Es gehört schon etwas dazu, Songs zu schaffen, die sich auch ohne Lyrics beim Hörer festsetzen. Los Straitjackets ist das mal wieder gelungen: Gerade hat die Gruppe aus Nashville mit „Somos Los Straitjackets“ eine neue Platte auf den Markt gebracht – die erste mit komplett eigenem Material seit zwölf Jahren.
Nein, man kann nun nicht gerade sagen, dass es Bands, die vor allem auf Instrumental-Musik setzen, leicht im heutigen Musik-Zirkus haben. Umso beeindruckender ist es, dass Los Straitjackets nun schon seit rund 30 Jahren vornehmlich auf dieses Konzept setzen. Und das erfolgreich. Mit mittlerweile 16 Studioalben hat sich die Truppe aus Nashville mit ihrer charakteristischen Interpretation von Rockabilly, Rock ’n‘ Roll und Surf-Musik der 60er Jahre sowie ihren eigenen kreativen Ergänzungen einen Platz in den Herzen vieler Musikliebhaber erspielt. Dabei hilft auch das Auftreten der Kapelle: Mexikanische Wrestling-Masken, Choreografien und eine gute Portion Selbstbewusstsein gehören zum Image des gefragten Instrumental-Ensembles. Viele Künstler, allen voran, Nick Lowe, buchen die Band mit Handkuss als Begleitung.
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Nun haben die Gitarristen Eddie Angel und Greg Towson (stieß seinerzeit als Nachfolger des Mitgründers Danny Amis dazu, der mit gesundheitlichen Problemen kämpfte), Bassist Pete Curry und Drummer Chris Sprague mal wieder einen neuen Arbeitsnachweis in eigener Sache vorgelegt. „Somos Los Straitjackets“, als würde es da noch einer Vorstellung bedürfen.
Was für Tarantino
Als Produzent stand dem Ensemble Alex Hall (JD McPherson, The Cactus Blossoms) zur Seite. Den lernte man bei den Aufnahmen für Lowes Album „Indoor Safari“ aus dem Jahr 2024 kennen und schätzen. Zunächst nahmen Los Straitjackets Demos in Pete Currys Powow Fun Room Studio in LA auf, feilten dann bei Soundchecks weiter an den neuen Songs und bauten sie sogar in ihre Live-Sets ein.
Das Ergebnis kann sich hören lassen: ein raues, einnehmendes Album mit Vintage-Touch, das vor Witz, Twang und donnerndem Rock ’n’ Roll nur so strotzt – und das man ohne Umschweife als Score in einem Quentin-Tarantino-Streifen verwenden könnte. „Somos“ enthält außerdem zwei Neuaufnahmen von Kompositionen, die während der Pandemie aus der Ferne entstanden sind (Townsons „Genesee River Rock“ und Angels „April Showers“), sowie eine neu interpretierte Version von „Spinout“, einem Titel, der von Eddies Nebenprojekt The Neanderthals aufgenommen wurde (unterstützt durch einige Gastvocals von Voice-over-König Tom Kenny).
Zu den Glanzlichtern der Platte gehört „Cry for a Beatle“, bei der die Band einen munteren Instrumenten-Tausch vollzieht. Angel griff hier zum Bass, Sprague zur Gitarre und Curry schwang die Drumsticks. Auch das funkige „Two Steps Ahead“, das groovige „High Wire Act“, das verträumt-sonnige „Polaris“ und die schwere Psychobilly-Nummer „Numbskull“ bleiben haften. Und bei dem bereits erwähnten „Genesee River Rock“ haben sich die Jungs gekonnt von Chuck Berry inspirieren lassen. Mit dem Rest der insgesamt 15 dargebotenen Songs macht man aber auch nichts falsch.
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