nina Persson (The Cardigans) und Johanna Söderberg (First Aid Kit) gemeinsame Sache gemacht und bei Domino Records das Album „Songs forNina and Johanna“ veröffentlicht.
Keine Frage: Nina Persson hat mit ihrer Band The Cardigans am Soundtrack der 1990er Jahre maßgeblich mitgebastelt und mit „Lovefool“ einen der Evergreens dieses bunten Jahrzehnts geschaffen. Die Schweden sind zwar immer noch hier und da live zu erleben, seit dem Ausstieg von Songschreiber Peter Svensson gibt es aber kein neues Material der Band mehr. Weil auch Nina Perssons Solokarriere nie so richtig aus dem Quark kam, gab es von der Frontfrau der Cardigans entsprechend wenig Neues auf die Ohren in den vergangenen 20 Jahren.
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Match made in heaven
Das bestätigt sich jetzt. Bei Domino Records ist nun das (live) in Stockholm entstandene „Songs for Nina and Johanna“ erschienen. Wieder sind Yorkston und Persson sowie Mitglieder des Second Hand Orchestra mit von der Partie (weil Bandleader Karl Jonas Winqvist gesundheitlich passen musste, hat man es nicht offiziell als Second-Hand-Orchestra-Projekt vermarktet). Und als Verstärkung ist diesmal auch Johanna Söderberg von First Aid Kit dabei. Persson und Söderberg singen hier aber nicht gemeinsam, sondern abwechselnd mit Yorkston (der nur auf dem wunderbar melancholischen „Where’s The Time?“ ganz ohne Duett-Partnerin auskommt). Auf fünf Songs ist Nina zu hören, auf vier die damals hochschwangere Johanna. Die beiden hätten sich wunderbar ergänzt, die Stimmung sei nicht kompetitiv gewesen, so Yorkston, der stimmlich so hervorragend mit seinen beiden Mitstreiterinnen harmoniert. Pure Magie.
Selbst die Musiker sind zu Tränen gerührt
Es sind Songs über Liebe, Freundschaft, Familie, das Eltern-Dasein, über das, was bleibt, wenn man inne hält. Auch schwierige Themen, Krebs bei Kindern („Oh Sparrow, Up Yours“), werden angesprochen. Eingebettet in einen intimen, zurückhaltenden, aber dennoch emotionalen, erdigen Folk-Sound. Die Wärme, die Energie, die in den zehn Songs verströmt wird, nimmt einen als Hörer sofort gefangen. In der Produktion haben Yorkston und Co-Produzent Daniel Bengtson ihm Ecken und Kanten gelassen, zum Glück das Ganze nicht totgeschliffen.
Zu den Glanzlichtern gehört neben „Oh Sparrow, Up Yours“ auch „A Moment Longer“, ein Duett zwischen Persson und Yorkston, bei dessen Aufnahme sogar Saxofonistin Lina Langendorf gerührt in Tränen ausgebrochen ist. „Schon beim ersten Ton fiel es mir schwer, die Tränen zurückzuhalten. Aber als James und Nina im Gleichklang sangen, verlor ich die Fassung. Nina erzählte mir später, dass sie sich umgedreht hatte und ganz überrascht war, mich dort weinend stehen zu sehen. Mir wurde klar, dass ich auch spielen musste, und irgendwie schaffte ich es, mein Instrument zu heben und den Moment zu erwischen, in dem ich in das Lied einsteigen sollte“, erinnert sich Langendorf.
Auch die Ballade „Rabbit“ oder das Musik gewordene Minidrama „Love That Tree“ gefallen. Yorkston betrachtet den letztgenannten Song gerne wie einen Ausschnitt aus „Grease“, in dem „einige der Bösewichte zu viel Gras geraucht und die Orientierung verloren haben, welche Tanzschritte sie machen sollten“. Während „Oh Light, Oh Light“ derweil von der Notwendigkeit handelt, sich von den Fesseln der Geschichte zu befreien, ist „Love / Luck“ dann wieder ein Popsong, der Yorkston in sonnigere Gefilde versetzt. James Yorkston: „Wenn Lina Langendorfs Saxophonsolo einsetzt, stelle ich mir vor, wie wir alle in einem klassischen Cabrio nach Südspanien rasen, um überhaupt nichts zu tun, obwohl der Song in einem feuchten Aufnahmestudio in North East Fife nach einem Nachmittag mit Delfinbeobachtung geschrieben wurde …“
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