Fünf Jahre, das scheint jetzt so die Faustregel zu sein. Wieder mal ist eine halbe Dekade zwischen zwei Alben von Other Lives vergangen. Das Warten hat sich aber gelohnt. „Volume V“, soeben via PIAS erschienen, gehört zweifellos zu den stärkeren Arbeitsnachweisen der Barock-Folk-Band.
Seit 2004 machen Other Lives (die ganz früher mal unter dem Namen Kunek firmierten) schon gemeinsame Sache – und die drei Gründungsmitglieder, die Multiinstrumentalisten Jesse Tabish (auch ihr Leadsänger), Jonathon Mooney und Josh Onstott, sind allesamt noch mit von der Partie. Sie bilden den kreativen Nukleus der Band, die mittlerweile um Multiinstrumentalistin Kim Tabish und Drummer Danny Reisch komplettiert wird. Die Gruppe stammt aus der ländlichen Gemeinde Stillwater, nördlich von Oklahoma City, westlich von Tulsa und östlich der Seen Carl Blackwell und Lake McMurtry gelegen. Dort nahm die Kapelle auch ihr selbstbetiteltes Debütalbum (2009) und 2011 „Tamer Animals“ auf, ihr Debüt für PIAS.
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Nun legt die Band mit „Volume V“ ihr fünftes Machwerk vor. Den Nachfolger zu „For Their Love“ aus dem Jahr 2020. Wenn man so will ist das Credo der Platte hier: back to the roots. Zurück zu den Wurzeln. Das Wuchtige, Orchestrale, Üppige steht nun wieder mehr im Vordergrund. Der neue alte Kammer-Pop-Indie-Rock-Ansatz verleiht den zehn neuen Tracks entsprechend musikalische und emotionaler Tiefe.
Ob’s an der Location lag? Der Großteil von „Volume V“ wurde in The Sheerar aufgenommen, einer ehemaligen Kirche, die heute das Stillwater History Museum ist. „Zurück in unserer Heimatstadt zu sein, war in mehr als einer Hinsicht ein Zufluchtsort für uns“, sagt Gründungsmitglied Jonathon Mooney.
Die Glanzlichter
Es zeugt von dem Können der Band, das bei all dieser Opulenz, bei all diesem cineastischen Drama, bei all diesem Pathos das Dargebotene nie in die „Kitsch“-Kategorie abkippt. „Mystic“ eröffnet den rund 30-minütigen Song-Reigen, der Opener ist gleich ein Glanzlicht der Platte, die auch zwei Instrumentalstücke („Heading West“ und „Outro“) umfasst. Auch „What’s It Gonna Take“gehört zu den Höhepunkten, die Nummer wurde unmittelbar nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine geschrieben und greift universelle Gefühle auf. Frontmann Jesse Tabish: „,What’s It Gonna Take‘ ist kein pazifistischer Song, es geht darum, das eigene Heimatland gegen Aggression zu verteidigen.“
„Read My Mind“ überzeugt durch seinen eingängigen Chorus. Auch das bedrohlich anmutende „Cisa Cisa“ und das pompöse „Show Us Some Love“ bleiben haften. Letzteres ist eine Art Liebeslied, mit all der gesteigerten Leidenschaft und Komplexität, die eine Beziehung beinhaltet – in diesem Fall wird sie durch den Dialog zwischen den Göttern und den Menschen hervorgerufen: „darüber, warum der andere nicht genug Liebe gibt“, erklärt Jesse.
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