Hildur Guðnadóttir - Where To From (foto: Deutsche Grammophon)

Hildur Guðnadóttir – Where To From

Erscheinungsdatum
Oktober 31, 2025
Label
Deutsche Grammophon
Unsere Wertung
7.5

Seit ihrem Oscar für die Filmmusik von „Joker“ ist Hildur Guðnadóttir auch Menschen ein Begriff, die es sonst nicht so mit der klassischen Musik haben. Jetzt veröffentlicht die isländische Cellistin und Komponistin mit „Where To From“ ihr erstes Album bei Deutsche Grammophon. Darauf zu hören: neun überaus intime, kontemplative Stücke. Die aktuelle Einspielung – das erste Soloalbum seit zehn Jahren – ist zugleich persönlich und universell. Es sind Werke, die auf spontanen musikalischen Skizzen beruhen, die Hildur Guðnadóttir ursprünglich auf ihrem Smartphone festgehalten hat.

Am Anfang stand die Freundschaft. Oder besser: Freundschaften. Denn bei den Arbeiten am Album – dessen Stücke Guðnadóttir selbst geschrieben, arrangiert und produziert hat – hat die 43-Jährige auf Unterstützung aus ihrem engsten Umfeld zurückgegriffen. So wird sie auf „Where To From“, ihrem Erstling für Deutsche Grammophon, von engen Freunden und langjährigen Weggefährten begleitet. Liam Byrne (Viola da Gamba), Clare O’Connell (Cello), Eyvind Kang (Viola) sowie Jessika Kenney und Elsa Torp (Gesang) sind hier mit von der Partie. Zwei weitere Freunde waren wesentlich an der Albumproduktion beteiligt: Francesco Donadello übernahm die Aufnahme, die Abmischung und das Mastering. Das ausdrucksvolle Cover stammt von der Künstlerin, Choreografin und Regisseurin Gisèle Vienne.

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„Freundschaften, die aus gemeinsamer Arbeit erwachsen, bedeuten mir sehr viel“, sagt Hildur Guðnadóttir. „Es entsteht eine besondere Verbindung, je öfter man mit anderen musiziert – das ist fast wie Telepathie. Über 20 oder 30 Jahre mit jemandem zu spielen und dabei mitzuerleben, wie sich sowohl man selbst als auch die Freundschaft durch die Musik immer weiterentwickeln, ist wirklich wunderbar.“

Dear Diary …

„Where to From“ schälte sich aus musikalischen Tagebucheinträgen – oft kaum mehr als kurze Melodiefragmente, die Guðnadóttir mit dem Handy aufgezeichnet hatte, Spuren jenes „konstanten Stroms aus Musik“, der sie stets begleitet. Irgendwann schien der Moment gekommen: Einen Monat lang ging sie ihre Sammlung durch und wählte Melodien aus, die sie zu Kompositionen ausarbeiten wollte.

„Die ursprünglichen Ideen und Skizzen haben sich über sechs oder sieben Jahre hinweg in meinem Handy angesammelt“, sagt sie. „Nachdem ich an so vielen Filmmusiken gearbeitet hatte, war es für mich spannend, einmal ganz anders darauf zu schauen, wie mir Musik eigentlich begegnet. Es gibt viel Raum in der Musik in meinem Kopf. Als ich diese Handyaufnahmen wieder angehört habe, wurde mir klar: Das ist genau der geistige Raum, in dem ich besonders gern bin“, so die Musikerin aus Reykjavik.

Und sie ergänzt: „Ich liebe es, Musik nach Auftrag zu schreiben, aber da sind immer gewisse Parameter vorgegeben – etwa eine Geschichte oder ein zeitlicher Rahmen. Und dann gibt es die Musik, die einfach auftaucht. Wie das passiert, ist mir selbst ein Rätsel. Es ist die Musik, die mich nachts aufweckt oder mir plötzlich in den Kopf schießt – wenn ich fahre, spazieren gehe oder auf dem Rad bin. Sie kommt völlig überraschend!“

Die Wissenschaft dankt

Seit ihrem letzten Studioalbum vor zehn Jahren hat Guðnadóttir viel über Sinn und Wirkung ihrer bisherigen Soloeinspielungen nachgedacht. Besonders inspirierend war für sie das Feedback von Künstler:innen – darunter die Filmemacher:innen Todd Field und Sarah Polley –, die erzählten, wie wichtig Guðnadóttirs Musik für ihre eigene Kreativität war. Sogar ein Biologe berichtete, dass er beim Hören eines ihrer Alben einen Durchbruch in seiner Fotosynthese-Forschung erlebt hatte.

„Das Komponieren für dieses Album war für mich wie ein kreativer Dialog mit den Menschen, die die Musik einmal hören werden“, sagt Guðnadóttir. „Die Vorstellung, dass ich die Arbeit anderer inspirieren könnte, ist sehr motivierend. Mehr kann man sich gar nicht wünschen, wenn man etwas in die Welt setzt: dass die Schöpfung von etwas zur Entstehung von etwas anderem führt – weitere ,Woher‘ und ,Wohin‘.«

„Eindringlich und schön“

Es ist ein Album zum Dahinschmelzen. Zum Wegträumen. Zum Entschleunigen. Nicht mit dieser Grandezza, nicht mit diesem Bombast ausgestattet, den man von ihren Werken fürs Kino kennt. Eher eines, das auf die leisen Töne setzt. Die Stücke, oft von einer düsteren Atmosphäre geprägt, aber nicht nur, fließen ineinander über. Fetzen, Fragmente von Melodien durchbrechen dann und wann den Klangstrom.

„Where to From“ erscheint in allen Formaten. Das begleitende Booklet enthält ein Interview zwischen Guðnadóttir und dem Filmregisseur Todd Field (TÁR) sowie weitere atmosphärische Bilder von Vienne. „Ihr Werk ist so tiefgründig, eindringlich und schön. Es freut mich sehr, dass ich es auf diesem Album zeigen kann“, sagt die Komponistin.

Anspieltipps
Stimm
Erindi
Make Space
7.5
Zum Wegträumen.
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