Maggie Reilly (foto: Fiege)

Live: Maggie Reilly in Mannheim – Kampf mit der Erkältung

Für „Moonlight Shadow“ mit Mike Oldfield ist Maggie Reilly  bekannt – und ihre kristallklare Stimme. Die litt jedoch beim Auftritt im Mannheimer Capitol durch besondere Umstände.

Enya hatte keinen Bock. Ihr war das Stück, das der britische Komponist und Multiinstrumentalist Mike Oldfield ihr da andiente, wohl zu poppig. Das „Nein“ der bis dato noch eher unbekannten Musikerin, die damals noch in ihrer Familienband Clannad mitsang und viel später eine echte Weltkarriere  hinlegen sollte, war das große Glück einer anderen, bis dato ebenfalls noch unbekannten Musikerin: Maggie Reilly. Denn das Stück, für das Oldfield da eine Sängerin suchte, war „Moonlight Shadow“. Ein Song, der zu einem der großen Hits des Jahres 1983 werden sollte, und nicht nur für Oldfield selbst, sondern am Ende auch für Maggie Reilly zum größten persönlichen Erfolg.

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Mysteriöse Backstory

Es wurde ja immer viel hineingeheimst in diese etwas kitschige Nummer. Dass es hier eigentlich um den Mord an John Lennon gehe. Und das, obwohl die Zahlen da nicht unbedingt passen. Lennon wurde gegen 23 Uhr mit vier Schüssen umgebracht, auf die Figur im Song wird sechs Mal geschossen und das auch um 4 Uhr in der Nacht. Außerdem herrschte bei dem Mord an Lennon Neumond. Es kann also keinen Mondschein in diesem Moment gegeben haben. Oldfield gab später zu Protokoll, dass er eigentlich durch den Film „Houdini“ mit Tony Curtis zu dieser Nummer inspiriert wurde, aber auch nicht ausschließen kann, dass der Mord an Lennon unbewusst mitreingespielt hat. Schließlich kam Oldfield just an diesem Unglückstag selbst in New York an und war auch nur ein paar Straßenblöcke vom Tatort entfernt, als Lennons Leben vorm Dakota Building ausgelöscht wurde.

Viel „Könnte sein“ also, ein Fakt ist aber: die kristallklare Stimme von Maggie Reilly, die Oldfield bereits 1979 kennengelernt hatte, mit ihm auf Tour ging und auch Gesang zum Album „QE2“ beisteuerte, machte „Moonlight Shadow“ so besonders.

Ohne Oldfield mäßig erfolgreich

In Mannheim hatte sich die mittlerweile 67-Jährige den Song natürlich für den Zugabenteil aufgehoben. Denn auch wenn Reilly während des Konzerts mit Sätzen  wie „Die Vergangenheit ist die Vergangenheit“ kokettiert, ist klar, dass die meisten Zuschauer im nicht ganz ausverkauften Capitol eben wegen dieser Oldfield-Hits in die Veranstaltung gegangen sind.

Denn solo, so ehrlich müssen wir sein, war der Erfolg von Maggie Reilly immer überschaubar. Nachdem sie sich für eine Weile aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hatte, feierte sie 1992 ein Comeback mit dem Album „Echoes“, auf dem sich im Grunde ihr einziger Solo-Hit wiederfand: „Everytime We Touch“, eine wunderbare Pop-Rock-Ballade, die hierzulande auf Platz 16 der Charts landete. Auch die Nummer landete aus dramaturgischen Gründen am Ende der Setlist.

Bühne statt Bett

Dummerweise waren es ausgerechnet diese beiden großen Hits, bei denen Reilly die Puste ausging. Die Schottin hatte augen- und ohrenscheinlich mit einer Erkältung zu kämpfen, die ihrer eigentlich immer noch glockenklaren Stimme schwer zusetzte. „Moonlight Shadow“ mit seinen Höhen konnte sie so nicht ohne Hilfe des Publikums über die Bühne bringen, „Everytime We Touch“ wurde etwas lieblos runtergeleiert. Ansonsten ging es auf der Setlist querbeet durch den Gemüsegarten der eigenen Karriere. Die neuesten Songs stammten dabei vom Album „Starfields“ aus dem Jahr 2019. Auf Lieder aus dem Album „Elfinguard“, das gerade erschienen ist und in Kollaboration mit ihrem alten Weggefährten Stuart Mackillop eingespielt wurde, wurde verzichtet, sie hätten sich für den Rahmen auch eher nicht geeignet.

Absolut leidensfähig

Die alten Oldfield-Nummern, Reilly hatte auch etwa „To France“, „Family Man“ oder „Blue Night“ im Angebot, kamen besonders gut an. Die beste Performance des Abends gelang ihr aber bei „Stone’s Throw From Nowhere“, ein Stück aus ganz frühen Zeiten, als Reilly noch für Cado Belle sang. Eine schottische Pub-Rock-Kapelle, die zwischen 1974 und 1979 aktiv war und 1976 immerhin eine (selbstbetitelte) LP rausbrachte. Auch das Cyndi-Lauper-Cover „True Colors“ wusste an diesem Mittwochabend zu gefallen.

Klar, dann und wann hatte man das Gefühl, Maggie Reilly wäre an diesem Tag lieber im Bett geblieben und hätte ihren Tee liebert dort statt auf der Bühne geschlürft. Dennoch war es am Ende ein unterhaltsamer Abend. Ein Abend, bei dem man der Künstlerin auch für ihre Leidensfähigkeit  Respekt zollen darf.

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