Visuell starker Drogenwestern: In „Birds of Passage“ entdeckt ein kolumbianisches, indigenes Volk den Drogenhandel für sich . Und damit leitet es direkt seinen Niedergang ein. Der Streifen liegt nun fürs Heimkino vor.
Kolumbien im Jahr 1968. Lange bevor der Name Pablo Escobar in aller Munde ist, legt eine Familie des matriarchalisch geprägten Wayuu-Stammes den Grundstein für den Drogenhandel, für den das Land später so berühmt-berüchtigt werden wird.
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Der junge Rapayet (José Acosta) braucht Geld. Eine Frau – Zaida (Natalia Reyes) – hat eben ihren Preis. Und so verkauft er etwas Marihuana an Amerikaner des Friedenskorps. Das Geschäft boomt, und er steigt bald zum reichsten Mann der abgelegenen Steppenregion auf. Doch der Reichtum ist mit einem hohen Preis verbunden. Ein brutaler Krieg um Macht und Geld bricht aus und setzt nicht nur das Leben des Stammes, sondern auch ihre Kultur und Traditionen aufs Spiel.
Mehr als nur ein weiteres Mafia-Epos
Als „Birds of Passage“ im Jahr 2018 in die Kinos kam, wurde das Drogendrama mit Lob überschüttet. Sogar Vergleiche mit epischen Werken wie „Scarface“ und „The Godfather“ zog der Film nach sich. Dabei ist der Streifen, bei dem Cristina Gallego und Ciro Guerra Regie führten, weit mehr als nur ein weiteres sehenswertes Mafia-Drama. Hier geht es nicht darum, wie bei „Narcos“ und Konsorten eine Geschichte voller cooler Gangster zu erzählen, sondern ein Gefühl für die Tragik zu vermitteln, die der Drogenhandel für Kolumbien bedeutet.
Basierend auf wahren Begebenheiten, die sich zwischen 1960 und 1970 zugetragen haben, ist „Birds of Passage“ eine gut recherchierte Kolonialgeschichte und waschechte Kapitalismus-Kritik. Die Verführungen des Kapitalismus, Macht und Gier, sind es, die den Niedergang des Wayuu-Stammes einläuten. Das wird auch recht drastisch gezeigt. Die Macher packen das in visuell überaus ansprechende, teils auch surreale Bilder. Das Spiel mit Farben gelingt hier prächtig, der Film ist atmosphärisch ungeheuer dicht. Großes Kino.
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