Er war das Mastermind hinter der Glam-Rock-Band Cockney Rebel: Steve Harley. 2024 verstarb der Brite nach einem Krebsleiden. Jetzt wird ihm und seiner Band noch einmal eine Ehre zuteil. Das Label Chrysalis Records feiert das Cockney-Rebel-Erfolgsalbum „The Best Years Of Our Lives“ mit einer Jubiläumsausgabe zum 50. Geburtstag.
Nur fünf Konzerte – und schon hatten Cockney Rebel, gegründet 1972 von Steve Harley, John Crocker, Paul Jeffreys, Milton Reame-James und Stuart Elliott einen Plattenvertrag in der Tasche. EMI nahm die vielversprechende Band aus London praktisch vom Fleck weg unter Vertrag. Schon die erste Single „Sebastian“ war ein europaweiter Erfolg, das Debütalbum „The Human Menagerie“ (1973) brachte zumindest Aufmerksamkeit der Musikpresse ein. Im Fokus: der charismatische, aber auch nicht ganz einfache Steve Harley. Das führte zu Eifersüchteleien und Spannungen innerhalb der Gruppe, 1974 – nach weiteren Hits und dem Album „The Psychomondo“ – war dann erst einmal Schluss. Harley löste die ursprüngliche Besetzung auf.
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Schnell wurde aber eine neue Band zusammengestellt, bestehend aus Harley, Elliott, dem ehemaligen Family-Gitarristen Jim Cregan, Duncan Mackay (Keyboards) und George Ford (Bass). Sie wurden nun zu Steve Harley & Cockney Rebel. Der Chef im Ring war nun klar, Harley hatte dabei auch das Label EMI im Rücken. Nach einem Debüt-Live-Auftritt im Londoner Rainbow Theatre im Oktober ’74 verschwendeten Harley und die neue Band keine Zeit und gingen im November und Dezember in die Abbey Road und Air Studios, um das dritte Album, „The Best Years Of Our Lives“, aufzunehmen. Die Rolle der Produzenten übernahmen Steve Harley und Alan Parsons, der zu diesem Zeitpunkt schon mit den Beatles und Pink Floyd zusammengearbeitet hatte.
Neuer Arbeitsansatz
Harley ging diesmal nicht mit fertig geschriebenen Songs ins Studio, sondern nur mit losen Ideen. Eine Herangehensweise, die die Band vor einige Herausforderungen stellte. Die Lieder selbst fielen letztlich weniger konstruiert aus, simpler – aber damit auch: massentauglicher. Der Erfolg gab Harley also Recht: „The Best Years Of Our Lives“ war ein riesiges Ding im Heimatland der englischen Rockband, wo es Platz vier erreichte und sich für 19 Wochen in den Top 50 hielt. Ein Denkmal des britischen (Art)-Pop.
Glanzlicht der Platte ist natürlich „Make Me Smile (Come Up And See Me)“. Ein zuckersüßer, aber lyrisch zynischer Konter an Harleys ehemaligen Bandkollegen, die „den Rebellen zu Boden zogen“. Der Song erreichte im folgenden Monat Platz eins der UK-Charts und auch in 27 anderen Ländern. Seitdem ist er zu einem der prägenden Songs der 1970er-Jahre geworden, wurde 100 Mal gecovert und ist einer der meistgespielten Songs im britischen Rundfunk. Auch die Nachfolge-Single „Mr. Raffles (Man, It Was Mean)“, die sich auf den fiktiven Dieb A. J. Raffles bezieht, ist ein Highlight, zeigt sie Harley doch in seiner lyrischen Bestform. Der nachdenkliche Titelsong bleibt ebenfalls haften.
Was die neue Edition bietet
Und sonst? Auf „The Mad Mad Moonlight“ lassen Harley & Co. Disco-Einflüsse zu, bei „49th Parallel“ solche aus dem Funk. Bei der Pop-Rock-Nummer „Panorama“ wird das Saxofon ausgepackt. „It Wasn’t Me“ kommt schwarzhumorig daher, „Back To The Farm“ nimmt das verrückte Musikgeschäft unter die Lupe. Kann man sich alles gut auch heute noch anhören.
Am 20. Juni hat Chrysalis Records das Album als 50th Anniversary Edition mit spannendem Bonusmaterial neu aufgelegt. Für die CD-Ausgabe wurde „The Best Years Of Our Lives“ von Alan Parsons neu abgemischt, während für die LP-Veröffentlichung das Originalalbum von Miles Showell (The Beatles, The Who) in den Abbey Road Studios neu gemastert und im Half-Speed-Verfahren geschnitten wurde, was dem Album einen klanglichen Aufschwung verlieh und es besser klingen ließ als je zuvor. Parsons hat auch einen brandneuen Atmos-Stereo-Mix erstellt, der exklusiv auf Blu-Ray in der Super Deluxe Edition erhältlich sein wird. Dazu gibt es in der CD-Version jede Menge Outtakes und Raritäten.
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