Viel Getöse gab es vor der Veröffentlichung von Sabrina Carpenters siebtem Studioalbum. Dafür sorgte vor allem das Artwork von „Man’s Best Friend“. Ob die Musik da mithalten kann?
Da war was los. Als Sabrina Carpenter vor wenigen Wochen das Artwork ihres siebten Studioalbums veröffentlichte, hatten direkt viele den Kaffee auf. Auf dem Cover ist Carpenter in einem schwarzen Minikleid und High Heels zu sehen, wie sie vor einer anonym bleibenden Person kniet, die sie auch noch an den Haaren zu ziehen scheint. In den Sozialen Medien: Aufruhr. Die einen waren von Carpenter schwer enttäuscht, unterwerfe sie sich hier doch dem Male Gaze und reproduziere misogyne Stereotypen. Andere wiederum sahen in dem Foto eine gelungene Satire und stellten Carpenter auf eine Stufe mit Madonna, die ja auch immer mit Erwartungen an Frauen und sexueller Offenheit spielte – und provozierte.
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Bei so viel Tamtam war die Erwartungshaltung an das von Sabrina und ihren Langzeit-Kollaborateur:innen Amy Allen, Jack Antonoff und John Ryan geschriebene Werk natürlich groß. Zumal Carpenter ja mit jeder Menge Rückenwind an den Start ging, schoß ihr letztes Album „Short n‘ Sweet“ 2024 doch durch die Decke. „Espresso“ sei Dank. Beim ersten Hören der neuen Platte stellt sich schnell heraus: Alles halb so wild. Das Cover: nicht viel mehr als ein (gelungener) Publicity-Stunt. So devot, wie sich Carpenter auf der Plattenhülle gibt, ist das Machwerk selbst nicht geworden. Der feministische Fortschritt wurde hier nicht mit Füßen getreten. Die gute Sabrina dient sich auf Album Nummer sieben nicht dem männlichen Geschlecht unterwürfig an, sondern singt hier vor allem über Trennungen und das „Danach“, und das auf ziemlich reife Weise. Verpackt natürlich in gewohnt mitreißende Pop-Melodien, wobei die Song-Strukturen durchaus komplex sein dürfen.
Carpenter gibt sich relatable
Zwölf Titel kredenzt uns Carpenter auf „Man’s Best Friend“. Inhaltlich gibt sie sich dabei maximal relatable. Probleme mit Männern, die einen nach einer gemeinsamen Nacht plötzlich uninteressant finden, die einfach unhöflich oder nur doof sind, die einen nicht wertschätzen – das kennt man als Frau. Wenn man so will, klingt Carpenter etwas frustrierter als auf dem Vorgänger. Das Kind im Mann besingt sie noch im eingängigen Synthie-Pop-mit-Country-Einschlag-Opener „Manchild“. Humorige Nummer, aber auch etwas bemüht witzig. „Tears“ ist schmutziger als man beim Lesen des Titels vermuten würde. Die Flüssigkeit läuft ihr hier nicht aus den Augen, sagen wir es so, wenn der Mann des Herzens sich als verantwortungsvoll präsentiert und weiß, wie man Möbel zusammenbaut.
„House Tour“ ist sexy, kein Glück in der Liebe oder beim Liebemachen hat sie hingegen in „Sugar Talking“, „Nobody’s Son“ oder „Never Getting Laid“. „My Man on Willpower“ geht in Richtung Eurodisco, rangiert irgendwo zwischen Boney M. und ABBA, und auch bei „Goodbye“ und „Nobody’s Son“ hätten aus der schwedischen Hit-Schmiede stammen können. Bei „We Almost Broke Up Again Last Night“ begeistert nicht nur das Gitarrensolo.
Ob der frühere Disney-Star hier seinen Erfolg aus dem Vorjahr wiederholen kann? Wird sich zeigen. Ein robustes, solides Album ist der 26-Jährigen aber auf jeden Fall gelungen.
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