Marillion gehören zu den großen Neo-Prog-Bands der 1980er Jahre. Mehr als 30 Jahre nach ihrer Formation legen die Briten mit „An Hour Before It’s Dark“ nun eines der besten Alben ihrer langen Karriere vor.
Die Geschichte von Marillion ist keine einfache. Und eigentlich sind es streng genommen ja zwei Geschichten. Die erste handelt von einer 1979 im britischen Aylesbury gegründeten Band, die sich in den 1980er Jahren zu einer der einfluss- und erfolgreichsten Neo-Prog-Gruppen überhaupt aufgeschwungen hat. Mit der Ballade „Kayleigh“ gelang ihr ein Hit für die Ewigkeit. Aber mit diesem kam auch der Druck. Musikalische Differenzen innerhalb des Bandgefüges brachen sich Bahn und gipfelten im Ausstieg des Frontmanns. Fish verließ die Band 1988. Eine Zäsur, nicht nur personell, sondern auch musikalisch. Mit dem neuen Sänger Steve Hogarth schlug die Kapelle stilistisch nämlich eine neue Richtung ein, orientierte sich viel stärker am Mainstream-Geschmack. Aktiv ist sie bis heute und kann mittlerweile auf einen Katalog von 20 Alben verweisen.
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Das jüngste ist am Freitag erschienen. „An Hour Before It’s Dark“. Im Englischen bezeichnet dieser Ausdruck unter anderem die letzte Stunde, in der man als Kind draußen spielen darf. Es ist aber in diesem Fall auch eine Anspielung auf den Kampf gegen die Zeit. Gerade in Sachen Klimakrise. Aber obwohl Marillion auf dem neuen Longplayer große soziale, politische und persönliche Nöte verhandeln, ist das Ganze ziemlich upbeat geraten. Aber diese Verhältnis aus Anspruch und Eingängigkeit war bei der Band ja schon immer ziemlich gut austariert.
Die Glanzlichter
Zu den Glanzlichtern gehören das mit 15 Minuten ziemlich episch geratene, abwechslungsreiche „Care“, das eher rockigere „Reprogram the Gene“ und das beinahe pop-rockige „Murder Machines“, aber auch die orchestral instrumentierte Ballade „The Crow and the Nightingale“. Kurzum: ein Großteil der rund 55 Minuten Gesamtspielzeit des Albums, das man daher durchaus bei den großen Würfen der Band einordnen darf.
Übrigens: “An Hour Before It’s Dark” wurde in Peter Gabriels Real World Studios aufgenommen, wie auch schon der in den Charts erfolgreiche Vorgänger “F*** Everyone And Run (F E A R)” aus dem Jahr 2016. Dabei entstand auch eine Dokumentation über den Schaffensprozess mit viel Behind-the-Scenes Material sowie eine Performance des Songs “Murder Machines” im Studio. Nachzuhören und zu sehen auf den DVD/Blu-Rays, die einigen CD-Konfigurationen beiliegen.
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