Im Januar verstarb der US-amerikanische Künstler David Lynch, der der Welt mehrere Serien und Filme für die Ewigkeit hinterlassen hat. Einer seiner Klassiker, „Eraserhead“, wird jetzt in restaurierter Form neu fürs Heimkino aufgelegt.
Der schüchterne und naive Drucker Henry Spencer (Jack Nance) lebt in einer trostlosen Industriegegend, in der die Natur vollkommen verdrängt wurde und das elektrische Brummen der Maschinen die Stille untermalt. Von den Eltern (Allen Joseph & Jeanne Bates) seiner Ex-Freundin Mary (Charlotte Stewart) erfährt er, dass diese nach einer äußerst kurzen Schwangerschaft ihr gemeinsames Baby zur Welt gebracht hat. Er beginnt sich zusammen mit ihr um das missgebildete Kind zu kümmern, doch Mary hält der Überforderung nicht lange stand und lässt Henry kurzerhand mit dem Baby alleine zurück. Als das Kind schließlich erkrankt, beginnt sich Henrys psychische Verfassung zunehmend zu verschlechtern. Traum und Realität beginnen zu verschwimmen bis Henry aus Verzweiflung eine fatale Entscheidung trifft.
anzeige
Entweder oder
Bei David Lynch gab es kein Dazwischen. Entweder man liebte das Werk des Amerikaners, in der sich Traum und Wirklichkeit stets vermischen – oder man konnte damit nichts anfangen. Der Künstler gab in seinen Filmen und Serien nie alle Antworten, er liebte es, dem Publikum Rätsel aufzugeben. Und so ranken sich um seine Erzeugnisse bis heute Interpretationsversuche. Das gilt auch für sein Spielfilmdebüt „Eraserhead“ aus dem Jahr 1977. Ein surrealistischer Mix aus Horror und Science-Fiction Film, welcher durch seine Außergewöhnlichkeit auch als „completely sui generis“ Film bezeichnet wird, was so viel bedeutet wie ein für sich allein stehender Film, der keinem spezifischen Genre untergeordnet werden kann.
Neben der Regie schrieb David Lynch außerdem das Drehbuch und fungierte als Produzent und Filmeditor. Er hat nicht weniger als einen urbanen Albtraum auf Film gebannt, bedrückend, beklemmend, unheimlich. Lynch ließ sich dabei stark von der Industrielandschaft Philadelphias – er lebte einst selbst in der Ostküstenstadt – inspirieren. Auch Franz Kafkas „Die Verwandlung“ (1915) und Nikolai Gogols Kurzgeschichte „Die Nase“ (1836) waren Einflüsse.
Kubrick applaudiert
Die zeitgenössische Kritik verriss den Film zunächst, konnte mit dem handlungsarmen, verstörenden Schocker wenig anfangen. Große Popularität konnte der mit geringem Budget umgesetzte „Eraserhead“ dann aber vor allem durch Applaus von Filmgrößen wie Stanley Kubrick oder John Waters gewinnen, die Lynchs Werk als einen ihrer Lieblingsfilme bezeichneten. 2004 wurde „Eraserhead“ in die National Film Registry List aufgenommen.
Fun fact: Bis heute ist es ein Geheimnis, wie Lynch das deformierte Baby „produziert“ hat – es ranken sich die wildesten Gerüchte, die von einer sezierten Katze über einen gehäuteten Hasen bis hin zu einem Lamm-Fötus reichen.
anzeige



